Süddeutsche Zeitung

Augsburg:Murksus maximus fürs römische Museum

Statt immer nur planerisch auf der Stelle zu treten, sollte die Stadt lieber zugeben, dass sie sich kein Museum leisten kann.

"Generalkonservator verlangt neues Römermuseum in Augsburg" vom 7. Januar:

Dass Augsburg über kein Römisches Museum verfügt, ist bedauerlich und peinlich, nicht nur angesichts der neuen spektakulären Funde. Etliche Stadtregierungen, Kulturreferenten und Gremien waren damit befasst, sind aber letztlich über das Provisorium im Zeughaus nicht hinausgekommen. In der letzten Amtsperiode wurden mehrere zehntausend Euro für ein Museumsentwicklungskonzept verausgabt. Nun steht die neue Schleife bevor: Portionsweise Digitalisierung und Überarbeitung des Provisoriums, außerdem eine erneute Suche nach einem geeigneten Standort für das neue Museum. Das klingt perspektivisch, ist aber Spielen auf Zeit, denn es liegen ja durchaus Konzepte und Beschlüsse vor - so verbringt man die nächsten Jahre und kann sich der Bürgerbeteiligung rühmen. Dabei wird die digitale Aufbereitung - sicher vom Feinsten - enorm viel Steuergeld verschlingen, dürfte aber kaum Auswirkungen auf den Tourismus haben. Auf dem neuesten Forschungsstand sollen die Präsentationen sein, aber wer soll das leisten, wenn die städtische Personalausstattung von Provisorium und Stadtarchäologie gerade einmal für den Alltagsbetrieb reicht? Redlicher wäre die klare Aussage, dass sich die Stadt ein römisches Museum schlicht nicht leisten kann. Dann wäre die Hängepartie vorbei und man könnte nach Alternativen suchen Richtung Freistaat oder Privatinvestoren. Was derzeit stattfindet, ist Augenwischerei. Umso wichtiger, dass Generalkonservator Mathias Pfeil deutlich seine Erwartungen formuliert hat.

Prof. Dr. Gregor Weber, Stadtbergen

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Quelle:
SZ vom 13.01.2022
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