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Zehntausende Fachkräfte fehlen:Naturwissenschaftler haben gute Jobaussichten

Des einen Leid, des anderen Freud: Einer aktuellen Studie zufolge mangelt es auf dem deutschen Arbeitsmarkt massiv an naturwissenschaftlich-technischen Fachkräften. Vor allem kleinere Unternehmen sind betroffen. Absolventen in diesen Bereichen haben daher oft Wahlfreiheit - und Chancen auf hohe Gehälter.

Gute Jobaussichten für naturwissenschaftlich-technische Fachkräfte: Auf dem deutschen Arbeitsmarkt gibt es derzeit so viele offene Stellen wie seit zehn Jahren nicht mehr. In den Bereichen Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik - die man auch als Mint-Fächer bezeichnet - waren im Oktober knapp 240.000 Stellen frei, wie aus dem Mint-Report 2011 hervorgeht, der am Mittwoch vorgestellt wurde.

Gleichzeitig suchten aber auch etwa 74.000 Menschen mit naturwissenschaftlicher oder technischer Qualifikation eine Arbeit. Damit ergibt sich eine Fachkräftelücke von 166.000 Personen. Der Mint-Report wurde vom arbeitgebernahen Institut der deutschen Wirtschaft (IW) in Köln erstellt. In Auftrag gegeben wurde die Untersuchung von der Bundesvereinigung der Arbeitgeberverbände, dem Bundesverband der Deutschen Industrie, dem Arbeitgeberverband Gesamtmetall und der Unternehmens-Initiative "Mint Zukunft schaffen".

"Die kleinen und mittleren Unternehmen sind besonders betroffen von einem Mint- und Ingenieurmangel", sagte Gesamtmetall-Hauptgeschäftsführerin Gabriele Sons. Die größeren Firmen seien den potenziellen Beschäftigten bekannt und litten daher nicht so stark. Insgesamt müsse jedes siebte Unternehmen in der Metall- und Elektroindustrie die Produktion wegen fehlender Fachkräfte einschränken.

Absolventen von Studiengängen im Mint-Bereich hätten "exzellente Einkommensperspektiven", sagte IW-Direktor Michael Hüther. 42 Prozent der Mint-Akademiker seien in leitender Position tätig. Auch biete ein Abschluss in einem naturwissenschaftlichen oder technischen Fach mehr Sicherheit auf dem Arbeitsmarkt: Nach dem Studium fänden Absolventen schneller eine Arbeit als andere Akademiker und seien später auch häufiger unbefristet beschäftigt.

Um noch mehr Menschen zu einem Studium im Mint-Bereich zu bewegen, sollten die Naturwissenschaften an Schulen häufiger unterrichtet werden, forderte Thomas Sattelberger, Vorstandsvorsitzender der Initiative "Mint Zukunft schaffen" und Personalvorstand der Deutschen Telekom. In allen Bundesländern sollten zwei naturwissenschaftlich-technische Fächer bis zum Abitur verpflichtend sein.

Außerdem müssten ausländischen Fachkräften bessere Bedingungen geboten werden, um sie nach dem Studium in Deutschland zu halten, sagte Sattelberger. Unter anderem sollten sie eine "unbefristete Arbeitserlaubnis ohne Wenn und Aber" erhalten. Ein Drittel des Fachkräftebedarfs müsse "aus Zuwanderung erschlossen werden".

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