Weniger wollen studieren:Universitäten ohne Lockstoff

Die Zahl der Studienanfänger sinkt und sinkt. Das kommt davon, wenn die Politik falsche Signale setzt.

Tanjev Schultz

Die Begeisterung fürs Studium lässt nach, das ist ein schwerer Schlag für alle Bildungspolitiker. 40 Prozent eines Jahrgangs sollen an eine Hochschule gehen, so lautet seit langem das Ziel der Bundesregierung. Doch nun sind es nur 35 Prozent und damit sogar weniger als in den vergangenen Jahren. Das kommt davon, wenn die Politik falsche Signale setzt.

Weniger wollen studieren: Studenten an der Humboldt-Uni. In Berlin gibt es dieses Jahr - gegen den bundesweite Trend - mehr Erstsemester.

Studenten an der Humboldt-Uni. In Berlin gibt es dieses Jahr - gegen den bundesweite Trend - mehr Erstsemester.

(Foto: Foto: AP)

Dazu zählen die Studiengebühren, die in vielen unionsregierten Bundesländern eingeführt worden sind. Ob sie (dauerhaft) von einem Studium abschrecken, lässt sich zwar heute noch nicht abschätzen. Aber dass die Gebühren nicht gerade ein Lockstoff sind, der junge Menschen betört, kann man mit Sicherheit sagen.

Auch sonst sieht es für Studieninteressierte finanziell mau aus: Das Bafög ist seit Jahren nicht erhöht worden. Manch ein Abiturient setzt jetzt lieber auf eine solide Berufsausbildung - mit dem Effekt, dass Real- und Hauptschüler noch weniger Chancen haben, eine vernünftige Lehrstelle zu ergattern.

Ein weiterer Grund für den Rückgang der Studienanfänger liegt in der Ausweitung des Numerus clausus. Ohne diese Barriere bräche die Lehre an vielen Unis zusammen, in Massenfächern fehlt es ja oft am Nötigsten: an Professoren, Räumen und Büchern. Das Tor zur Uni enger zu machen, bedeutet aber nicht nur, viele Bewerber zu enttäuschen.

Am Ende werden dem Land die Akademiker fehlen; vor wenigen Wochen warnte die OECD bereits, Deutschland verliere beim akademischen Nachwuchs den Anschluss. Nun hoffen die Wissenschaftsminister auf die letzten geburtenstarken Jahrgänge. Für sie müssen die Hochschulen ebenso zügig wie großzügig ausgebaut werden. Denn beim Studium bestimmt auch das Angebot die Nachfrage.

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