Weiterbildung:Frage nach der Motivation

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Wer sich fortbilden will, sollte herausfinden, welches Ziel er erreichen möchte. Für den beruflichen Aufstieg ist ein Abschluss sinnvoll, der zu einer formal höheren Qualifikation führt.

Interview von Christine Demmer

Reinhold Weiß, Professor an der Universität Duisburg-Essen, hat den Nutzen betrieblicher und beruflicher Weiterbildung für Arbeitgeber und Arbeitnehmer eingehend erforscht. Er erklärt, warum jeder vom Weiterlernen profitiert.

SZ: Wenn jemand sich fachlich im Beruf weiterbilden will: Wo setzen seine Aktivitäten am besten an?

Reinhold Weiß: Man kann den eigenen Vorgesetzten fragen. Dabei ist es aber ratsam, mit Vorschlägen aufzuwarten. Wenn man selbst in seine Bildung investiert, ist es erst recht notwendig, zu überlegen, wo die eigenen Interessen liegen und wohin man sich verändern will.

Wie kriegt man heraus, ob ein Kurs für 1800 Euro größere Arbeitsmarktchancen verspricht als einer für 600 Euro?

Wenn Menschen eine grundlegende berufliche Veränderung bewirken wollen, dann reicht wohl keiner dieser Beträge aus. Dafür muss man sehr viel mehr Geld in die Hand nehmen. Für einen Aufstieg im Beruf ist ein weiterführender Abschluss, der zu einer formal höheren Qualifikation führt, hilfreich. Auch eine Umschulung ist zeit- und kostenintensiv. Allerdings gibt es in beiden Fällen Fördermöglichkeiten.

Reicht unter Umständen auch ein Kurs an der Volkshochschule aus?

Selbstverständlich. Volkshochschulen haben ein breites und bezahlbares Weiterbildungsangebot. Wer aber eine spezifische Weiterbildung braucht oder in seinem Beruf Karriere machen will, sollte einen spezialisierten Anbieter wählen. Als IT-Spezialist belege ich keinen Computerkurs an der Volkshochschule.

Lässt sich im Vor aus den Wert der Weiterbildung abschätzen?

Eine persönliche Bildungsrechnung wird jeder aufmachen, etwa so: Was bekomme ich für die investierte Zeit und das eingesetzte Geld? Der Wert einer Weiterbildung zeigt sich aber nicht nur in geldwerten Vorteilen. Man hat Freude an der Fortbildung, lernt andere Menschen kennen, kann seine Aufgaben besser lösen und hat vielleicht weniger Stress im Beruf. Dass sich der Aufwand kurzfristig finanziell bezahlt macht, kommt nach meinen Erkenntnissen als Forschungsdirektor des Bundesinstituts für Berufsbildung eher selten vor. Dafür muss man schon eine zeit- und kostenintensive Fortbildung machen, zum Beispiel zur Vorbereitung auf eine Meisterprüfung, oder einen höheren Bildungsabschluss nachholen.

© SZ vom 10.03.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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