Süddeutsche Zeitung

Britische Royals:Geschäftsmodell Interviews

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Die SZ habe zu viel über die abtrünnigen Royals Meghan und Harry berichtet, beschweren sich SZ-Leser. Das Geschäftsmodell des Paares sei durchsichtig - viele Schlagzeilen, viel Gage - und nicht unterstützenswert.

Zu " Krieg der Kulturen" und " Geldwerter Vorteil" vom 9. März:

Schade, dass die SZ dieser so leicht zu durchschauenden Boulevard-Schmonzette dieser "Palastflüchtlinge" einen so großen Raum gewährt. Mit dem großen Thema "Rassismus" lassen sich gute Schlagzeilen machen. Meghan ist eben Schauspielerin und hat die Bühne bei Oprah Winfrey in perfekter PR-Regie genutzt, um die 100-Millionen-Dollar-Gage bei Netflix und Co. vielleicht noch ein wenig auszubauen. Mit kryptischen Andeutungen und Tränen in den Augen berichtet sie davon, dass sie ja nicht "vorbereitet und so naiv gewesen sei für ein Leben als Royal...." Sogar Suizidgedanken habe sie gehabt ... so unglücklich war sie in ihrem "goldenen Käfig". Für mich ist das alles wenig glaubwürdig, und die SZ wäre gut beraten, dieses Thema zukünftig der Yellowpress zu überlassen. Auch wenn das Megathema "Rassismus" verlockend ist!

Heiko J. Fabian, München

"Wenn die Bourgeoisie und Aristokratie ihre Pflichten gegenüber ihren Abkömmlingen vernachlässigen, so ist es ihre eigene Schuld. Das Kind, das die Vorrechte dieser Klassen genießt, ist verurteilt, auch unter ihren Vorurteilen zu leiden." Das schrieb Karl Marx 1866 an die Delegierten der Internationale. Das möchte ich als Kommentar zu dem unsäglich ausgewalzten Berichten über die britischen Königskinder aussprechen.

Ulrich Sander, Dortmund

Auf vielen Seiten nur ein Thema:Harry und Meghan - die beiden geistern seit Monaten durch die gesamte Presse - leider auch in der SZ. Da machen ein Abkömmling der monarchistischen Bande und seine Angetraute seit Monaten ein Pressetheater mit hoher Einkommensgarantie, und alle Medien spielen mit. Sollen die Briten mit ihrem Königshaus glücklich sein, aber bitte liebe SZ, verschont uns.

Detlef Motl, Berlin

Die geäußerte Einschätzung, dass die Monarchie in Großbritannien so "unauffällig und bedeutungslos" sein könnte wie in Belgien oder Norwegen, zeugt von einem grundsätzlichen Missverstehen des britischen Staats- und Verfassungsrechts, das uns Kontinentaleuropäer oft in fataler Weise daran hindert, die scheinbar seltsamen Befindlichkeiten auf der Insel zu verstehen. Großbritannien existiert nämlich staatsrechtlich weiterhin im frühneuzeitlichen Modus eines Ancien régime. Bis heute heißen die zwei entscheidenden Mechanismen der britischen Staatskunst daher precedent (Vorbild) und prerogative (Vorrecht). Beide Mechanismen sind in der ungeschriebenen britischen Verfassung einzig und allein durch die Kontinuität der Institution Monarchie abgesichert.

Diese Institution ruht heute weiterhin auf der Beendigung der inneren Unruhen und Bürgerkriege durch die Glorious Revolution von 1688 (keine echte "Revolution", sondern eine Vertreibung des Katholiken James und Einladung an dessen protestantischen Nachfolger William of Orange durch die mächtigsten Adeligen und die Generalität/Admiralität) sowie allgemeinen Bürgerrechten (Bill of Rights 1689) und der gesetzlich abgesicherten protestantischen Thronfolge (Act of Succession to the Crown 1707). Die britische Monarchie ist also alles andere als ein Kostümverein mit weiblicher Führung: Sie ist zugleich Eckpfeiler der ungeschriebenen Verfassung und Ausgangspunkt aller staatsrechtlich legitimen Machtausübung durch die von der Mehrheit des Unterhauses getragene Regierung Ihrer Majestät.

Dr. Arne Hordt, Neuss

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Quelle:
SZ vom 19.03.2021
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