Kommentar "Dreckig und teuer" vom 12. April, "Nukleare Nachsorge" vom 27. April, "Zahlen, bitte" vom 16. April:
Brandgefährliche Technik
Alle Fakten müssen auf den Tisch. Dieses Votum aus dem Artikel "Nukleare Nachsorge" teile ich sehr gerne. Allerdings ist das Thema viel zu eng gefasst. Ausgerechnet am 38. Jahrestag des Reaktorunfalls in Tschernobyl begrenzt sich der Autor auf die Frage, ob es im Frühjahr 2022 sinnvoll war, am Atomausstiegsbeschluss von Angela Merkel aus dem Jahr 2011 festzuhalten. Sind die Schlagzeilen von damals schon vergessen, als russische Panzer Ende Februar 2022 am Unfallreaktor vorbeifuhren? Als der größte europäische Reaktorstandort Saporischschja in der Ukraine von russischen Truppen erobert wurde?
Das Bundesamt für Strahlenschutz erstellte damals für die Bundesregierung tägliche Situationsdarstellungen, weil natürlich längst bekannt war, dass die Kernenergienutzung und ein konventioneller Krieg eine bedrohliche Gemengelage schafft. Sollen diese Akten veröffentlicht werden? Wieso eigentlich hat im Frühling 2021 die unionsgeführte Bundesregierung immer noch Nord Stream 2 befürwortet? Obwohl doch längst absehbar war, dass im Kreml verhängnisvolle Weichen der Kriegsvorbereitung gestellt wurden? Was damals in den Akten auf Regierungsebene notiert wurde, würde mich auch sehr interessieren! Ja, es ist an der Zeit, dass alle relevanten Akten auf den Tisch gelegt werden.
Dr. Martin Bleher, Düsseldorf
Dreifacher Irrtum
Die Befürworter der Atomkraft unterliegen einem dreifachen Irrglauben: Eine Nuklearkatastrophe wie in Tschernobyl sei erstens nur in einem maroden Staatswesen möglich, und die Sowjetunion der 80er-Jahre war solch ein marodes Staatswesen. Dagegen seien moderne Industrienationen wie Frankreich oder Japan dank ihrer Hochtechnologie vor einer Nuklearkatastrophe gefeit. Zweitens sei Europa ein befriedeter Kontinent, ein Krieg in Europa im 21. Jahrhundert, dem Hunderttausende Menschen zum Opfer fallen und an dessen Frontlinie sich Europas größtes Atomkraftwerk befindet, könne daher mit absoluter Sicherheit ausgeschlossen werden. Und drittens: Die Atomkraft sei sicher.
Roland Sommer, Diedorf
Strom einsparen
Als ich den Artikel "Nukleare Nachsorge" las, musste ich an die Weisheit denken, wonach man von einem Pferd absteigen sollte, wenn es tot ist. Auch wenn es viele nicht wahrhaben wollen oder bislang nicht verstanden haben: Die Atomkraft ist tot, nicht nur in Deutschland.
Die Gründe sind sehr einfach: Ohne massive Subventionen seitens des Staates etwa ist die Energieerzeugung durch Kernkraft zu teuer (sagen auch die privatwirtschaftlichen Betreiber der Atomkraftwerke selbst). Die Entsorgung des noch Jahrtausende strahlenden Atommülls ist nach wie vor ungelöst. Die Diskussion über Atomkraft lenkt zudem nur davon ab, den Ausbau der alternativen Energien (und der Speichertechnik) voranzutreiben. Ich weiß nicht, ob schon jemand davon gehört hat, dass man auch Strom einsparen kann, indem man nicht alles und jedes elektrisch betreibt oder ständig neue Dinge erfindet, die nur mit Strom funktionieren.
Erich Würth, München
Klimakiller Atomkraft
Es ist erfreulich, dass Nakissa Salavati, was selten vorkommt, in ihrem Artikel "Dreckig und teuer" darauf hinweist, dass Atomstrom nicht sauber ist. Der Abbau von Uran zerstört die Umwelt. Da im Erz immer weniger Uran vorkommt, bedarf es erhöhter technischer Aufwendungen zur Gewinnung des Rohstoffs, was auch den CO₂-Ausstoß steigert. Je nach Herkunft des Urans liegt der Treibhausgasausstoß für eine Kilowattstunde Atomstrom bei bis zu 110 Gramm CO₂-Äquivalenten. So schreibt es das Umweltbundesamt mit Verweis auf Berechnungen des Weltklimarates IPCC aus dem Jahr 2014. Deshalb ist es umweltfreundlicher und kostengünstiger, alle Anstrengungen auf den Ausbau der erneuerbaren Energien zu konzentrieren.
