Zukunftsangst:Bloß nicht verzweifeln!

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Selbstzweifel und Panik vor Arbeitslosigkeit können das Studentenleben zur Hölle machen. Aber auch in schwierigen Zeiten gibt es Perspektiven - man muss sie nur sehen.

Was mache ich eigentlich hier? Diese Frage stellen sich die meisten Studenten mindestens einmal im Laufe ihres Studiums. Die derzeitige Krisenstimmung macht es für sie nicht leichter: Schließlich verstärken Zukunftsängste die Selbstzweifel oft noch. Und sie rauben die Motivation, ein Studium durchzustehen und dem Lernstress zu trotzen.

Selbstzweifel und Zukunftsängste: Fast jeder Student wird im Laufe seines Studiums damit konfrontiert. (Foto: Foto: iStock)

Volker Koscielny kennt das Problem gut: "Es kommen regelmäßig Studenten zu uns, die Angst vor der Zukunft haben und nicht wissen, was sie mit ihrem Abschluss später machen sollen", erzählt der Studienberater der Universität Münster. Ähnlich erlebt das auch Gaby Jungnickel von der Psychologischen Studienberatung der Universität Köln - und das nicht erst seit der Wirtschaftskrise: "Selbstzweifel und Zukunftsängste waren schon immer ein Renner unter den Problemen, mit denen Studierende zu uns kommen." Gründe gibt es schließlich genug, um beim Blick in den Spiegel ins Grübeln zu kommen.

Ein zu starker Leistungsdruck kann der Auslöser sein, aber auch private Probleme. Konzentrieren sich die Ängste auf eine mögliche Arbeitslosigkeit, diskutiert Studienberater Koscielny mit den Studenten über ihre reellen Chancen: "Ich versuche dann, diese Angst zu relativieren und dem Studenten aufzuzeigen: Es gibt für jeden Studiengang auch einen Arbeitsmarkt."

Zahlen der Bundesagentur für Arbeit (BA) bestätigen, dass die Jobaussichten für Uni-Absolventen besser sind als die derzeitige Stimmung: "Der Arbeitsmarkt für Akademiker ist relativ krisenfest", sagt BA-Mitarbeiterin Judith Wüllerich in Nürnberg. "Wir haben dort eine recht stabile Arbeitslosenquote zwischen drei und fünf Prozent." Sie räumt aber ein: "Schwieriger ist es für Berufseinsteiger, weil sie in der Krise mit Berufserfahrenen um Jobs konkurrieren müssen." Doch selbst sie finden nach Erfahrung der Experten meist innerhalb eines Jahres eine Stelle.

Wenn die Ängste und Zweifel tiefere Ursachen haben und beispielsweise in einer schleichenden Überforderung begründet liegen, helfen diese Fakten dem Studenten aber nicht, sagen die Studienberater. "Bei manchen Studenten gleicht das Studium einer Dressur", erläutert der Psychologe und Studienberater Hans-Werner Rückert von der Freien Universität Berlin.

Verlorene Verbindung

"Die innere Übereinstimmung mit dem, was man tut, ist verloren gegangen. Bei diesen Studenten muss man erst wieder eine Verbindung herstellen zwischen ihnen und ihrem Studium." Phantasieübungen können hier helfen, das eigene Ziel wiederzufinden. Die Studenten sollen sich dabei vorstellen, wo sie sich in zehn Jahren sehen möchten - und dann den Gedanken freien Lauf lassen. Kommen darin weder Gericht noch Kanzlei vor, ist ein Jurastudium wohl doch das Falsche.

Wichtig ist stets die Frage: Weiß ich, warum ich das studiere, was ich studiere? "Ich versuche den Studenten zu raten, dass sie den Weg gehen, zu dem sie auch motiviert sind", sagt Koscielny.

Gefährliche Abwärtsspirale

Unzufriedenheit mit einem Fach oder einer Berufsrichtung kann langfristig in Zukunftsängsten und Selbstzweifeln münden. Manchmal sei es dann besser, sich gegen die gewählte Fachrichtung zu entscheiden. "Wir reden in den Gesprächen auch oft darüber, ob es lohnt, das Fach zu wechseln und ob der Student sich das traut." Wem das Studium über den Kopf wächst, dem raten die Studienberater, sich Aufgabenlisten zu schreiben, die dokumentieren: Was muss ich bis wann erledigt haben? Schwarz auf Weiß erscheinen die Aufgaben dann oft gar nicht mehr so übermächtig - und die Zweifel schwinden, ob sie zu schaffen sind.

Generell gehören Zweifel zum Studium aber auch dazu, sagen die Studienberater. "Die Mehrheit der Studenten zweifelt vorübergehend im Studium, ob das alles so richtig ist, was sie machen", hat Psychologe Rückert beobachtet. Das gehöre zum Erwachsenwerden dazu. Erst wenn die Ängste Überhand nehmen, werde es problematisch. "Wenn man in eine Abwärtsspirale kommt und es gar keine Lichtblicke mehr gibt, dann spätestens sollte man sich fachkundige Hilfe holen."

© sueddeutsche.de/dpa/Vivien Leue/holz - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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