Brenner-Bahnzulauf:Widerstand wird kleingeredet

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Gegner eines Ausbaus der Gleise durchs Inntal fühlen sich übergangen, bezweifeln die Notwendigkeit des Projekts und sehen Deutschland keineswegs im Verzug gegenüber den Nachbarn Österreich und Italien.

Zu "Hofmanns Kühe" vom 12. Mai:

Der Beitrag berichtet wunderbar über die Betroffenheit von Bürgern hier im Landkreis Rosenheim. Dabei wird nicht daran gespart, Halbwahrheiten zum Besten zu geben: "In Italien graben sie bereits, die Österreicher sind schon fertig." - Richtig ist: Die Österreicher haben ihr Nahverkehrsnetz ausgebaut und verkaufen es jetzt als Brenner-Nordzulauf, und die Italiener sind hinter Franzensfeste größtenteils noch nicht mal mit der Grobplanung des Südzulaufs fertig. Sonstige Fakten werden geflissentlich unterschlagen, zum Beispiel die immense Umweltbelastung für die Baumaterialien und in der Bauphase, die die Bahn als klimafreundliches Transportmittel nie wieder aufholen kann, oder dass die Bestandsstrecke nur zu 50 Prozent ausgelastet ist.

Der Lärm, der hier von den befragten Personen als unerträglich beschrieben wird, hängt nicht von der Menge der Züge ab, sondern vom mangelnden Willen der Bahn, den Lärmschutz an Zügen und Bahnstrecken zu verbessern. Denn auch wenn die neue unterirdische Streckenführung wie geplant 2040 fertiggestellt ist, werden zu den Zeiten, in denen die Hochgeschwindigkeitsstrecke mit Hochgeschwindigkeitszügen bestückt wird, alle Güterzüge tagsüber auf der Bestandsstrecke fahren. Also kann es weniger Lärm nur mit verbessertem Lärmschutz geben.

Für Natur und Menschen wäre es wichtiger, die Missstände der Regierungspolitik im EU-Binnenmarkt mit dem damit verbundenen Transportirrsinn zu beseitigen. Die Umwelt wird nicht dadurch geschützt, dass man ein Erholungsgebiet wie das Inntal zerstört, um völlig unsinnige Transporte durch Europa zu fördern, egal, ob mit Lkw oder Bahn. Der Verbrauchertrend geht europaweit zu regional, saisonal und fair produzierten Produkten. Welchen Sinn gibt es da, neue Transportwege durch ganz Europa zu schaffen, die noch dazu auf Planungen aus den 80er-Jahren fußen?

Helmut Enzinger, Brannenburg

Der Widerstand gegen den Brenner-Nordzulauf wird kleingeredet und als lokales Anliegen der unmittelbaren Anwohner dargestellt. 35 Kühe, eine Bahnlinie vor dem Garten, persönliche Betroffenheiten: alles sehr nett. Was mich ärgert, ist, dass bisher kein Reporter der SZ sich einmal die Mühe gemacht hat und auf die Argumente der Gegner eingegangen ist. Und es gibt viele davon. Wenn der deutsche Staat sich entschließt, ein Projekt zu realisieren, das einen zweistelligen Milliardenbetrag kostet (und dessen Bedarf immer noch nicht nachgewiesen ist), dann geht das nicht nur Ostermünchner oder Oberaudorfer an, sondern auch Rostocker, Kölner oder Saarbrücker. Es sind nämlich unser aller Steuergelder.

Ulrike Munninger, Neubeuern

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