Autos:Umweltfreundlich fahren - nur wie?

Im Buch Zwei vor einer Woche stand im Mittelpunkt, woran es bei der E-Mobilität noch krankt. Leser regen an, sich doch auch einmal die Wasserstofftechnologie anzuschauen. Und kritisieren die Politik.

Zeichnung für die Forumseite vom 12.1.2019

Nach der Havarie der "Zoe" in der Nordsee. SZ-Zeichnung: Denis Metz

"Wunsch und Wirklichkeit" vom 5./6. Januar:

Versagen aller Eliten

Die Recherchen für das Buch Zwei über Elektromobilität zeigen, dass es offensichtlich in Deutschland über Dekaden nicht möglich war, Innovationen in die E-Mobilität als das anzuerkennen, was sie sind: die Weiterentwicklung von umweltgerechten Fortbewegungsmitteln, die nicht dazu ausgelegt sind, Status zu symbolisieren, sondern die den ökologischen Notwendigkeiten gerecht werden. Das Mantra der wegfallenden Arbeitsplätze, Quartalsergebnisse als Messung von Effizienz sowie die unerträgliche Arroganz aller Beteiligten, sowohl im obersten Management als auch in den Aufsichtsräten, wozu auch Parteipolitiker jeglicher Couleur gehören, und nicht zuletzt bei den Gewerkschaften. Sie meinen, Innovationen gemeinsam aufhalten zu können, und vergessen dabei leider nur - der Steinkohlebergbau ist dafür das beste Beispiel -, dass das Beharren auf alten volkswirtschaftlichen/betriebswirtschaftlichen Weisheiten und ökologischen Zusammenhängen nicht dazu geführt haben und nicht führen werden, dass Arbeitsplätze erhalten bleiben können.

Eine konsistente Strategie im technischen Bereich, insbesondere das Thema der Batterien und deren Leistungsfähigkeit und notwendige Stückzahlen, wie auch die dazugehörigen volkswirtschaftlichen/betriebswirtschaftlichen/ökologischen Aspekte, einschließlich des Themas der Arbeitsplätze, sind aktuell in Deutschland nur in rudimentärsten Ansätzen zu erkennen, nachdem man über Jahrzehnte das Thema schlicht und ergreifend ignoriert hat. Ein Versagen aller wirtschaftlichen/politischen Eliten. Der gut recherchierte Artikel hinterlässt nicht den Eindruck, dass sich aktuell daran etwas ändert.

Udo Goldstein, Selm

Weg in die Sackgasse

Die unterschwellige Euphorie, 2019 als "Jahr des E-Autos" auszurufen, verengt die Perspektive einer Wende in der Verkehrspolitik. Andere Antriebe wie Gas oder Wasserstoff stehen übrigens ebenfalls zur Verfügung! Wer gründlich und ökologisch über moderne Mobilität nachdenkt, muss sich Gedanken machen, in welchen Bereichen ÖPNV, Bahn, Privatauto, Fahrrad oder Carsharing-Modelle zur gewünschten Mobilität in einem Gesamtkonzept beitragen sollen. Der Staat kann die Verkehrsplanung nicht mehr der Automobilindustrie überlassen. Die Ideologie "Freie Fahrt für freie Bürger" hat den Weg in die Sackgasse gefördert und die Stadtplanung in Zugzwang gebracht. Wer möchte die autogerechte Stadt mit Lärm, Schadstoffen und Einengung des öffentlichen Raums weiter als beste aller Welten propagieren?

Rolf Sintram, Lübeck

Wasserstoff - leider verkannt

Sie haben in Ihrem zweifellos gut recherchierten Artikel recht, dass die deutsche Automobilindustrie eine Entwicklung verschlafen hat. Aber Sie haben nicht recht, dass es sich dabei um das "E-Auto" mittels Batteriebetrieb handelt. Es handelt sich viel mehr um den mit Wasserstoff betriebenen Motor, dessen Entwicklung, bereits weit fortgeschritten und teilweise sogar im Einsatz, in den Schubladen wieder verschwand. 0-Emission, einfache, günstige und endlose Bereitstellung des Brennstoffes, vorhandene Tankstellen könnten ohne große Probleme umgerüstet werden. Das E-Mobil ist sinnvoll einsetzbar für Kurzstrecken in begrenztem Umfang, also im Stadtverkehr, aber nicht flächendeckend! Vielleicht sollten Sie mal in dieser Richtung recherchieren und nicht nur dem Zeitgeist E-Mobilität hinterherlaufen.

Helmut Schäfer-Achatz, Lenggries

Nur Vorteile

Die im Artikel aufgezählten Nachteile von E-Autos: Geringe Reichweite, umständliches Laden, umweltschädliche Stromproduktion lassen sich sehr einfach beheben: mit der Brennstoffzelle.

Reichweite: Die Modelle von Hyundai fahren schon mehr als 500 Kilometer. Und das ist ja gerade mal der Anfang.

Umständliches Laden: Man tankt Wasserstoff nicht viel anders als bisher Benzin oder Diesel, es dauert auch nicht viel länger. Das Tankstellennetz ist noch dünn, aber das kann sich schnell ändern.

Umweltschädliche Stromproduktion: Hier liegt der größte Vorteil der Brennstoffzelle, denn es gibt kaum einen schlaueren Stromspeicher als Wasserstoff. Immer, wenn zu viel Ökostrom erzeugt wird, weil zum Beispiel zu viel Wind weht oder zu viel Sonne scheint (und das ist öfter der Fall, als man annimmt), wird der überflüssige Strom für die Herstellung von Wasserstoff verwendet. Und aus dem Auspuff kommt nichts als reiner Wasserdampf. Ich würde gerne mal die Gegenargumente hören.

Wolf Bruns, München

Es muss kein Monster sein

Ich bin sicher, dass in Zukunft nicht ein einziges Konzept das Rennen machen wird, sondern dass es darauf ankommt, wofür man das Auto braucht. Beispielsweise sind Reichweite und der Ausbau von Ladestationen nicht entscheidend, wenn man das Fahrzeug als Zweitwagen nutzt und regelmäßig auf heimischem Boden abstellt, wo Strom verfügbar ist. Ich würde mir ein preiswertes, einfach ausgestattetes, zuverlässiges und wartungsarmes Fahrzeug wünschen, das nicht unbedingt einen Miniaturisierungswettbewerb gewinnt. Dafür gibt es sicher einen Markt. Auch Fahrzeuge für manche Handwerker können in diese Kategorie passen. Die Zukunft der Autoindustrie rettet das alleine nicht. Wie Ihr Bericht zeigt, eröffnet sie aber eine Nische für Firmengründer.

Es ist für mich unverständlich, warum viele der klassischen Firmen den Einstieg in die Elektromobilität mit Monsterfahrzeugen suchen. Auch das Design bei den Verbrennungsfahrzeugen geht in diese Richtung. Besonders aufgefallen ist mir in letzter Zeit bei manchen Premiumfahrzeugen, dass die Auslassöffnungen für die Abgase stark vergrößert und optisch hervorgehoben werden, auch mit Chromeinfassungen. Bei einem zehn Jahre alten Acht-Zylinder-Mercedes ist der Auspuff kaum zu sehen. Es gibt sie also doch, die Weiterentwicklung im Automobilbau. Ich hoffe, dass man sich bei den Elektrofahrzeugen mehr einfallen lässt.

Prof. em. Herbert Maerkl, Hamburg

Neue Konzepte, bitte

Gewollt war nicht der Niedergang, sondern der Spitzenplatz der Produktion von Kraftfahrzeugen - was beides erreicht wurde, verbunden mit dem CO₂-Ausstoß und sonstiger Schadstoffe in die Atmosphäre. In der sich so rasant verändernden Welt blieben bei den Akteuren die selbst verursachten Veränderungen unbeachtet. Das Beharren auf meisterhaft beherrschten alten Technologien kennzeichnet nicht nur unsere Autoindustrie, die Stromgewinnung und Landwirtschaft tragen gleichermaßen zum Export bei, auch wenn unsere Lebensgrundlagen Luft - Wasser - Boden zuschanden kommen und obendrein dadurch das Klima lebensfeindlich verändert wird.

Das Zusammenspiel aus wirtschaftsfördernder Politik, Industrie und Wirtschaftswissenschaft beansprucht objektiv, rational zu handeln. Stimmt das? Kurzfristig, zufallsbedingt ja, langfristig nein. Wir brauchen Konzepte für Mobilität, für Artenschutz und Bildung. Als Technologieland müsse wir nachhaltige Zukunftsindustrien und Landwirtschaft ausbauen, Fotovoltaik- und Windindustrie absichern sowie eine Notbremsung beim CO₂-Ausstoß durchsetzen.

Klaus Warzecha, Wiesbaden

Nach Asien gucken

Ihr ausführlicher Artikel über die Probleme der deutschen Autoindustrie mit der Elektromobilität hat mir gut gefallen. Bitte schreiben Sie doch auch mal einen ebenso fundierten Artikel über die asiatische Konkurrenz der deutschen Autobauer: Japan, Südkorea, China und Indien. Wenn wir eine führende Exportnation bleiben wollen, müssen wir uns mit deren Leistungen und Strategien intensiver als bisher befassen.

Johannes Braedt, München

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