Es gibt da diesen einen kurzen Moment zwischen Ein- und Ausatmen, manche nennen ihn "Atemstille" oder "Kumbakh", aber so wichtig ist das nicht. Ein Minimoment Stille eben, bevor man Luft holt zum Lossingen. Und ab! Länger sind da schon die Pausen zwischen den Liedern. Die sind meistens zum Husten da oder Rascheln, Instrument wechseln, Notenseiten umblättern oder schnell mal was im Handy nachschauen. So läuft das bei großen Konzerten, so läuft das an Heiligabend. In der Kirche, bei der Weihnachtsfeier, zu Hause - überall da eben, wo gesungen wird. Und gesungen wird viel an Heiligabend, davon handeln die Texte selbst ja auch: vom Lobpreisen, Halleluja und Hört-der-Engel-helle-Lieder. Für die größte aller Weihnachtsatempausen aber sorgen all die Kinder, die das restliche Jahr über Singpause machen. Deren Zwerchfelle und Stimmlippen die meiste Zeit vor sich hin schlummern. Am 24. machen sie Pause von der Pause. Schief? Quietschig? Daneben? Krächzig? Schäppernd? Wunderbar! Genau richtig so! An Heiligabend macht niemand Pause. Und gleich ist das ungelenke Gefühl weg, der Stress, wie noch mal der Text weitergeht, wo der Ton ist oder wie lange man ihn noch halten kann. Kein suchender Blick, nach irgendwas, wo man sich festhalten könnte, während alle, die den Rest des Jahres auch singen, ein bisschen komisch schauen. Vom Himmel hoch! Oma, Opa? Ewig nicht gehört.Wir singen nicht, wir jauchzen.
AktuellWeihnachtssingen
Singen ist ein bisschen wie Reden mit Flügeln. Und an Weihnachten wird jede Menge gesungen. Selbst von denen, die sonst stumm bleiben. Über große und kleine Pausen.
Von Silke Stuck