Antisemitismus:Frühzeitig mit der Sensibilisierung beginnen

Hinweis

Leserbriefe sind in keinem Fall Meinungsäußerungen der Redaktion. Wir behalten uns vor, die Texte zu kürzen.

Außerdem behalten wir uns vor, Leserbriefe auch hier in der Digitalen Ausgabe der Süddeutschen Zeitung und bei Süddeutsche.de zu veröffentlichen.

forum@sueddeutsche.de

Ein Schüler der John-F.-Kennedy-Schule in Berlin wird von anderen gemobbt, auch weil er Jude ist. Ein Leser sieht in drastischer Aufklärung das einzige Mittel gegen solche Umtriebe.

"Die Vertreibung" vom 28. Juni:

Nach dem Bekanntwerden des antisemitischen Mobbings an der John-F.-Kennedy-Schule in Berlin fordert nun die Antidiskriminierungsbeauftragte von Berlin, dass die Schule besser aufklären soll. Durch Workshops soll Kindern und Jugendlichen beigebracht werden, dass Antisemitismus "schlecht" ist. Aus meiner eigenen Schulzeit weiß ich, dass wir genügend Veranstaltungen hatten, bei denen uns deutlich gemacht wurde, dass Antisemitismus nicht akzeptabel ist. Ein weiterer Workshop dazu wird nichts daran ändern, dass sich einige trotzdem antisemitisch verhalten.

Um den wiederaufkommenden Antisemitismus zurückzudrängen, ist ein stärkeres Vorgehen erforderlich. Verpflichtende Besuche eines Konzentrationslagers von der siebten Klasse an und grafische Darstellungen der Schrecken des Holocausts beeindrucken und verdeutlichen auch, welche Auswirkungen Antisemitismus hat. Wer hiergegen anführt, dass Kinder so traumatisiert würden, dem muss man entgegenhalten: Wer antisemitisch mobbt, der muss auch mit den Konsequenzen des Antisemitismus konfrontiert werden, damit er versteht, wie widerwärtig sein Verhalten ist. Eine frühzeitige und bestimmte Sensibilisierung ist notwendig, um zu verhindern, dass sich antisemitische Witze und Kommentare in der Gesellschaft wieder festsetzen. Jugendliche können die Konsequenzen ihres Handelns meistens schlecht abschätzen. Aber die Gesellschaft kann sich nicht erlauben, dass sie aus Ignoranz ihre jüdischen Mitschüler drangsalieren. Dazu ist unsere historische Verantwortung zu groß.

Florian Kriener, Heidelberg

Vergehen: Menschenverachtung

Die Aussagen der Schüler der John-F.-Kennedy-Schule in Berlin, die in dem Artikel "Die Vertreibung" wiedergegeben wurden, haben mich erschreckt. In den zitierten Aussagen kommt eine Menschenverachtung zum Ausdruck, die mir einfach nicht in den Kopf will. Meine Schlussfolgerung: Bildung bedeutet leider nicht Herzensbildung.

Ich glaube auch nicht, dass der Junge gemobbt wurde, "nur" weil er Jude ist, ich glaube viel eher, dass er gemobbt wurde, weil es den Mitschülern an Herzensbildung, Charakter fehlt. So wie "Bruno" beschrieben wird, wäre er meines Erachtens auch nur zum Beispiel wegen seiner Unsportlichkeit etc. gemobbt worden. Dass er Jude ist, hat Schülern dann nur mehr Munition geliefert, er wurde ja auch als schwul bezeichnet und auch damit gemobbt, obwohl er nicht schwul ist.

Es nutzt auch kein Antisemitismus- oder sonstiger -ismus-Beauftragter. Antisemitismus, Rassismus, Sexismus, alles das ist Menschenverachtung, dagegen muss man vorgehen. Ob schwarz, weiß, Mann, Frau, Juden, Christen, Muslime, Atheisten, wir sind Menschen, alle! Deshalb müssen wir uns gegen Menschenverachtung, egal von wem an wem auch immer, wehren.

Marion Kniprath, Solingen

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: