Anglizismen:Neusprech mit Fallstricken

SZ-Leser zeigen sich ziemlich angetan von einer Analyse, warum in der Wirtschaftssprache gern aufs Englische ausgewichen wird - halten aber auch den Medien den Spiegel vor.

Zu "Heute schon gepitcht?" vom 30./31. Januar:

Lächerliche Plattitüden

Sie haben mit Ihrer Analyse völlig recht, lassen aber einen aus meiner Sicht wichtigen Aspekt weg. Die Medien, also letztlich auch Sie, lieben solche Ausdrücke und Plattitüden und greifen sie (gierig?) immer wieder auf. Aus dem Stegreif: Geld wird nicht verdient, sondern in die Kasse gespült; man handelt nicht mehr vorausschauend, sondern proaktiv; blättert man in der SZ von diesem Artikel eine Seite weiter, werden Aktien nicht mehr gehandelt, sondern getradet; und klappt etwas nicht, fliegt es einem gleich um die Ohren (als wär's ein Chemiebaukasten). So gibt es seit Jahren bei uns Public Viewing (eigentlich die Leichenaufbahrung), nun Shutdown und Lockdown. Auch die SZ ist voll davon. Sie tragen damit nicht ganz unwesentlich dazu bei, dass breite Bevölkerungs- und Bildungsschichten sich gerne damit wichtig machen möchten und eigentlich das Gegenteil erreichen. Oft genug ist das einfach nur lächerlich.

Dr. Harald Th. Galatis, Altenkirchen

Leerlauf-Lektüre

"Das war schön und fehlerfrei gesagt", pflegte mein Religionslehrer zu sagen, wenn wir wieder mal ein Gedichtchen gut gelernt hatten. Das hirnlose Verfallen in Unternehmens-Neusprech führt dazu, dass man bestimmte Sachen eigentlich gar nicht mehr zu lesen braucht, so zum Beispiel neulich ein Interview mit dem VW-Vorstandsvorsitzenden: Dass das Unternehmen für alles bestens aufgestellt sei und man am Ende des Tages als Sieger auf dem Platz stünde, war von vornherein klar, die Lektüre also verschwendete Zeit.

Reinhart Groebe, Erlangen

Wer im Glashaus sitzt ...

Heute schon gespoilert? Den neuen soften Look mit neuem Outfit getestet? Mit einem Bodysuit, zum Beispiel? Oder lieber tough auftreten mit einer Oversize-Bomberjacke? Ob Winterboots zum Smoking passen? Oder soll man menswear-mäßig doch gleich zu einem total look greifen? Irgendwie ist so ein Mix doch immer riskant. Das alles lehrt mich die Süddeutsche. Warum nur? Zum Glück gibt hier das Blatt selbst Auskunft: Wer diesen Jargon benutzt, "will vor allem als modern und fortschrittlich gelten und anderen imponieren". Und wohl deshalb lese ich in der SZ, dass Politiker Deals abschließen, Schauspieler und Musiker performen, Fußballer auch mit Assists scoren. Andererseits versicherte eine Redakteurin im November, man habe "natürlich hohe Ansprüche an die Sprache in der SZ". Tja, liebe Redakteure, jetzt heißt es liefern ..

. Christian Hausmann, Staufen

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