Bildung:Im Zeugnis mangelhaft

Warum Bildungsministerin Karliczek in der Bundesschülerkonferenz schlecht abschneidet und warum Berliner Schulen es vergleichsweise schwer haben - obwohl jetzt für 60 Neubauten viel Geld fließen soll.

Zu "Stets bemüht, aber mangelhaft" vom 18./19. Juni: Die Bundesschülerkonferenz in Berlin stellt der Bildungsministerin zu Recht ein schlechtes Zeugnis aus, aber brillant formuliert und von der Interviewerin pfiffig nachgefragt. Der Generalsekretär beanstandet zu Recht, dass die Ministerin bei Schulthemen auf Bundesebene von den Schülern Akzeptanz fordert, aber die Bundesschülervertretung als legitimierte Mandatsträger in die Erörterung der sie betreffenden Themen in keiner Weise mit einbindet. Trotz Einladung hat sie nicht eine Konferenz der Bundesschülervertretung besucht, geschweige denn ab- oder zugesagt und an vier Terminen unentschuldigt gefehlt.

Im Zeugnis der Bundesschülerkonferenz wird die Ministerin als stark versetzungsgefährdet beurteilt.

O'Donnell Fromelt, Freiburg

Zu "Wie hinterm Ku'damm", 1./2. Juni: Die oft und gerne kolportierte Behauptung, Berlin gebe am meisten Geld aus pro Schüler, wage ich zu bezweifeln: Berlin hat die geringste Zahl an Feiertagen im Land. Die verbeamteten Berliner Lehrkräfte haben das höchste Stundendeputat aller Landesbeamten. Am baulichen Zustand der Schulen kann es nicht liegen; es ist teils lebensgefährlich, die Schulen zu betreten, in denen immer wieder Deckenteile und anderes einstürzen. In jedem anderen Bereich würden Arbeits- und Gesundheitsschutz eingreifen.

Die Berliner Lehrkräfte bezogen über Jahrzehnte das geringste Gehalt im Vergleich der Länder und liegen bis heute unter dem Bundesdurchschnitt; Berlin hat über Jahre hinweg Gehälter gekürzt, indem Weihnachts- oder Urlaubsgeld/Arbeitszeitkonten gestrichen oder reduziert, Urlaubstage gestrichen, Zuzahlungen zur Beihilfe eingeführt wurden. Berlin gibt an die Bezirke für jeden Schüler einen Betrag aus, der an die Schulen weiterzuleiten ist - dieses Geld verschwindet teils im Nirwana, und niemand kann sagen, wo es bleibt.

Für mich besteht seit Jahren der Eindruck, dass Berlin nicht aufdecken kann oder aufdecken will, wie die angeblich bundesweit höchste Summe zustande kommt - ich kenne jedenfalls keinen (schul)alltagsrelevanten bildungspolitischen Aspekt, in dem Berlin führend ist. Dazu kommen die erheblichen Mehrbelastungen durch das jahrgangsübergreifende Lernen (Jül) und die Inklusion. Die auch von der derzeitigen Senatorin versprochene Zusatzausstattung mit Personal, Geld und Umbauten wurde entweder nie umgesetzt oder rückgängig gemacht.

Wenn der Artikel den Eindruck erweckt, Reformen scheiterten am Willen der Lehrkräfte, so ist das nur ein Teil der Wahrheit: Eine Großzahl der Schulen, die zum Beispiel Jül durchaus offen gegenüberstanden, kamen davon ab, weil Versprechen des Senats, wie dieser Wandel unterstützt werde, schlichtweg gebrochen wurden.

Albrecht Trübenbacher, Berlin

Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: