Professionelles Networking:Geben und Nehmen

Professionelles Networking: Kontakte helfen, wenn man auf der Karriereleiter weiter nach oben klettern will oder nach geeigneten Kandidaten für eine Stelle Ausschau hält. Gerade Managerschulen bieten besonders vielfältige Möglichkeiten, sein Netzwerk zu erweitern.

Kontakte helfen, wenn man auf der Karriereleiter weiter nach oben klettern will oder nach geeigneten Kandidaten für eine Stelle Ausschau hält. Gerade Managerschulen bieten besonders vielfältige Möglichkeiten, sein Netzwerk zu erweitern.

(Foto: mauritius images / Alamy / Gajus)

Von den engagierten Alumni-Vereinigungen einiger Business Schools können sich andere Hochschulen vieles abschauen. Drei Networking-Expertinnen stellen die Aktivitäten ihrer Bildungseinrichtung vor.

Von Christiane Bertelsmann

Alumni-Meetings können etwas von Klassentreffen haben: Man staunt, was aus dem ehemaligen Kommilitonen geworden ist - oder auch nicht -, schaut zurück auf vergangene Zeiten und versucht, Gemeinsamkeiten zu finden. Bei Alumni-Vereinigungen von Business-Schools liegt der Fokus vor allem darauf, Netzwerke zu knüpfen, die in beruflicher Hinsicht weiterhelfen. Gerade in den USA arbeiten Elite-Unis darauf hin, ihre Absolventen auch nach dem Abschluss an die Hochschule zu binden - nicht zuletzt, weil der berufliche Erfolg der Alumni auch auf die Hochschule abstrahlt.

Alumnus (Plural: Alumni) kommt übrigens aus dem Lateinischen vom Verb alere, zu Deutsch "ernähren". Der Alumnus ist also jemand, der genährt oder versorgt wird oder, anders gesagt, ein Zögling. Auch Stipendiaten werden manchmal als Alumni bezeichnet. Durchgesetzt hat sich der Begriff jedoch als Bezeichnung für Absolventinnen und Absolventen einer Universität oder Hochschule. Viele Business-Schulen leisten sich eigene Alumni-Betreuerinnen oder -Betreuer, die Kontakte zu den Ehemaligen pflegen.

Absolventen als Botschafter für Studienangebote

Professionelles Networking: Stefanie Best-Klossok hält persönliche Treffen im Bereich der Alumni-Arbeit für sehr wichtig.

Stefanie Best-Klossok hält persönliche Treffen im Bereich der Alumni-Arbeit für sehr wichtig.

(Foto: Thomas Hartmann)

Stefanie Best-Klossok, 43, ist Geschäftsführerin und Hauptansprechpartnerin für Alumni bei der Gutenberg School of Business Mainz:

"Kontakte schaden nur dem, der sie nicht hat. Auch wenn der Spruch nicht neu ist - er stimmt. Gerade in dem beruflichen Umfeld, in dem sich unsere MBA- und EMBA-Teilnehmerinnen und -Teilnehmer bewegen, sind Kontakte extrem wichtig. Ob jemand einen neuen Job sucht oder ob man sich gegenseitig unterstützt, wenn man eine Stelle zu besetzen hat - Kontakte helfen. Das ist auch bei unseren Alumni eine große Triebfeder.

Unsere Alumni-Vereinigung 'MBA Alumni Mainz' wurde bereits 2003 von damals Studierenden gegründet. Dieser Verein arbeitet eigenständig, aber in ständiger Kooperation mit uns. Wir in der Geschäftsführung sind für die zwei großen Events zuständig - und für die Alumni-Botschafterprogramme. Unsere beiden Jahresfeste, der Neujahrsempfang und das Sommerfest, sind wichtige Terminsäulen unserer Alumni-Arbeit. Zu den Festen laden wir alle derzeitigen und ehemaligen Angehörigen der Gutenberg School of Business Mainz ein, natürlich auch alle Förderer und Freunde - das hat schon Kultcharakter. Vergangenes Jahr haben wir das 20-jährige Bestehen unseres EMBA-Studiengangs gefeiert. Das war am 27. August, und wir haben es geschafft, so ziemlich den einzigen Timeslot zu finden, wo man 250 Leute ohne irgendeinen Quarantänefall hat zusammenbringen können. Ein Lichtblick im Corona-Jahr.

