Die meisten Eltern setzen nach der Geburt ihres ersten Kindes eine Weile aus, um sich um ihr Baby zu kümmern - und freuen sich gleichzeitig darauf, wieder zu arbeiten. Doch nach dem Wiedereinstieg wundern sie sich bisweilen, was ein Jahr Pause voller Windeln wechseln, Brei kochen und wöchentlichem Spielkreis im Gemeindehaus mit dem eigenen beruflichen Selbstbewusstsein angestellt haben. Denn die Rückkehr in den Job ist oft schwieriger, als gedacht. Und das liegt vor allem an der eigenen Unsicherheit.
Das große Drucker-Drama
Plötzlich trifft man im eigenen Unternehmen auf Hürden, die es vorher nicht gab. "Kleinigkeiten werden als große Probleme empfunden, wenn zum Beispiel der Drucker nicht funktioniert", sagt Margit Christiany-Sambeth, Coach und Personalberaterin in München.
Nach einer im Jahr 2010 veröffentlichten Studie des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend, kehren 62 Prozent der Frauen mit einem Kind innerhalb eines Jahres wieder zurück in ihren Beruf. Etwa 70 Prozent führten als Grund die Bedeutung des Berufs für das Selbstwertgefühl an. Dennoch gibt es nicht wenige, die nach der Berufsrückkehr erneut aussteigen.
Mehr als ein Drittel dieser Aussteiger gab an, den Anforderungen im Beruf nicht mehr gewachsen zu sein. Sie fühlten sich zum Beispiel durch neue Technologien überfordert oder von der Unternehmensleitung im Stich gelassen.
Erinnern Sie sich an die Anfangsphase
"Je länger die Auszeit ist, desto größer ist die Gefahr, das Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten zu verlieren", sagt Cornelia Spachtholz, Vorstandsvorsitzende des Verbandes berufstätiger Mütter (VBM) in Köln. Das könne zur Folge haben, sich den Anforderungen nicht mehr gewachsen zu fühlen, obwohl man die Aufgaben früher erfolgreich erledigt hat. "Dann sollte man sich an die Anfangsphase im Job erinnern, damals war auch alles neu und nicht selbstverständlich", sagt Christiany-Sambeth. Außerdem könne man Kollegen um Hilfe bitten.
Kommen Selbstzweifel auf, sollten Arbeitnehmer damit offen umgehen und den Arbeitgeber um erneute Einarbeitung bitten. "Viele Unternehmen haben Eingliederungsprogramme, die kann man aktiv einfordern", sagt Tim Hagemann. Er ist Professor für Arbeits-, Organisations- und Gesundheitspsychologie an der Fachhochschule der Diakonie in Bielefeld. "Eine Krise kann auch eine Chance sein, wenn man sie erfolgreich meistert."