WM-Arbeitsalltag in Südafrika:Kleiderordnung: Trikot statt Anzug

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Steffen Hoffmann ist seit sieben Monaten Regionalchef von Bosch in Südafrika. Seit Beginn der WM hat sich im Unternehmen einiges geändert. Nicht nur in der Kantine regiert der Fußball.

Maria Holzmüller

sueddeutsche.de: Sie sind gerade für eine Woche aus Pretoria in die Firmenzentrale nach Stuttgart gekommen. Wo ist die WM-Stimmung im Moment besser?

Immer wieder Freitag: Einmal in der Woche dürfen die Angestellten des Bosch-Werks in Pretoria im Fußballtrikot erscheinen. (Foto: Bosch)

Steffen Hoffmann: Ich hätte Südafrika lieber nicht verlassen, wenn es nicht aus geschäftlichen Gründen notwendig gewesen wäre. Aber dank des Erfolgs der deutschen Mannschaft ist die Stimmung in Deutschland ja mindestens so gut wie in Südafrika.

sueddeutsche.de: Interessieren sich Ihre Mitarbeiter in Pretoria nach dem Ausscheiden ihrer Mannschaft noch für die WM?

Hoffmann: Die Leute sind immer noch WM-begeistert. Bei uns im Unternehmen haben wir schon vor Beginn des Turniers Trikots von Bafana bafana an alle 700 Mitarbeiter verteilt. Seitdem ist jeden Freitag Fußballtrikot-Tag, alle kommen in Gelb zur Arbeit. Nach dem Ausscheiden ihrer Mannschaft waren die Leute natürlich traurig - aber nur ein bisschen. Die gelben Trikots sieht man immer noch genauso oft auf der Straße.

sueddeutsche.de: Durften Ihre Mitarbeiter die Spiele während der Arbeit verfolgen?

Hoffmann: Am Tag des Eröffnungsspiels war bei uns und anderen Unternehmen WM-Pause, die Mitarbeiter hatten spielfrei. So konnten alle das Match zu Hause mit ihren Familien sehen. Das zweite Spiel fiel sowieso auf einen Feiertag - und beim dritten Spiel haben wir in der Kantine eine Großleinwand aufgebaut und alle gemeinsam das Spiel verfolgt. Da hat sich auch gezeigt, welchen einigenden Effekt diese WM auf die Gesellschaft hat. Fußball war in Südafrika bislang vor allem ein Sport der Schwarzen - jetzt begeistern sich alle dafür.

sueddeutsche.de: Schauen die Südafrikaner anders Fußball als die Deutschen?

Hoffmann: Sagen wir mal, von der Begeisterung und der Lautstärke nehmen sich beide nichts.

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sueddeutsche.de: Waren Vuvuzelas auch in der Kantine erlaubt?

Steffen Hoffmann, Managing Director Südliches Afrika, arbeitet seit sieben Monaten im Bosch-Werk in Pretoria. (Foto: Bosch)

Hoffmann: Wir haben ein bisschen darauf geachtet, dass nicht jeder eine mitbringt, aber sie waren erlaubt.

sueddeutsche.de: Werden Sie im Büro jetzt auf die deutsche Mannschaft angesprochen?

Hoffmann: Ja, sehr oft sogar. Die Leute sind begeistert, wie schön sie spielt. Ich bekomme sogar E-Mails, in denen mir Kollegen gratulieren.

sueddeutsche.de: Wo haben Sie die Spiele bisher gesehen?

Hoffmann: Beim Eröffnungsspiel war ich live im Stadion. Bosch hat ja fast alle Stadien mit Lautsprecheranlagen und Sicherheitstechnik ausgerüstet, wir hatten also schon vor WM-Beginn einen starken Bezug dazu. Andere Spiele habe ich dann in der Deutschen Schule in Pretoria verfolgt - dort werden alle 64 Spiele auf Großleinwand übertragen. Zum Finale werde ich aber noch in Deutschland sein.

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