Artur Borst, Tübingen
Sprechen Sie mit Herrn Burger
Wie wohltuend zu lesen war der Artikel "Zahlen, bitte" von Jan Schmidbauer. Kompliment! Der darin porträtierte Wissenschaftler Bruno Burger vom Fraunhofer-Institut, der auf der Website "Energy Charts" Daten zur Stromgewinnung in Deutschland zusammenstellt und den Mythen vom dringend gebrauchten Atomstrom entgegentritt, sollte nicht auf Robert Habecks Gehaltsliste stehen, nein: Eine Etage höher, bitte, nämlich auf der Gehaltsliste von Olaf Scholz! Denn wir wissen doch alle, dass es der Regierung insbesondere an einer erklärenden Kommunikation mangelt. Wer so sachlich Fake News fein säuberlich zerpflückt, und zwar mit echten Fakten wie Herr Burger, könnte der Regierung Scholz nur guttun. Zusammen mit einer brillanten Kommunikationswissenschaftlerin oder einem brillanten Kommunikationswissenschaftler könnte dieses Team das Ansehen der Ampelregierung vielleicht wieder geraderücken. Also Herr Bundeskanzler, ich schätze, Herr Burger wäre gesprächsbereit.
Brigitte Glismann, Ludwigshafen
Lügen als Lügen benennen
Wunderbar erlösend! Und das durch akribische naturwissenschaftliche und journalistische Recherche. Solide erhobene und für jedermann nachprüfbare Zahlen im Bereich der Energieversorgung von einem Professor des Fraunhofer-Instituts Freiburg einerseits - haltlose Schmähungen bis hin zur Lüge mancher CSU- und CDU-Politiker andererseits. Und der Kontrast mit befreiender Klarheit dargelegt von Jan Schmidbauer. Ebenso erfreulich, dass Lügen als solche bezeichnet werden und nicht mit anderen Begriffen bemäntelt und beschönigt werden. Herzlichen Dank für die Aufklärung!
Dr. Claudia Rupp, München
Mehr Photovoltaik für Privatleute
Vielen Dank für den Artikel "Zahlen, bitte". Hier fand und finde ich genau die Zusammenfassung, die bei Diskussionen um die Photovoltaik mit Nachbarn und Freunden sehr hilfreich ist. Ich habe mich nun auf der Plattform energy-charts.info des Fraunhofer-Instituts für Solarenergie umgeschaut. Super Arbeit von Herrn Burger und seinen Mitarbeitern!
Ein Freund hat sich letzten Herbst eine Photovoltaikanlage mit Batteriespeicher aufs Dach setzen lassen. Die ersten Erfahrungen klingen sehr vielversprechend, was die Kosten anbetrifft, die man spart, indem man seinen Strom selbst erzeugt. Dagegen erscheint mir der Verkaufspreis des nicht selbst benötigten Stroms, der ins Netz fließt, leider sehr mickrig. Es braucht aus meiner Sicht ein besseres Modell, damit Photovoltaik für die "kleinen" Leute attraktiver wird.
Wenn viele Haushalte über Batterien verfügen, könnten diese Energie speichern, wenn auf ihrem Dach oder Balkon gerade zu viel erzeugt wird. Damit würden auch die Stromnetze weniger belastet werden. Windkraftwerke müssten dann nicht abgeschaltet werden, auch wenn es gerade viel Wind gibt.
Matthias Jung, Mirabel-aux-Baronnies (Frankreich)
Fake News aus der Union
Dass die Bild-Zeitung permanent Lügen verbreitet und versucht, ihre Leserschaft für dumm zu verkaufen, das weiß man ja seit Jahrzehnten. Dagegen helfen offenbar auch nicht die häufig ausgesprochenen Rügen des Presserates. Dass aber auch führende Unionspolitiker wie Jens Spahn, Martin Huber oder Markus Söder nicht davor zurückschrecken, ständig Unwahrheiten zu dem Thema Atomkraft zu verbreiten, kann man sich nur so erklären: Entweder sind sie nicht gewillt, Fakten zu akzeptieren, oder sie sind gar der Atomlobby zu Diensten - aus welchen Gründen auch immer. Oder ihre Hauptinformationsquelle ist tatsächlich das genannte Kampagnenblatt. Warum berufen sich diese Politiker nur auf "Informationen" der Bild-Zeitung und befassen sich nicht einfach einmal mit den veröffentlichten Fakten eines renommierten und allgemein anerkannten Wissenschaftsinstituts wie dem Fraunhofer-Institut von Bruno Burger?
Götz Renn, Höhbeck
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