CDU:Kandidaten-Fragen

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Es gehe nicht ums Wie und Wann, sondern darum, wer jetzt Kanzlerkandidat werde, schreibt ein Leser ungeduldig. Eine Leserin moniert, dass in den Debatten in Partei und Medien die Möglichkeit einer Bewerberin außen vor bleibe.

Zu "Problematische Wahl im Wohnzimmer" vom 10. Dezember: Die entscheidende Frage ist doch nicht, wie und wann die CDU ihren nächsten Vorsitzenden wählen wird, sondern vielmehr, wen sie wählt. Es dürfte doch derzeit kein Zweifel daran bestehen, dass keiner der drei Bewerber ausreichend viele Stimmen erhält, um die CDU "unbeschadet" in die Bundestagswahl zu führen. Gut gerechnet bekommt der Sieger um die 55 Prozent der Delegiertenstimmen. Nicht einmal die 100 Prozent des Herrn Schulz haben seinerzeit ausgereicht, eine Wahlkampagne erfolgreich zu gestalten.

Was bleibt also? Meines Erachtens muss die CDU Angela Merkel für die nächsten zwei Jahre zu ihrer Parteivorsitzenden wählen. Dies kann in Pandemiezeiten per Briefwahl geschehen. Danach können sich die Spahns, Brinkhaus', Günthers, Kretschmers oder, oder in Position bringen.

Merkel dürfte derzeit die Einzige sein, die die Christdemokraten geschlossen (!) in den Wahlkampf 2021 führen kann. Dass ihre Wahl zur Übergangsvorsitzenden zwangsläufig zu einem Kanzlerkandidaten Markus Söder führen könnte, wäre sicher kein Kollateralschaden.

Herbert Mack, Straßlach

Zu "Das brauche ich nicht noch mal", Interview mit Ralph Brinkhaus sowie zu "Neue Freiheit für die CDU" auf sz.de, beides vom 4. Januar: Mit einigem Erstaunen und Ärger habe ich das Interview mit Unionsfraktionschef Brinkhaus und den Kommentar dazu gelesen. Brinkhaus sagt, dass der künftige CDU-Chef nicht zwingend auch die Kanzlerkandidatur übernehmen müsse - es gäbe auch noch andere "Personen" in der Partei, denen er das zutrauen würde. Ich schließe daraus, dass sich nicht zwingend ein männliches, sondern durchaus auch ein weibliches Unionsmitglied um die Kanzlerschaft bewerben könnte.

Ob das realistisch oder zu erwarten ist, ist in meinen Augen erst mal nicht die Frage. Noch gibt es weder eine Kandidatur noch wurde gewählt. Es ist möglich; nirgends steht geschrieben, dass die Kanzlerschaft zwingend ein Mann ausüben müsse - zumal das Land derzeit von einer Kanzlerin regiert wird. Dennoch suggeriert vor allem der Kommentar, dass es sowieso nur ein Mann werden kann, der dann etwa vor dieser ein wenig paradox wirkenden Herausforderung stünde: "Jeder Tag, den er nicht neben der beliebten Kanzlerin bestehen muss, hilft ihm." Der Titel heißt "Neue Freiheit für die CDU", aber eines scheint, bei aller Freiheit, schon festzustehen: Es muss vielleicht kein Parteichef, jedenfalls aber ein Mann sein. Sonst müsste doch da irgendwo ein "oder Kandidatin" stehen?

Man kann in dem Kommentar die Schizophrenie regelrecht ablesen, an der die Partei und vor allem ihre Vision für die Zukunft zu kranken scheint - aber auch, wie unkritisch das in der Berichterstattung übernommen wird. Ein bei allem Respekt nicht mehr junger Mann wie Norbert Röttgen "fasziniert viele durch die Leidenschaft, mit der er die CDU jünger, weiblicher und digitaler machen will" - da darf man schon mal kurz hängen bleiben und sich fragen, was das in der Praxis bedeuten soll: Die Partei jünger und weiblicher machen wollen ist erwünscht - machen sollen das aber bitte mittelalte Männer?

Schon klar, (politische) Strukturen verändern sich so schnell nicht. Trotzdem wirkt die Art und Weise, wie hier, sowohl von Seiten der Partei als auch in der medialen Berichterstattung, das Thema "zukünftiger Kanzlerkandidat der Union" abgehandelt wird, am Ende doch recht entlarvend. Mir ist bewusst, dass im Fall eines solchen Kommentars, für den nur begrenzter Platz zur Verfügung steht, mit der Sprache manchmal etwas pragmatischer umgegangen werden muss. Trotzdem würde ich mir als Leserin wünschen, dass nicht so getan wird, als gäbe es da überall nur Männer. So wird zumindest auf sprachlicher, symbolischer Ebene eine Tür wieder zugemacht, die sich doch gerade erst geöffnet hatte: Frauen können vielleicht nicht Kanzler - aber Kanzlerin.

Andrea Heinz, Wien/Österreich

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