Corona-Impfung:Streit um Strategie für Kinder

Hinweis

Leserbriefe sind in keinem Fall Meinungsäußerungen der Redaktion, sie dürfen gekürzt und in allen Ausgaben und Kanälen der Süddeutschen Zeitung, gedruckt wie digital, veröffentlicht werden, stets unter Angabe von Vor- und Nachname und dem Wohnort.

Schreiben Sie Ihre Beiträge unter Bezugnahme auf die jeweiligen SZ-Artikel an forum@sz.de. Zu Artikeln, die im Lokal- und Bayernteil der SZ erschienen sind, senden Sie Ihre Meinung gerne direkt an forum-region@sz.de.

Bitte geben Sie für Rückfragen Ihre Adresse und Telefonnummer an. Postalisch erreichen Sie uns unter Süddeutsche Zeitung, Forum & Leserdialog, Hultschiner Str. 8, 81677 München, per Fax unter 089/2183-8530.

Wann wird der Nachwuchs endlich geimpft, fragen die einen. Warum überhaupt impfen, wo Kinder doch weniger gefährdet seien als Erwachsene, meinen andere. Schulen offen lassen und einfach viel testen, schreibt ein Leser.

Zu "Ein Hoch auf die Stiko" vom 12./13. Juni" und "Prüfen und Piksen", 10. Juni:

Es gibt neben der virologischen Betrachtung auch soziale, psychologische und pädagogische Gründe, warum eine Impfung von Kindern und Jugendlichen sinnvoll ist: Mit einer Impfung können Kinder wieder vollständig am gesellschaftlichen Leben teilhaben, kann Schule stattfinden und Jugendliche können all die Unternehmungen starten, die ihnen das letzte Jahr verwehrt wurden. Darüber hinaus gibt es nicht wenige Kinder, die schlicht Angst vor dem Coronavirus haben. Seit einem Jahr hören sie, wie gefährlich es ist, und jetzt bekommen sie vermittelt, ihr werdet aber nicht geimpft.

Bei all den Berichten über psychische Probleme bei Kindern, dem Wissen um Lernrückstände, Fettleibigkeit etc. stehe ich fassungslos davor, wie die Diskussion in der Stiko geführt wird. Es zeigt einmal mehr, dass das Wohlergehen der Kinder in der Pandemie Nebensache ist und meines Erachtens auch in der SZ viel zu kurz kommt.

Hannes Greiling, Mannheim

In diesen Zeiten ist statistische Kompetenz für die Bewertung der Corona-Situation und insbesondere für die Impfempfehlungen von unmittelbarer Relevanz. Man würde erwarten, dass alle politischen Entscheidungen auf fundierter, sorgfältigster Statistik beruhen. Und dass sich die Politik von den qualifiziertesten Statistikern beraten lässt. Stattdessen werden Gremien und Institute in die Entscheidungsprozesse einbezogen, deren statistische Kompetenz zumindest zweifelhaft ist. Ein bizarres Beispiel sind die widersprüchlichen Astra-Zeneca-Impfempfehlungen der Ständigen Impfkommission (Stiko), die für ernst zu nehmende Statistiker haarsträubend waren. Die Stiko hat sich bei ihren Empfehlungen auf die unzureichende Datenlage in Deutschland berufen.

Die Autorin von "Ein Hoch auf die Stiko" lobt die politische Unabhängigkeit der Stiko und ihre Orientierung an "der" Wissenschaft. Es gibt aber nicht "die" Wissenschaft: Es gibt oft divergierende Positionen, die in wissenschaftlich bewährten, bisweilen langwierigen Prozessen geklärt werden müssen. Und erst bei der statistisch sorgfältigen nachträglichen Aufarbeitung der Empfehlungen der Stiko wird man ein klares Bild darüber gewinnen können, welche der umstrittenen Nichtimpfungsempfehlungen richtig waren und welche eventuell zu einer großen Zahl von vermeidbaren schweren Corona-Erkrankungen geführt haben.

Prof. Dr. Ulrich Trottenberg, Köln

Momentan ist die Impfmöglichkeit für Kinder gar nicht die Kernfrage. Für viele ist die Unsicherheit, welche Folgen eine Impfung von Kindern haben könnte, ohnehin zu groß. Es ist daher nicht zu erwarten, dass Kinder von zwölf Jahren an in Massen geimpft werden wollen. Warum belässt man es nicht dabei, bundesweit in Schulen dreimal die Woche zu testen: montags, mittwochs, freitags? Damit sollte es aus meiner Sicht auch außerhalb der Schule ohne Impfung und ohne Beleg möglich und erlaubt sein, wieder am Leben teilzunehmen. Eltern, die ihre Kinder impfen lassen wollen, sollten das natürlich tun dürfen.

Stefan Wülfert, Freiburg

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: