SZ-Werkstatt:Die Story muss warten

Alexandra Borchardt erklärt, was es für eine Tageszeitungs-Journalistin bedeutet, ein Drei-Monatsmagazin wie "Plan W" zu konzipieren.

Ein Interview mit IWF-Chefin Christine Lagarde führen, und es dann monatelang liegen lassen? Für jemanden, der sein Berufsleben im tagesaktuellen Journalismus verbracht hat, ist das in etwa so, als hätte man ein wichtiges Vorstellungsgespräch, stünde für den Flug dorthin aber nur auf der Standby-Liste. Schließlich ist alles für den Altpapier-Container, wenn die- oder derjenige stirbt, abgewählt, in einen Skandal verwickelt wird oder es sich die Presseabteilung anders überlegt, bevor das gute Stück ausgeliefert ist. Das Interview mit Lagarde hatte es nach einer solchen Geduldsprobe tatsächlich in die März-Ausgabe des Wirtschaftsmagazins Plan W - Frauen verändern Wirtschaft geschafft, das viermal im Jahr der SZ am Wochenende beiliegt.

Bei der Juni-Ausgabe, die an diesem Samstag erscheint, ging es weniger glatt.

Unsere Feuilleton-Redakteurin Laura Weißmüller wollte ein Interview mit Star-Architektin Zaha Hadid führen. Es war als tragendes Stück des Hefts eingeplant, das sich dieses Mal mit Architektur und Stadtentwicklung beschäftigt. Fünf Tage vor dem Termin starb Hadid an einem Herzinfarkt. Eine Tote auf dem Titel? Geht natürlich gar nicht! Jetzt steht die Schriftstellerin Juli Zeh auf dem Cover, die im Interview über das Leben in der Stadt und auf dem Land philosophiert. Ein gutes Ende also, wenngleich nicht für Hadid.

In solchen Situationen kommt einem die Erfahrung bei der Tageszeitung zugute; schließlich lernt man das dort: in letzter Minute umdisponieren. Es hilft aber auch ungemein, sich dann in einem kleinen, feinen und meistens gut gelaunten Team aufgehoben zu fühlen, das Plan W seit einem Jahr mit kräftiger Unterstützung der gesamten SZ-Redaktion gestaltet. Mit Frauen und Männern, nicht nur für Frauen.

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