Westeuropa, USA, Australien, Japan:Studiengebühren im internationalen Vergleich

Überblick über Studienkosten und -finanzierung in anderen Ländern.

SKANDINAVIEN In den skandinavischen Ländern werden keine Studiengebühren erhoben, die Studenten erhalten darüber hinaus eine im internationalen Vergleich großzügige Förderung.

Dieses System genießt eine hohe Akzeptanz, eine nennenswerte Debatte über die Einführung von Studiengebühren gibt es nicht.

DÄNEMARK

Ab dem 18. Geburtstag kann jeder, der sich in einer nicht bezahlten Ausbildung befindet, ein Grundeinkommmen erhalten, die Statens Uddannelsesstoette. Sie beträgt für Studenten, die bei ihren Eltern leben, 2.247 Dänische Kronen (330 Euro), für die anderen 4.519 DKK (607 Euro) monatlich bei einer Förderzeit von maximal 70 Monaten. (Zum Vergleich: Die BAföG-Höchstsätze liegen bei 432 bzw. 585 Euro, davon muss aber die Hälfte nach Ende des Studiums zurückgezahlt werden).

Bei Studenten unter 20 können die Beträge geringer ausfallen, wenn ihre Eltern eine bestimmte Einkommensgrenze überschreiten. Auch wer selbst zu viel verdient, muss einen Teil der Beihilfe zurückzahlen.

Zusätzlich zu dem Grundeinkommen können Darlehen von bis zu 2.313 DKK (310 Euro) monatlich aufgenommen werden.

SCHWEDEN

Auch in Schweden hat jeder Hochschüler Anspruch auf ein elternunabhängiges Grundeinkommen, das derzeit bei 593 Schwedischen Kronen pro Woche (66 Euro) liegt, also rund 275 Euro monatlich. Hinzu kommt ein Darlehen in Höhe von rund 500 Euro pro Monat.

Die Förderung wird über maximal 240 Wochen ausbezahlt. Die Studenten dürfen Geld hinzuverdienen, übersteigt ihr Jahreseinkommen aber 98.250 SEK (10.900 Euro), so wird die staatliche Unterstützung reduziert.

FINNLAND

Hochschüler über 20 erhalten mindestens 106 Euro monatlich, wenn sie bei ihren Eltern leben, andernfalls 259 Euro. Bei letzteren übernimmt der Staat außerdem 80 Prozent der Wohnkosten, maximal allerdings 171,55 Euro. Zusätzlich können Darlehen von bis zu 220 Euro monatlich aufgenommen werden. Die Förderdauer beträgt insgesamt maximal 70 Monate, für einzelne Studiengänge liegt sie etwas darunter, die verbleibenden Ansprüche können dann aber für weitere Ausbildungsgänge genutzt werden.

Studiengebühren im internationalen Vergleich

FRANKREICH

Pro Studienjahr wird eine Art Verwaltungsgebühr erhoben, die auch Abgaben in einen Sozialfonds umfasst. Für den ersten Studienabschluss, der in der Regel nach zwei bis drei Jahren erfolgt, müssen derzeit 150 Euro jährlich bezahlt werden, dies entspricht etwa dem Semesterbeitrag an deutschen Hochschulen.

Weiterführende Abschlüsse wie Master oder Diplom kosten 190 Euro, ein Ingenieurs-Diplom mit 450 Euro deutlich mehr.

Bedürftige Studenten können Hilfen zum Lebensunterhalt erhalten. Sie liegen je nach Einkommen der Eltern und Haushaltsgröße zwischen 1.315 und 3.554 Euro im Jahr, also maximal knapp 300 Euro monatlich.

Die Zahl der geförderten Studenten lag im Akademischen Jahr 2001-2002 bei 30 Prozent.

ÖSTERREICH

Seit dem Wintersemester 2001 wird ein Studienbeitrag in Höhe von 363 Euro pro Semester erhoben, also 726 Euro jährlich. Die Zahl der Studienanfänger ging mit Einführung der Gebühr zunächst deutlich zurück, erholte sich in den kommenden zwei Jahren aber wieder und lag im Wintersemester 2003 mit 31.950 sogar über der Zahl der Erstzulassungen im letzten gebührenfreien Wintersemester 2000. Der Anstieg ist allerdings auf den wachsenden Anteil ausländischer Studierender zurückzuführen, die den Beitrag zum Teil erlassen bekommen bzw. auch in ihren Heimatländern Gebühren zahlen müssten.

Die Zahl der einheimischen Studienanfänger hat sich dagegen noch nicht vollständig erholt, sie lag mit 22.677 im WS 2003 immer noch unter dem Wert von 2000 (23.873).

Sozial Bedürftigen wird in Abhängigkeit des Elterneinkommens eine Studienbeihilfe zwischen 180 und 7.800 Euro jährlich gewährt, die nicht zurückgezahlt werden muss. Wer keine Studienbeihilfe erhält, kann zur Finanzierung der Gebühren ein Darlehen aufnehmen.

SPANIEN

Die Gebührenhöhe wird von den einzelnen Hochschulen bestimmt und variiert je nach Studiengang, die Regierung legt lediglich Ober- und Untergrenze fest. Die Spanne reicht von 378 Euro für ein Jahr Kunststudium auf den Kanarischen Inseln bis zu 792 Euro für Medizin in Madrid. Der Durchschnitt liegt nach Angaben des Bildungsministeriums etwas über 600 Euro. Studenten aus ärmeren Familien können die Gebühren teilweise oder ganz erlassen werden.

Für die ganz Bedürftigen gibt es außerdem Hilfe zum Lebensunterhalt, die sich auf 1.600 bis 2.350 Euro im Jahr beläuft.

Wer nicht mehr bei seinen Eltern wohnt, kann außerdem bis zu 1.900 Euro Wohngeld erhalten. Darüber hinaus können geringe Zuschüsse für Lernmittel sowie eine Mobilitätsbeihilfe für Pendler beantragt werden. Einen Sonderzuschuss gibt es für Studenten, die für ein Jahr in eine andere Region wechseln wollen.

Von den 1,5 Millionen spanischen Studenten erhielten im Akademischen Jahr 2001/2002 nach Zahlen des Bildungsministeriums 400.000 irgendeine Form von Beihilfe, das entspricht 27 Prozent. Die Zahlungen beliefen sich insgesamt aber nur auf rund 520 Millionen Euro - die Empfänger erhielten im Schnitt also etwa 1.250 Euro für das ganze Jahr.

ITALIEN

Alle Universitäten erheben Studiengebühren, die je nach Fakultät variieren und nach sozialen Kriterien gestaffelt sind.

An der Universität La Sapienza in Rom zahlt ein Student aus einer Familie mit unter 6.000 Euro Haushaltseinkommen 430 Euro im Jahr, die Spitzengruppe mit 66.000 Euro und mehr wird mit rund 1.300 Euro zur Kasse gebeten.

In anderen Städten sind die Sätze niedriger, in Bologna etwa fallen 430 bis 1.000 Euro an, in der Kleinstadt Viterbo zahlen die Ärmsten nur die Einschreibegebühr von 170 Euro, die wohlhabendsten insgesamt 640 Euro.

Eine Sonderposition nimmt die Zahnmedizin ein: Hier beträgt die Jahresgebühr etwa in Bologna rund 3.000 Euro, ein angehender Zahnarzt zahlt dort also drei Mal so viel wie andere Studenten.

Bedürftigen und begabten Studenten können die Studiengebühren ganz erlassen werden, sie können auch Hilfe zum Lebensunterhalt bekommen. Erforderlich dafür sind überdurchschnittliche Leistungen, ein einfacher Nachweis über den Studienfortschritt wie beim deutschen BAföG genügt nicht.

Im Akademischen Jahr 2004/2005 reichen die Beihilfen von 1.600 Euro für bei ihren Eltern lebende Studenten bis zu 4.200 Euro für diejenigen, die fürs Studium in eine andere Stadt gezogen sind. Im Jahr 2000 erhielten rund sieben Prozent der 1,8 Millionen Studenten ein staatliches Stipendium.

NIEDERLANDE

Das Undergraduate-Studium in den Niederlanden kostet derzeit knapp 1.500 Euro im Jahr, ein Master 1.600 Euro. Allerdings erhalten alle Studierenden eine vom Einkommen der Eltern unabhängige Unterstützung, die für im Elternhaus lebende Studenten in diesem Jahr bei 76 Euro monatlich, für alle anderen bei 233 Euro pro Monat liegt. Studenten, die nicht mehr zu Hause leben, erhalten also einen Zuschuss, der die Gebühren übersteigt. Bedürftige können zusätzliche Beihilfen von maximal 240 Euro monatlich erhalten.

Allen Studenten bietet der Staat außerdem Darlehen von bis zu 260 Euro an sowie ein Bahnticket, mit dem sie an bestimmten Wochentagen kostenlos fahren können.

Studiengebühren im internationalen Vergleich

GROSSBRITANNIEN

1998 wurden für den ersten Studienabschnitt bis zum Bachelor Gebühren in Höhe von gegenwärtig 1.150 Pfund (1.650 Euro) pro Jahr eingeführt, diese dürfen die Universitäten ab September 2006 auf 3.000 Pfund (4.300 Euro) erhöhen. Allerdings müssen die Gebühren dann anders als jetzt erst nach dem Studium gezahlt werden, und zwar sobald der Absolvent über ein Jahreseinkommen von mindestens 15.000 Pfund verfügt.

Hilfe zum Lebensunterhalt gibt es in Großbritannien seit 1999 nur noch als Darlehen, so dass schon jetzt viele Absolventen beim Berufseinstieg verschuldet sind.

Bislang mussten Studenten, deren Eltern nicht mehr als 21.475 Pfund (31.000 Euro) im Jahr verdienen, die Gebühren nicht zahlen. Der volle Satz greift ab einem Haushaltseinkommen von 31.973 Pfund (46.000 Euro). Die Studienbewerberzahlen sind nach Einführung der Gebühren weiter gestiegen, auch in den unteren Einkommensklassen.

Wegen der Regionalautonomie in Schottland sind die dortigen Universitäten für schottische Studenten weiter gebührenfrei. Nach dem Studium müssen sie bei Überschreiten einer bestimmten Einkommensgrenze allerdings pauschal 2.050 Pfund (2.940 Euro) in einen Bildungsfonds einzahlen.

AUSTRALIEN

Studiengebühren werden von den einzelnen Universitäten festgelegt, die Regierung bestimmt lediglich ein Maximum, das nach Fachbereichen gestaffelt ist. Für Bildung und Krankenpflege dürfen maximal 3.850 australische Dollar (2.250 Euro) gefordert werden, angehende Ärzte, Zahnärzte und Juristen dürfen dagegen mit bis zu 8.000 australischen Dollar zur Kasse gebeten werden.

Im Jahr 2002 mussten 67 Prozent der Studenten Gebühren zahlen, den übrigen wurden sie aus sozialen Gründen erlassen.

Hilfe zum Lebensunterhalt können Australier zwischen 16 und 24 erhalten, wenn ihr Einkommen und das ihrer Eltern bestimmte Grenzen (Elterneinkommen 28.850 australische Dollar) nicht überschreitet.

Diese so genannte Youth Allowance beträgt ab dem 18. Lebensjahr 650 australische Dollar pro Monat, für zu Hause lebende Studenten liegen die Sätze niedriger. Bei Vollzeitstudenten über 25 wird das Einkommen der Eltern nicht mehr berücksichtigt.

Studenten können außerdem ein staatliches Stipendium von bis zu 4.080 australischen Dollar im Jahr erhalten, wenn sie bestimmte soziale und Leistungskriterien erfüllen. Über die Vergabe entscheidet die einzelne Hochschule.

JAPAN

Alle Universitäten erheben bereits seit ihrer Gründung Ende des 19. Jahrhunderts Gebühren, bei den staatlichen Hochschulen liegen sie derzeit bei 520.800 Yen (3.900 Euro) im Jahr. Die meisten privaten Unis verlangen laut Bildungsministerium etwa das Doppelte.

Finanzielle Unterstützung für Studenten gibt es nur in Form von Darlehen. Im vergangenen Jahr liehen 866.000 Studenten - das sind 22 Prozent aller 3,9 Millionen japanischen Studierenden - insgesamt 580 Milliarden Yen (4,3 Milliarden Euro), das macht im Schnitt 1.100 Euro pro Person. Stipendien gibt es nur von regierungsunabhängigen Organisationen, Privatunternehmen und Stiftungen.

USA

Mit Studiengebühren zwischen 5.000 und über 30.000 US-Dollar (3.900 bis 23.000 Euro) liegen die US-Universitäten weltweit an der Spitze. Selbst Studierende aus den unteren Einkommensgruppen zahlten 2002/2003 nach Zahlen des Bildungsministeriums durchschnittlich noch rund 3.000 US-Dollar, und das an den billigsten Einrichtungen.

Allerdings gibt es eine Vielzahl von Stipendien. Dem Nationalen Zentrum für Bildungsstatistik zufolge erhielten im Jahr 1999-2000 (neuere Zahlen nicht verfügbar) über die Hälfte der damals 16,5 Millionen Undergraduate-Studenten irgendeine Form von finanzieller Hilfe, im Schnitt 6.206 Dollar. Nicht rückzahlungspflichtige Zuschüsse machten dabei den größten Anteil aus.

Wichtigste staatliche Unterstützung sind die so genannten Pell Grants, die ausschließlich nach sozialen Kriterien vergeben werden. Sie kommen über 20 Prozent der Studierenden zugute, der Höchstbetrag liegt bei 4.000 Dollar. Hinzu kommen zahlreiche Stipendien von Unternehmen, Privatleuten, Stiftungen und anderen gemeinnützigen Organisationen.

Die Vielfalt ist so groß, dass einige Studenten mittlerweile private Suchdienste bezahlen, um das für sie geeignetste Angebot zu ermitteln.

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