Brexit:Theresa May sollte die Farce absagen

Die britische Premierministerin betont ständig, sie habe einen klaren Auftrag der Bürger für den Austritt Großbritanniens aus der EU. Ein Leser sieht das anders, und belegt dies mit Zahlen.

"May schiebt Brexit-Votum auf" vom 11. Dezember:

Sie habe, schrieb die britische Premierministerin Theresa May, bei ihrem Amtsantritt einen klaren Auftrag zum Brexit gehabt. Never, Mrs May! Nicht nur, dass die Leave-Seite vor dem Referendum mit geradezu haarsträubenden Lügen und Realitätsfluchten imponierte, zeichnete sich das Leave-Votum auch durch eine Reihe unvereinbarer Vorstellungen zum Brexit aus: von der weiteren Mitgliedschaft im gemeinsamen Markt und der Zollunion, über die ausschließliche Mitgliedschaft im einen oder dem anderen oder "Teil-Mitgliedschaften" im einen wie dem anderen, bis zum vollständigen Ausscheiden aus allen Bestandteilen europäischer Integration.

Zudem waren und sind im Leave-Lager zwei Gruppen verbunden, deren Vorstellungen über die Zukunft des "Unabhängigen Königreichs" nicht weiter auseinander liegen könnten: hier quasi-trotzkistische Corbynistas, da neoliberalistische Rees-Moggites, die zusammen mit der EU am liebsten gleich jede Form gesellschaftlicher Kohäsion verschrotten möchten. Es gab nicht nur nach Zahlen keine Mehrheit für den Brexit (je nachdem, wie man zählt: 34 oder 37 Prozent der Wahlberechtigten), es gibt keine eindeutige Definition des Begriffs "Brexit", für den es eine Mehrheit geben könnte.

Dass die Premierministerin unter diesen Bedingungen keine Mehrheit dafür findet, was nun konkret geschehen soll, ist also nicht verwunderlich, ebenso wenig wie die "Lösung" verwundert, den Schwarzen Peter doch einfach erst mal nach Brüssel zu schieben. Was nun aber eigentlich unsinnig ist, weil es ja nicht Brüssel ist, das das UK "rauswerfen" will. Wenn es aber, teure Frau May, eben keinen klaren Auftrag gab und gibt, wie wäre es dann, die gesamte Farce komplett abzusagen, galt das Referendum doch ohnehin nur als nicht bindendes Votum.

Hermann Thomsen, Kiel

Helfer vom Kontinent

Jean-Claude Juncker, Emmanuel Macron und Angela Merkel sollten vor das britische Parlament treten und Theresa May den Rücken stärken sowie den Parlamentariern und Briten klarmachen, weshalb es keine wesentlichen Änderungen im Übereinkommen mit der EU geben wird und geben kann.

Manfred von Hassel, Frankfurt

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