Wellness im Büro:Yoga für Finanzbeamte

Unternehmen sorgen sich um Ihre Angestellen. Deshalb verschreibt der Chef Massagen für Bürohengste, Feng-Shui für die Einrichtung und Pilates vor Arbeitsbeginn.

Simone A. Mayer

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Fauler Homo bueroiensis

Unternehmen sorgen sich um ihre Arbeitnehmer, denn der Homo bueroiensis ist faul geworden und krank. 17 Millionen Angestellte in Deutschland sitzen täglich vor ihren Computern und hauen sieben bis elf Stunden in die Tasten. Das sind rund 80.000 Stunden in ihrem Leben. Die Folge: Der Homo bueroiensis hat hängende Schultern, einen krummen Rücken und sein Nacken schmerzt.

Auch der Rest der Arbeiter-Gesellschaft bewegt sich kaum noch: Zwei bis drei Millionen Arbeitnehmer verharren relativ unbeweglich vor Fließbändern oder Maschinen in der industriellen Produktion, 2,5 Millionen Berufsfahrer sitzen hinterm Steuer und drücken nur das Gaspedal.

Aber einige Chefs haben erkannt, dass nur gesunde Mitarbeiter mehr leisten und sorgen durch weniger Fehltage für optimale Betriebsabläufe. Immer mehr Unternehmen investieren daher in die Gesundheit ihrer Angestellten und wandeln Büroräume in Wellness-Oasen um. Vorgesetzte verschreiben Massagen für Bürohengste, Feng-Shui für die Einrichtung und Yoga für Finanzbeamte. sueddeutsche.de stellt einige Angebote vor.

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Wellness im Büro:Massage zur Frühstückspause

Einmal im Monat kommt Laurie vorbei. Die fröhliche Amerikanerin knetet was das Zeug hält: Laurie Norquist ist eine Massage-Therapeutin und zieht mit einem mobilen Massage-Stuhl von Büro zu Büro. Chefs können bei Laurie Termine für ihre Angestellten buchen und ihnen so etwas Entspannung bieten - während der Arbeitszeit.

Die Amerikanerin hatte vor fünf Jahren die Idee, Massagen in Geschäftsräumen anzubieten, aus ihrer Heimat USA mit nach Deutschland gebracht. "In den USA bestellt fast jedes Büro regelmäßig einen Massage-Service für seine Angestellten", sagt Laurie. "Gute Leute sind überall schwer zu finden, daher sollte es den Vorgesetzten wichtig sein, dass diese guten Leute auch gesund bleiben." Eine kleine Massage zwischendurch steigere die Konzentration und die Kreativität, ist sich Laurie sicher. Und es bringt Spaß in den Arbeitsalltag.

Das hat Jörn Kachelriess erlebt, als er Laurie vor gut einem Jahr zum ersten Mal für seine Angestellten buchte. Er ist Geschäftsführer einer Münchner Kommunikationsagentur. "Eine kleine Massage zwischendurch steigert die Stimmung im Betrieb", sagt Kachelriess. Wenn sich Laurie einmal im Monat ankündigt, mache garantiert keiner seiner zehn Angestellten frei. "Wir knobeln schon vorher aus, wer wann massiert wird."

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Acht Uhr am Mittwochmorgen, ein Möbelhaus bei Günthersdorf zwischen Halle und Leipzig. Kein Kunde sitzt auf dem Klippan-Sofa in der Wohnabteilung und kein Schnäppchen-Jäger rennt zwischen den Regalen herum. Eineinhalb Stunden bevor der Möbelmarkt für die Kunden öffnet, treffen sich die Angestellten zum gemeinsamen Sportunterricht. Ein ausgebildeter Turnlehrer zeigt Pilates-Übungen zur Kräftigung der Muskulatur.

Das Pilates-Training ist sowohl muskel- als auch gelenkschonend, da der Sportler ohne große Gewichte auskommt und Bewegungen langsam und harmonisch durchgeführt werden. Ziel ist es, die Muskeln zu stärken, die Körperhaltung zu stabilisieren und die Beweglichkeit der Gelenke zu steigern, ohne den Körper übermäßig zu belasten.

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Wellness im Büro:Hüpf, hüpf ins Büro

Auf einem Trampolin springt Heidi Templin auf und ab. Und das mitten im Büro, zwischen den Schreibtischen zweier Kolleginnen.

Ihr Arbeitgeber hat gemeinsam mit seinen Angestellten ein Fitnessprogramm entwickelt, bei dem Sport und Bewegung zu einem großen Teil als Arbeitszeit anerkannt und verbucht werden. Heidi Templin kann jeden Sport treiben, den sie will: Fährt sie morgens mit dem Fahrrad die 18 Kilometer von ihrer Wohnung zur Arbeit, wird ihr das sogar teilweise als Arbeitszeit anerkannt. "Dafür bekomme ich bis zu eineinhalb Stunden pro Woche auf meinen Stundenkonto angerechnet", sagt Templin.

Aber die Angestellten sollen die kurzen Sportpausen nicht wie eine schnelle Zigarettenpause zwischen zwei Arbeitsaufträgen einlegen. Effektiv und auf Ausdauer zu trainieren ist die Fitnessdevise des Unternehmens. Deshalb soll eine Fitnesseinheit mindestens 15 Minuten dauern.

Wer durchhält und ein Jahr lang regelmäßig Sport während der Arbeitszeit treibt, bekommt am Jahresende einen finanziellen Bonus. Heidi Templin sagt, sie fühle sich fitter seit sie auch im Büro trainiert. "Ich treibe gerade im Winter wenig Sport. Jetzt hatte ich aber schon im Januar einen Anreiz, was zu tun."

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Wellness im Büro:Die Sauna im Firmenkeller

Einige wenige Unternehmen gönnen ihren Angestellten entspannende Minuten der besonders luxoriösen Art. Eine Firma in Norderstedt bei Hamburg hat seinen rund 1200 Mitarbeitern eine Sauna in den Firmenräumen eingerichtet. Außerdem dürfen die gestressten Arbeitnehmer eine Turnhalle, Tennisplätze und einen Fitnessraum nutzen.

Saunieren wirkt sich positiv auf das allgemeine Wohlbefinden aus und stärkt das Immunsystem. Regelmäßige Saunagänge härten also gegen Erkältungskrankheiten ab. Die Folge: Der Angestellte fällt bestenfalls nicht wegen Krankheit im Büro aus.

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Wellness im Büro:Yoga im Finanzamt

Morgens um halb acht im Finanzamt Spandau: Zehn Finanzbeamte in Sportklamotten sitzen am Boden, recken und strecken sich. Bevor der Kundenverkehr beginnt, steht eine Stunde Yoga auf dem Arbeitsplan.

"Wir stellen den Beschäftigten bis zu eine Stunde Arbeitszeit pro Woche für Gesundheitsmaßnahmen zur Verfügung", sagt Behörden-Sprecher Clemens Teschendorf. Ziel sei es, die "Risiken der Schreibtischarbeit" zu minimieren und gesündere Finanzbeamte zu haben. Neben dem Yoga-Kurs im Stadtteil Spandau hat die Berliner Finanzverwaltung auch sechs Kurse zur Rückschonung in ihren Behörden organisiert.

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Wellness im Büro:Feng-Shui in der Schule

Prüfungsstress ade! Statt Angst vor Versagen und schlechten Noten zu haben, fühlen sich die Schüler einer Berufsschule in Ingolstadt angeblich geradezu wohl, wenn sie einen Englischtest schreiben. Das behauptet ihre Schuldirektorin Erna-Katharina Beu.

Die Direktorin hat die ganze Schule nach den Regeln des Feng-Shui eingerichtet und setzt diese Lehre des Wohlbefindens auch im Unterricht und in Prüfungssitationen um. Die Prinzipen des Feng-Shui basieren auf den fünf Elementen. Das Wissen um die Auswirkung von Farbe, Form, Maßen und Klang auf den Menschen soll das Wohlbefinden beeinflussen.

