Corona:Die richtige Impfstrategie

Ob und wann und vor allem wer soll in welcher Reihenfolge geimpft werden? Diese Fragen müssen klar geregelt werden, finden Leser. Eine Schreiberin mahnt Aufklärung über die verwendeten Impfstoffe an, ein Mediziner fordert Anerkennung für China.

Corona: SZ-Zeichnung: Denis Metz

SZ-Zeichnung: Denis Metz

Zu "Wie Adrenalin" vom 16. November, "Mit sanftem Druck" sowie zu "Impfe und herrsche" vom 12. Novemberr und "Wir müssen reden" vom 10. November:

Gefahr falscher Anreize

Christina Berndt argumentiert in "Wir müssen reden" so über die Impfstoffverteilung: "Er sollte so verteilt werden, dass er möglichst viele Infektionen mit schweren Verläufen verhindert." Diese Ansicht zeigt, dass in der ganzen Diskussion Leben über Lebensqualität gesetzt wird, und es führt nach meiner Ansicht zu falschen Entscheidungen und perversen Anreizen. Zum einen muss dann der 90-jährige bettlägerige Demenzkranke der aktiven 70-Jährigen vorgezogen werden, schließlich ist der 90-Jährige viel anfälliger für einen schweren Verlauf.

Nach meinen Erfahrungen in der Altenpflege kann ich das wirklich nicht als sinnvoll erachten. Und zum Zweiten entlässt es alle, die nicht unverschuldet zu einer Risikogruppe gehören, einfach aus ihrer Verantwortung. Werden jetzt etwa Raucher mit einer frühen Impfung belohnt und aktive Freizeitsportler für ihren aktiven Lebensstil mit einer späten Impfung bestraft? Das ist die logische Konsequenz, wenn die Gefahr eines schweren Verlaufs der einzige Maßstab ist. Dann kann man jegliche Gesundheitskampagnen für die nächsten zwei Jahrzehnte vergessen, jeder wird sich daran erinnern, dass es egal ist, ob man was für seine Gesundheit tut. Zum Teil ist es sogar kontraproduktiv, denn man muss länger auf einen Impfstoff warten. Oder soll man wirklich anfangen mit Rauchen und Fressen, um schneller an den Impfstoff zu kommen? Es wird Zeit, darüber zu reden, wie wir am besten leben anstatt nur darüber, nicht zu sterben.

Prof. Holger Mitterer, Msida/Malta

Wer regelt die Reihenfolge?

Ich gehöre selber zu einer sogenannten Risikogruppe, aber gerade deshalb kann ich nicht dagegen sein, dass die Bevölkerung in Kategorien einzuteilen sein wird. Da sind die systemrelevanten Berufe, medizinisches Personal, Menschen in den Pflegeberufen, Lehrer, Polizei - und natürlich Bewohner von Altersheimen, Vorerkrankte, alte Menschen, und so weiter.

Mir steht es nicht zu, hier eine bestimmte Reihenfolge zu verlangen. Aber zu solchen Ideen, Situationen und Ansprüchen wird es kommen. Deshalb muss an die Verteilung/Verimpfung aus dem Blickwinkel der Empfänger gedacht werden. Entwürdigendes Gerangel in den "Warteschlangen" muss vermieden werden!

Es wird alsbald zu klären sein, wer in diesem Sinne für Klarheit sorgen soll und kann: Die Hausärzte sind es sicher nicht (mein Arzt erklärte mir auf die Frage, wie viele Risikopatienten er habe, der Altersdurchschnitt in seiner Praxis läge bei 68 Jahren!). Die Krankenkassen oder Impfzentren? Und auf welcher Informationsbasis? Jedenfalls sollte jede Verzögerung bei der Erreichung eines allgemeinen Impfschutzes vermieden werden.

Jörg Lamecker, Germering

Aufklären über die Impfstoffe

"Eine Impfpflicht schließt die Kanzlerin aus, allerdings könnten Berufsgruppen wie Ärzte, Polizisten, Lehrer und auch Eltern doch verpflichtet werden." Der Artikel "Mit sanftem Druck" regt an, die Zeit, bis der Impfstoff da ist, über die schwierige Frage der Impfpflicht gegen Corona zu diskutieren und aufzuklären. Zu einer Aufklärung gehört als Erstes, die Menschen über die Wirkungsweise der neuen Impfstoffe und deren Gefährlichkeit zu informieren. Sie greifen anders als bisherige Impfstoffe in die RNA, also das Genmaterial des Menschen ein. Impfschäden sind vorausgesagt und werden in Kauf genommen. Auch die SZ berichtet, jetzt müsse alles schnell gehen. "Für die Pharmaindustrie wirkt das Virus wie Adrenalin."

Seien wir wachsam. Seit Beginn des Jahres wurde uns nun eindringlich gepredigt, der Mensch ist als potenzieller Virusträger des Menschen Feind. Und die Rettung dagegen ist ein Impfstoff, der eigentlich noch Jahre getestet werden müsste.

Der Mensch ist mehr als ein Virenträger. Seine Gesundheit regelt in erster Linie das eigene Immunsystem, das durch dauernde Angst zerstört wird. Vertrauen und Liebe, rein geistige Qualitäten, machen den Menschen erst zum Menschen, und sie sind es auch, die das Immunsystem auf lange Sicht stärken. Dazu braucht es menschlichen Austausch, menschliche Begegnungen. Beweisen wir Mut und setzen auf die Eigenverantwortlichkeit der Menschen.

Gabriele von Moers, München

Chinas Ansatz sachlich würdigen

Die EU hat sich 300 Millionen Impfdosen von Biontech und Pfizer gesichert. Für mehrere 100 Millionen Impfdosen gibt es bereits Liefervereinbarungen mit den USA, Kanada, Japan etc. Die ärmeren Länder des Südens werden bei diesem Geschacher auf dem Impfstoffmarkt absehbar auf der Strecke bleiben. Wenn die Volksrepublik China jetzt an diese Staaten die Option auf chinesische Impfstoffe vergibt und dafür auch gleichzeitig günstige Kredite anbietet, ist das im Sinne internationaler Hilfe zu begrüßen. In der SZ wird jedoch die Meinung vertreten, dies diene China nur zur Ausdehnung seines Einfluss- und Herrschaftsbereichs, und das zudem mit unsicherem Impfstoff!

Tatsache ist, dass anerkannte chinesische Wissenschaftler gewissenhaft die verschiedenen Impfstoffe in China und in vielen anderen Staaten derzeit in Phase-III/IV-Studien testen, bevor sie außerhalb von Studien weltweit zum Einsatz kommen. In China ist der Staat in der Lage, auf die Impfstoffhersteller einzuwirken, eine global verantwortliche Verteilung zu gewährleisten. Selbstverständlich findet hier ein Systemwettbewerb statt. Bei aller Zurückhaltung gegenüber Chinas System sollte man sachlich die Vorteile der solidarischen chinesischen Impfstrategie würdigen.

Prof. Dr. Hannes Wandt, Nürnberg

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