Blockchain:Nützlich und sicher

Blockchain: Das Angebot steigt, die Nachfrage ebenso: Trotz hoher Risiken werden Kryptowährungen als Kapitalanlage immer beliebter.

Das Angebot steigt, die Nachfrage ebenso: Trotz hoher Risiken werden Kryptowährungen als Kapitalanlage immer beliebter.

(Foto: Marijan Murat/dpa)

In der Corona-Krise wächst das Interesse an der Blockchain.

Von Thorsten Riedl

Dürfen Tintenfisch, Garnele oder Languste überhaupt noch mit Genuss verzehrt werden? Viele Verbraucher zweifeln, wenn sie mehr über Fang- und Erntemethoden der Meeresdelikatessen erfahren. Mastercard, eigentlich bekannt für Kreditkarten, hat mit dem Start-up Envisble deshalb eine Lösung entwickelt, um die Meeresfrucht vom Fang bis zur Auslage im Laden zu verfolgen - dank der Blockchain. Vor wenigen Jahren noch war die Euphorie bei der Blockchain-Technologie groß. Zwischenzeitlich ist eine gewisse Ernüchterung eingekehrt.

Zum Verfolgen der Kette vom Fischer über die Fischereigesellschaft zum Meeresfrüchtevertrieb und den Großhandel bis hin zum einzelnen Fischgeschäft eignet sich die Blockchain perfekt. In einem herkömmlichen Verfahren hätte jeder Einzelne in der Lieferkette die Ware erfassen und die Daten auf einem gemeinsamen Server hinterlegen müssen. Mit der neuen Technik nutzen Mastercard und Envisible Sensoren, um die Meeresfrüchte automatisch auf ihrem Weg zum Verbraucher zu verfolgen. Damit machen sich die beiden einen der größten Vorteile der Technologie zunutze: Die Blockchain erleichtert die Zusammenarbeit besonders bei verschiedenen Akteuren, die sich untereinander nicht kennen.

Populär geworden ist die Blockchain mit dem Aufstieg der Kryptowährungen. Als der Bitcoin Ende 2017 an der 20 000 Dollar-Marke kratzte, war auch die dahinterstehende Blockchain-Technologie im Gespräch. Das Krypto-Geld wird von Person zu Person geschickt, ohne Bank im Hintergrund, die für die Transaktion gerade stehen würde. Möglich macht dies die Blockchain. Doch wie funktioniert das?

Im Grundsatz ist die Blockchain, wie der Name schon suggeriert, nichts anderes als eine Kette von Blöcken, Informationsblöcken, um genau zu sein. Am einfachsten kann man sie sich als digitales Buchführungssystem vorstellen: Jeder Block der Chain enthält Informationen über eine Transaktion, im Beispiel der Kryptowährung also Kauf oder Verkauf samt Zeitstempel, und ist mit anderen Blöcken über kryptographische Verfahren verkettet - das macht die Informationen in der Blockchain fälschungssicher. Die Daten werden nicht wie in herkömmlichen Verfahren auf zentralen Servern gespeichert, sondern bei den Beteiligten der Blockchain selbst. Jeder Teilnehmer hat so eine digitale Kopie und schreibt diese fort, sofern es zu weiteren Transaktionen kommt.

Obschon der Bitcoin die 40 000 Dollar-Schwelle zwischenzeitlich überschritten hat, ist es um die Blockchain ruhig geworden. Wie so oft in der IT-Branche starten junge Technologien mit großen Hoffnungen. Viele Unternehmen hätten anfangs die Blockchain-Technologie einführen wollen, ohne konkret um den Nutzen zu wissen, berichten Experten. So zählte das Marktforschungshaus CB Insights im Jahr 2018 noch 800 Investitionen über insgesamt 4,1 Milliarden Dollar in junge Unternehmen, die sich mit der Technologie beschäftigten. Ein Jahr drauf waren es nur noch 450 Vereinbarungen über 1,6 Milliarden. Vergangenes Jahr dürfte sich die Zahl wieder beschleunigt haben.

Denn am Reiz der Technologie hat sich nichts geändert. Und die Corona-Pandemie hat die Digitalisierung in vielen Industrien vorangetrieben. "Weltweit werden es 30 Prozent der Blockchain-Projekte schaffen, auch in der Produktion umgesetzt zu werden", prognostiziert Martha Bennett, Analystin beim Marktforschungshaus Forrester für 2021. In dieser Schätzung spiegele sich die realistischere Herangehensweise an Blockchain-Projekte ebenso wie die zunehmende Reife der Technologie.

In der Logistik und bei der Nachverfolgung von Lieferketten wird sie eingesetzt. Ihren größten Reiz hat sie nach wie vor für Vorhaben in der Finanzindustrie. Spätestens in fünf Jahren, wenn nach dem Willen von Christine Lagarde, Präsidentin der Europäischen Zentralbank (EZB), der digitale Euro Realität werden könnte, wird auch die Blockchain wieder im Gespräch sein.

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