Eine Besonderheit bei uns in der Alumni-Arbeit ist das Botschafterprogramm. Damit binden wir Absolventinnen und Absolventen ein und generieren neue Teilnehmerinnen und Teilnehmer. Botschafter werden können Noch- oder ehemalige Studierende. Sie stellen uns ihre Daten und ihr Profil zu Verfügung, das präsentieren wir dann auf der Website. Wenn sich Studieninteressierte nach unserem Studienprogramm erkundigen, können wir direkt vermitteln: Sprecht doch mal mit diesem oder jenem Botschafter, der hat auch unsere Programme durchlebt und durchlitten. Die Botschafter selbst laden wir zu unseren Kamingesprächen mit Expertinnen und Experten und zu unserem Freitagabendtalk mit Entscheidern aus der Wirtschaft ein. Dort diskutieren sie mit Studierenden über Führungsthemen. Über eine digitale Form haben wir nachgedacht, das aber verworfen. Solche Veranstaltungen leben vom direkten Austausch.

Meine Aufgabe besteht darin, das Netzwerk zusammenzuhalten und zu koordinieren. Zu zahlreichen der ehemaligen Teilnehmerinnen und Teilnehmer sowie aktiv Studierenden habe ich einen persönlichen Bezug. Die zwischenmenschliche Komponente ist uns sehr wichtig. Ich glaube, was unsere Alumni-Arbeit auszeichnet, ist der ganz spezielle Gutenberg-Spirit. Wir sind authentisch, oder man könnte auch sagen: hemdsärmeliger, nahbarer als andere Managerschulen. Das liegt unter anderem daran, dass unsere Business School nicht so groß ist."

Die nachfolgende Generation besser kennenlernen

Professionelles Networking: Beide Seiten können voneinander lernen, sagt Martina Dengler: Mentees von den Mentoren - und umgekehrt.

Beide Seiten können voneinander lernen, sagt Martina Dengler: Mentees von den Mentoren - und umgekehrt.

(Foto: MBS)

Martina Dengler, 49, ist Alumni-Beauftragte bei der Munich Business School:

"Unseren MBA-Alumni und den Alumni generell ist der Kontakt zu aktuell Studierenden sehr wertvoll und wichtig: Sie genießen es, Jüngere zu treffen und mit ihnen zu diskutieren. Dadurch bekommen sie ein Gefühl für die nachfolgende Generation. Eine Alumna meinte einmal zu mir, sie freue sich jedes Mal, wenn sie im Gespräch mit den Studierenden bei unseren Treffen mitbekommt, wie es den 20-Jährigen aktuell geht, wie sie sind, wie sie ticken. Das hilft auch in Bezug auf jüngere Kollegen oder Teammitglieder und natürlich auch, was die Arbeit mit den Kunden angeht. So können Ältere herausfinden, was den jungen Kunden wichtig ist, wo sie ihre Prioritäten setzen.

Deshalb glaube ich, dass der Kontakt zwischen unseren Alumni und den Studierenden für beide Seiten bereichernd ist. Man geht ja eher davon aus, dass die Absolventen unglaublich viel wissen und dann an die Alma Mater zurückkommen, um ihr Wissen zu teilen. In unserem Mentoring-Programm, bei dem ältere erfahrene Alumni die jungen Studierenden unterstützen, höre ich von den Mentoren häufig, dass sie selbst etwas von ihren Mentees lernen, vor allem neue Sichtweisen, etwa auf männliche oder weibliche Identitäten, kulturelle Unterschiede bei unseren internationalen Studierenden oder was das Thema Digitalisierung angeht. Ich sehe das als ein Geben und Nehmen und versuche, beide Seiten zusammenzubringen. Etwa beim Bewerbungsgesprächstraining von Alumni für MBA-Studierende. Das ist ein neueres Angebot von uns und gerade für unsere internationalen Studierenden sehr nützlich, weil die Bewerbungskulturen ja schon je nach Herkunftsland recht unterschiedlich sind.

Natürlich lebt die Vernetzungsarbeit auch von Treffen am Ort, zum Beispiel anlässlich von Gastvorträgen. Die mussten während der Pandemie online stattfinden. Ich war selbst erstaunt, wie gut das funktioniert hat. Ich denke, das eine oder andere Online-Format werden wir auch dann beibehalten, wenn wir wieder regelmäßig Präsenzveranstaltungen machen können - aus einem ganz simplen Grund: Die Anreise fällt weg. Wir hatten einige wirklich gute Veranstaltungen mit Alumni, die gar nicht bei uns in München sind. Zum Beispiel einen Abend mit einem Alumnus, der bei Chanel Haute Couture in Paris beschäftigt ist. Der hat einen sehr engen Terminplan, aber online war es für ihn viel leichter, sich Zeit für seine Alma Mater abzuzweigen. Solche Angebote wollen wir weiter nutzen und ausbauen."

