Alterspräsident:Regel und Ausnahme

Wer eröffnet nach der Wahl 2017 den Deutschen Bundestag? In der Regel ist das der Alterspräsident oder die Alterspräsidentin. Weil der dieses Mal wahrscheinlich von der AfD kommt, soll nun alles anders sein? Leser irritiert das.

"Torheit" und "Wer hier der Senior ist" vom 25./26. März:

Wettstreit um 90-Jährige

Mit souveräner demokratischer Politik Extremisten bekämpfen, wer wollte da nicht zustimmen. Aber: Zu verhindern, dass Extremisten eine herausragende Bühne geboten wird, ihre zerstörerischen Reden zu schwingen, gehört auch zur demokratischen Politik. Die These, dass man diesen Leuten zuhören und ihnen mit Argumenten entgegentreten müsse, lässt sich aus meiner Sicht nicht aufrechterhalten. Daher ist es eine gute Idee, die Kriterien für die "Alterspräsidentschaft" der Bundestags zu ändern, auch um zu verhindern, dass die Parteien in einer Art Wettstreit zumindest eine Person auf ihre Liste zu setzen, die über 90 ist.

Andreas Bieberbach, München

Steilvorlage für die AfD

Der sehr geschätzte Bundestagspräsident Norbert Lammert, einer der intelligentesten Köpfe des Bundestages, hat ausgerechnet der AfD leider eine völlig unnötige Steilvorlage für (noch) mehr Selbstwertüberschätzung frei Haus geliefert. Diese widersinnige Anerkennung steht dem demagogischen Populismus mitnichten zu. Überdies steht dem herausragenden Politiker Lammert, dessen Stellungnahmen durchweg von hoher Qualität und Verständigkeit geprägt sind, eine solche Torheit nicht zu.

Matthias Bartsch, Lichtenau-Herbram

Davon ginge die Welt nicht unter

Das Gewese um die Person des Alterspräsidenten bei der Eröffnung des noch zu wählenden Bundestages 2017 wirkt mehr als peinlich. Die Regel sagt seit 1949: Die Eröffnungsrede hält das älteste Mitglied. Das war damals der SPD-Abgeordnete Paul Löbe. 2017 sollte es nach Lage der Dinge der AfD-Abgeordnete Wilhelm von Gottberg sein. Das passt nun einer großen Zahl von Bundestagsabgeordneten nicht, an ihrer Spitze dem Bundestagspräsidenten Norbert Lammert. Die Rede soll jetzt der an Parlamentszugehörigkeit Ältestgediente halten. Dann träfe es, nach Lage der Dinge, Wolfgang Schäuble - einen angesehenen Juristen, der genau weiß, dass eine Regel eine Regel ist. Er müsste eigentlich ablehnen, der Auftrag dürfte ihm mehr als peinlich sein.

Übrigens: 1994 hielt die Eröffnungsrede der PDS-Abgeordnete Paul Heym. Auch damals juckte es einige: PDS - pfui. Peinlicherweise versuchte man dann, die Veröffentlichung seiner Rede zu verhindern. Hat nicht geklappt, und die Welt ist auch nicht untergegangen.

Martin Köhle, Prien

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