Bahn:Bewegt euch

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Das große Silvesterrätsel. SZ-Zeichnung: Michael Holtschulte (Foto: N/A)

Die Politik kritisiert die Bahn? Ausgerechnet die, meinen Leser. Sie können sich gar nicht genug echauffieren über den aus ihrer Sicht falschen Weg, den die Bahn einschlagen musste. Gefordert wird ein Umdenken - vor allem in der Politik.

Pro & Contra Bahnfahrten vom 19. Dezember, "Was ist faul bei der Bahn?" und "Am Zug" vom 18. Dezember sowie weitere Artikel zum Thema Bahn:

Stunden ohne Essen

Wenn man seit halb drei Uhr morgens auf den Beinen ist, um mit dem ICE 783 von Hamburg nach München zu fahren, und das Bordbistro nur wegen eines fehlenden Schlüssels die ganze Strecke nicht geöffnet werden kann, dann hat das nichts mit Nörgeln zu tun! Über Stunden ohne Getränke und Essen, auf welche man sich verlassen hat, ist nicht gerade witzig.

Uwe Möller, Bordesholm

Untätige Minister

Auf der Titelseite stellen Sie die Frage: "Was ist faul bei der Bahn?" und benennen marode Schienen, kaputte Züge und Verspätungen. Der Vollständigkeit und der Fairness gegenüber den Mitarbeitern halber muss die Liste erweitert werden um: ein schlechtes, vorwiegend profitorientiertes und ebenso servicefeindliches Management und mehrere untätige CSU-Bundesverkehrsminister. Oder ist der Bund vielleicht doch daran interessiert, dass sich die Deutsche Bahn nicht zu viel verbessert?

Stefan Schrader, Berlin

Halt an jeder Milchkanne

Die Krise, in der sich die Deutsche Bahn aktuell wieder einmal befindet, ist hausgemacht. Weniger durch ein fatales Management als durch die Strukturen, in denen gearbeitet werden muss. Der Bund als Eigentümer verlangt von der Bahn, nach dem Prinzip der Gewinnmaximierung zu handeln. Mit der Folge, dass nun bahneigene Containerschiffe im Indischen Ozean schwimmen und lediglich ein Drittel der Gewinne aus dem Nah- und Fernverkehr in Deutschland stammen. Hinzu kommt, dass die DB gegenüber anderen Verkehrsmitteln strukturell benachteiligt wird, da Kerosin immer noch nicht besteuert wird und Flugunternehmen so günstigere Preise anbieten können. Man kann nicht in Paris und Kattowitz für den Kampf gegen die Erderwärmung werben und der Lösung einer fast klimaneutralen Mobilität gleichzeitig den Weg versperren. Bahnverkehr ist öffentliche Daseinsvorsorge und sollte nicht nach Profitmaximierung streben. Denn wir brauchen weiterhin ein Verkehrsnetz, das an jeder Milchkanne haltmacht.

Mathis Brinkmann, Jena

Falsche Weichenstellung

Wenn der Bahnbeauftragte der Bundesregierung Enak Ferlemann in Sorge um den Zustand des Konzerns ist, macht er es sich zu einfach. Zur Wahrheit gehört, dass es einen Aufsichtsrat gibt, in dem viele politische Vertreter sitzen, die bisher geschwiegen haben, wie das Unternehmen Milliardenschulden machte, ohne vernünftige Lösungen zu erreichen. Dem Bahnvorstand müssen endlich professionelle Aufsichtsräte an die Seite gestellt werden. Überdies wird von Experten die Trennung von Netz und Transport gefordert.

Dr. Friedrich Humpert, Krefeld

Täter rügt Opfer

Bei allen, auch schwerwiegenden Fehlern, welche die Führungskräfte der Bahn in den vergangenen Jahren gemacht haben (führend dabei Hartmut Mehdorn), der schwerste Fehler wurde von der Bundespolitik gemacht mit der Umwandlung der Bahn in einen gewinnverpflichteten Konzern. Dem ist die Aufspaltung der Bahn in ein unübersichtliches Geflecht von eigenständigen Gesellschaften geschuldet, was zu Recht angeprangert wird.

Gerd Baumann, München

Die Mitarbeiter baden es aus

Es erscheint mir pervers, dass allein in diesem Jahr die DB AG für 150 Millionen Euro

Berater beauftragt, statt die verantwortlichen Mitarbeiter vor Ort zu fragen, woran es fehlt und mit welchen Maßnahmen die Züge zuverlässiger fahren würden: Das würde Probleme lösen und vor allem auch die Motivation der Mitarbeiter heben. Es waren ja die McKinseys und andere, die zu Stellen- und Gleisabbau rieten, die nun Überstunden und Verspätungen verursachen - alles Folgen, die die Mitarbeiter ausbaden müssen!

Prof. Karl-Dieter Bodack, Gröbenzell

© SZ vom 29.12.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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