Und was halten die rund 180 Schüler und Auszubildenden der Schule für Fremdsprachenkorrespondenz von der asiatischen Harmonielehre in ihren Klassenzimmern? "Erst haben sie natürlich gesagt: Oh, was hat die Direx denn jetzt für Ideen?", berichtet die Schulleiterin Erna-Katharina Beu. Jetzt seien sie aber größtenteils von der Harmonielehre überzeugt und halten sich daran. In Prüfungen halten die Schüler auf Ratschlag ihrer Direktorin Heilsteine in der Hand oder lutschen sie sogar im Mund. "Das beruhigt", erklärt Feng-Shui-Expertin Beu.

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Wellness im Büro:Der bewegte Mensch

Erholt ins neue Jahr: Die Angestellten eines Unternehmens im thüringischen Heiligenstadt dürfen sich zu jedem Jahresanfang zehn Behandlungen beim Physiotherapeuten gönnen.

"Die Kosten übernimmt die Krankenkasse, die Arbeitszeit stellen wir zur Verfügung", berichtet Firmensprecherin Marion Rhöse. Der Frischdiensthandel holt sich hierfür einen Physiotherapeuten ins Haus: Er gibt Ratschläge, wie die Mitarbeiter sich bewegen sollen und wie sie richtig im Bürostuhl sitzen. Und wer besonders verspannt ist, darf sich auch die Zeit für eine Massage gönnen.

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Wellness im Büro:Fitness für jeden Homo bueroiensis - sechs Übungen

Keine Wellness- oder Sportangebote am Arbeitsplatz vorhanden? Es ist so einfach, sich auch ohne feste Sportstunden während der Arbeitszeit etwas Bewegung zu gönnen.

Nur rund fünf Minuten dauern die folgenden sechs Übungen insgesamt: Übung 1: Falten Sie die Hände hinter dem Kopf und versuchen Sie, die Ellbogen auf Höhe der Ohren zu halten. Neigen Sie den Oberkörper leicht zur Seite und bleiben Sie drei bis vier Atemzüge in dieser Position. Dann langsam die Seite wechseln.

Übung 2: Ziehen Sie jetzt die Ellbogen von hinten nach vorn und rollen den Kopf ein. Das Kinn so weit wie möglich zur Brust ziehen - ohne dabei einen Rundrücken zu machen.

Übung 3: Schlagen Sie das rechte Bein über das linke. Drehen Sie dann nur den Rumpf langsam nach rechts und halten sich dabei an der Lehne fest. Etwa 30 Sekunden in der Position verharren, dann die Seite wechseln.

Fotos: DAK/Rickers

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Übung 4: Strecken Sie, auf einem Stuhl sitzend, die Arme nach vorne aus. Atmen Sie tief ein und heben Sie die Arme an, bis auf Höhe der Ohren. Nun strecken Sie sich weit nach hinten und halten diese Position zwei bis drei Atemzüge lang.

Übung 5: Beugen Sie sich wieder nach vorn, und legen Sie den Oberkörper auf den Oberschenkeln ab. Dann den Kopf und die Arme hängen lassen und etwa 30 Sekunden lang entspannen.

Übung 6: Legen Sie nun die Hände schulterbreit auf den Tisch und rollen mit dem Stuhl zurück, bis Rücken und Arme gestreckt sind. Oberkörper leicht nach unten drücken, kurz halten. Wieder entspannen und nochmals strecken.

Fotos: DAK/Rickers

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Wellness im Büro:Lieber auf zwei Beinen als auf vier Buchstaben

Statt den lieben langen Tagen auf den vier Buchstaben am Bürostuhl kleben zu bleiben, kann man auch interne Telefonate durch einen kurzen Besuch im Büro des Kollegen ersetzen oder Gespräche im Stehen erledigen. Mittagspausen eignen sich zudem für kleine Spaziergänge.

Eine Forsa-Umfrage hat vor einigen Jahren ergeben, dass nur 17 Prozent der Befragten eine Pause am Arbeitsplatz nutzen, um sich mobil zu halten. Dabei senken schon 500 bis 1000 Kilokalorien Mehrverbrauch pro Woche laut einer Studie das Risiko von Erkrankungen. Bei 2000 Kilokalorien weniger sinkt das Risiko eines Herzinfarkts um 50 Prozent.

Foto: istockphoto

(sueddeutsche.de/bön)

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