Auf dem Weg zum Jupiter läuft die Maschine Amok. Der Computer HAL 9000, von Menschen so konstruiert, dass er keine Fehler machen kann, beginnt plötzlich ein gefährliches Eigenleben: Er meldet Fehlfunktionen, wo keine sind und gefährdet so die gesamte Mission; an Bord des Raumschiffs Discovery bricht ein mörderischer Kampf aus. Dieser Kampf zwischen HAL 9000 und dem Astronauten David Bowman aus Stanley Kubricks Film "2001 - Odyssee im Weltraum" gehört zu den klassischen Sequenzen der Kinogeschichte. Er symbolisiert auf geniale Weise eine uralte Angst des Menschen - dass seine Produkte ihn eines Tages beherrschen oder ganz überflüssig machen.
Die Automatisierung der Arbeitswelt schreitet unaufhörlich voran. Bis der Mensch Teil der Maschine wird?
(Foto: dpa)Kubrick drehte seinen Film 1968. Heute, über 40 Jahre später grassiert die Angst mehr denn je. Die Maschine könnte, wenn uns schon nicht versklaven, so doch unsere Arbeitsplätze bis auf kümmerliche Reste zerstören. Anlass dieser Angst ist die digitale Revolution, die die Verhältnisse auf der Welt so rasant verändert, dass viele Menschen bei dem Tempo nicht mithalten können.
Der amerikanische Computerwissenschaftler und Software-Unternehmer Martin Ford veröffentlichte ein Buch mit einer wahrhaft furchterregenden Perspektive: Die Leistungsfähigkeit der Computer wachse so schnell, so behauptet er in "The Lights in the Tunnel", dass sie irgendwann selbstgenügsam werden und ohne Menschen funktionieren.
Das Ergebnis: 75 Prozent Arbeitslosigkeit noch in diesem Jahrhundert. Im Jahr 1995, als die meisten Menschen noch nicht wussten, was das Internet ist, hatte der amerikanische Außenseiter-Ökonom Jeremy Rifkin das "Ende der Arbeit" vorausgesagt. Der Ingenieur und Zukunftsforscher Ray Kurzweil prophezeit sogar einen Zustand, den er "Singularität" nennt. Der technische Fortschritt wird so schnell, dass er sich selbst nährt: Maschinen bauen Maschinen, die immer besser werden, der Mensch wird zum Teil der Maschine.
Die Spekulation über das nahe Ende der Arbeit ist eine Sache von Ingenieuren, Zukunftsforschern, Philosophen und Science-Fiction-Autoren. Die Zunft der Ökonomen bleibt davon, mit wenigen Ausnahmen, unberührt. Der Grund ist einfach: Die These vom Ende der Arbeit durch Automation - welcher Art auch immer - ist in über 200 Jahren Wirtschaftsgeschichte eindrucksvoll widerlegt worden. Maschinen haben zwar immer wieder Berufe verschwinden lassen. Aber im Endeffekt hat die gestiegene Arbeitsproduktivität dazu geführt, dass die Produkte billiger und besser wurden, dass die Löhne stiegen und neue Arbeitsplätze an anderer Stelle entstanden.
Zum Beispiel in den frühen Jahren der Industrialisierung in England. Im Jahre 1811 organisierte ein Mann namens Ned Ludd in Nottingham Textilarbeiter um die neuen mechanischen Webstühle und Baumwollspinnereien zu zerstören, die, so glaubte Ludd, am Elend der Arbeiter Schuld waren, weil sie traditionelle Arbeitsplätze für Weber zerstören und deren Löhne drückten. Die Bewegung der "Maschinenstürmer" wurde so mächtig, dass die Regierung sie mit militärischen Mitteln niederschlug und unzählige Ludditen hinrichtete oder deportierte.