Regionale Netzwerktreffen mit Besuchen in Unternehmen

Professionelles Networking: Sigrid Fischer schätzt es, dass Alumni die Studenten in konkrete Unternehmens-Projekte einbinden.

Sigrid Fischer schätzt es, dass Alumni die Studenten in konkrete Unternehmens-Projekte einbinden.

(Foto: Daniel Reichel/HHL)

Sigrid Fischer, 35, engagiert sich als Alumni-Betreuerin an der HHL Leipzig Graduate School of Management:

"Was ich sehr schön finde an der Arbeit mit den Alumni, ist der Gedanke des weit über die Studienzeit hinausgehenden Verbundenseins sowie des lebenslangen Lernens. Deshalb stelle ich mich den neuen Studierenden schon in der ersten Woche vor und sage ihnen, welche Möglichkeiten sie später als Alumni haben. Wir zeigen unseren Studierenden so sehr zeitig, dass wir ihnen weit über den Studienabschluss hinaus etwas mitgeben können. Das verstehen wir als ein Angebot, das wir bereitstellen und das so viel oder so wenig genutzt werden kann, wie es die Absolventen wollen.

Unsere Alumni sind sehr international, gerade bei den Vollzeit-MBA-Absolventen liegt der Anteil an internationalen Studierenden bei 95 Prozent. Viele kommen hierher, um auf dem deutschen oder europäischen Arbeitsmarkt eine Karriere zu starten. Unsere Alumni können bei uns über die Karriereplattform Stellenangebote posten und miteinander in Kontakt kommen. Da hilft auch stark unser Career Development Team mit.

Schon im Studium tauschen sich unsere Studierenden mit den Alumni aus, etwa bei unseren Praxisprojekten. Dabei geht es darum, in Unternehmen über mehrere Monate konkrete Consulting-Projekte zu bearbeiten. Dafür fragen wir natürlich sehr oft auch unsere Absolventen, ob sie entsprechende Projekte für unsere Studierenden haben. So entsteht eine enge Bindung, die durch Gastvorträge der Alumni oder studentische Initiativen, bei denen die Ehemaligen mitwirken, noch ausgebaut wird.

Ein weiterer wichtiger Faktor in unserer Alumni-Arbeit sind unsere Chapter-Meetings, das sind regionale Netzwerktreffen. Die Treffen sind über ganz Deutschland verteilt und finden zusätzlich in der Schweiz und in London an den jeweiligen Standorten statt, wo wir eine große Community haben. Bei den Chapter-Meetings besuchen wir oft ein Unternehmen eines Alumnus oder einer Alumna am Ort und informieren über die neuesten Entwicklungen an der HHL. Während der Pandemie haben wir die Meetings online veranstaltet. Das hatte den Vorteil, dass auch Alumni, die weiter weg und in verschiedenen Zeitzonen leben, teilnehmen konnten. Aber trotzdem ersetzt es natürlich nicht das Netzwerken in Person.

Nach meiner Erfahrung profitieren sowohl die Ehemaligen als auch die teilnehmenden Professorinnen und Professoren von den Chapter-Meetings. Wir erfahren zum Beispiel, welche Skills aktuell im Arbeitsleben benötigt werden, und können so Feedback erhalten, wie wir das in unsere Lehre einbauen können. Das ist für beide Seiten gewinnbringend, denn auch die Alumni können so feststellen, welche Fähigkeiten eventuell noch vertieft werden könnten. Etwa zum Thema Leadership. Sie haben dann die Möglichkeit, dazu einen entsprechenden Weiterbildungskurs bei unserem Executive Education Team zu besuchen. Den müssen sie als Alumni nicht voll bezahlen, sie bekommen Rabatte."

Internationales Karrierenetzwerk

Auf dem Alumniportal Deutschland können sich Ehemalige untereinander vernetzen. Das Kooperationsprojekt der Alexander-von-Humboldt-Stiftung, des Deutschen Akademischen Austauschdienstes (DAAD) und des Goethe-Instituts richtet sich vor allem an internationale Alumni, die an deutschen Hochschulen studiert haben. Es vermittelt aber auch Kontakte zu deutschen Institutionen, zu qualifizierten Fachkräften oder zu anderen Alumni weltweit. Außerdem bündelt das Portal die Aktivitäten und Bildungsangebote von deutschen Organisationen, die im internationalen Umfeld tätig sind. Hochschulabsolventinnen und -absolventen, die Mitglieder des Netzwerks sind, können kostenfrei digitale Fortbildungen sowie Beratungsmöglichkeiten nutzen. Für sie wird zum Beispiel ein kostenfreies Karriere-Coaching angeboten.

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