Boris Palmer:Waschechter Neoliberaler

Zwei Leser bewerten den Tübinger Oberbürgermeister völlig unterschiedlich.

"Ruhestörung" vom 21. Dezember:

Auch die SZ unterstellt Boris Palmer, Oberbürgermeister von Tübingen, "hochintelligent" zu sein. Hochintelligent? Boris Palmer: "Wir Männer brauchen ab und zu eine Frau, damit wir nicht verwahrlosen." Welch ein Männer- und Frauenbild! Im Rahmen des "Cyber Valley Projekts" in Tübingen versucht er, Amazon anzulocken. Egal, ob bei Amazon die Löhne gedrückt, die Arbeitnehmerrechte ausgehebelt oder kaum Steuern bezahlt werden. Als Zugabe noch die Zahnradfabrik Friedrichshafen, damit in Tübingen auch die Rüstungsindustrie freien Zugang hat. Und das auf ökologisch sensiblem Gebiet.

Hinter der Maske des Robin Hood versteckt sich ein waschechter Neoliberaler. Immer mehr Grüne (nicht nur in Tübingen) wenden sich von Palmer ab. Aber immer mehr Zustimmung erhält er von der rechten Seite und den Speichelleckern. Palmer sagt, "Menschen zusammenzuführen" sei "nicht sein Ding". Versöhnen statt spalten wäre die Aufgabe eines Oberbürgermeisters. Palmer macht genau das Gegenteil.

Der unvergessene Wahl-Tübinger Walter Jens sprach von der "kleinen, großen Stadt Tübingen". Er sagte aber auch: "Tübingen ist immer beides zugleich: Geistesmetropole und tief-tiefe Provinz." Einen Egomanen wie Boris Palmer hat Tübingen nicht verdient.

Martin Hank, Tübingen

Herausragend

Die Diskussionen um Boris Palmer zeigen deutlich, dass nur Mittelmäßigkeit nicht verdächtig macht, gerade bei den Grünen, der derzeitigen "Wohlfühlpartei". Palmer "nervt" vor allem diejenigen, die es sich in ihren Lebenslügen sehr bequem gemacht haben. Welch ein Trauerspiel, dass hier einem solch herausragenden politischen Talent das Wasser abgegraben wird.

Andreas Kramer, Hamburg

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