Süddeutsche Zeitung

Vorteile des Fernstudiums:Maßgeschneidert

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Mit dem Online-MBA kann man seine Lernorte frei wählen und sich im eigenen Tempo fortbilden. Zudem kostet ein Fernstudium meist weniger Geld als Präsenz-Programme.

Von Nicole Grün

Oliver Kahn hat einen, genauso wie der ehemalige Basketball-Profi Shaquille O'Neal oder Abfahrts-Weltmeister Michael Walchhofer: Die Rede ist von einem im Fernstudium erworbenen Master of Business Administration. Allein in Deutschland gibt es mehr als 40 Anbieter, die einen MBA im Fernstudium anbieten - und es werden immer mehr. Meist sind in die Studienprogramme einige Wochenenden als Präsenztage integriert, doch mittlerweile gibt es auch reine Online-MBAs, bei denen die Teilnehmer nicht mal mehr zu Prüfungen an einem bestimmten Ort anwesend sein müssen. "Die Angebote ohne Präsenzphasen werden bei uns bevorzugt", sagt etwa Professor Holger Sommerfeldt, Prorektor der IUBH Internationalen Hochschule.

Nicht nur Spitzensportler schätzen die Flexibilität, die mit einem Fern-MBA einhergeht. "Teilnehmer von Fernstudien sind meist Mitte 30, stehen mit beiden Beinen im Beruf, haben gerade ein Häuschen gebaut und das erste Kind", sagt Detlev Kran, Herausgeber des "MBA- und Master-Guide 2019". "Da ist die zeitliche und örtliche Unabhängigkeit Gold wert." Sommerfeldt von der IUBH sieht die geringeren Kosten und die Möglichkeit, den Online-MBA mit dem Beruf zu kombinieren, als große Vorteile gegenüber MBA-Angeboten im Präsenzstudium. "Die Opportunitätskosten sind viel geringer. Für den MBA im Präsenzstudium müssten die Studierenden eine gewisse Zeit ihren Job aufgeben, was sie häufig nicht möchten und sich manchmal auch nicht leisten können." Stattdessen arbeiten und verdienen sie ganz normal weiter - und zahlen weniger Studiengebühren. Deutsche MBA-Programme im Fernstudium starten bei 8000 Euro, die teuersten Anbieter verlangen zwischen 15 000 und 20 000 Euro - bei diesem Betrag starten die Vollzeit-MBAs erst, die auch mal 50 000 Euro kosten können.

Dass Online-MBAs weniger anerkannt sind als Präsenzprogramme, lasse sich nicht pauschal sagen, sagt MBA-Experte Kran: "Das hängt sehr stark von der Reputation der jeweiligen Hochschule ab." In Deutschland sei es "die gesunde Mittelklasse", die MBAs im Fernstudium anbiete, aber es seien noch nicht die etablierten, international gut bewerteten Anbieter wie die Mannheim Business School oder die WHU - Otto Beisheim School of Management. Allerdings könne man sich ja auch bei international renommierten Anbietern wie der Warwick Business School bewerben, deren "Distance-learning-MBA" seit Jahren das Online-MBA-Ranking der Financial Times anführt. Und auch die ESMT Berlin plant einen Online-MBA. "Man hört, dass die Arbeitgeber beim MBA kaum Unterschiede zwischen Fern- und Präsenzstudium machen, sondern allgemein von Kandidaten überzeugt sind, die sich durchgebissen haben", sagt Kran.

Denn es verlangt Fernstudenten viel ab, sich neben Vollzeitjob und Familie auf ein zusätzliches Studium zu konzentrieren. "Je nach Zeitmodell sollten sie mindestens 15 Stunden pro Woche dafür reservieren können, damit das Sinn macht", stellt Sommerfeldt von der IUBH fest. "Gerade durch die Flexibilität, die ein Fernstudium bietet, muss man eine gehörige Portion Motivation und Selbstdisziplin mitbringen. Wer immer jemanden braucht, der ihm sagt, was er wann machen muss, für den ist ein Präsenzstudium besser."

Im Vergleich zu Präsenzstudien sind Online-MBA-Programme oft deutlich kostengünstiger

Aber was ist mit dem Netzwerk, den lohnenden persönlichen Beziehungen, die sich aus einem MBA-Studium entspinnen? "Die Kontakte sind in Voll- oder Teilzeitprogrammen mit Anwesenheitspflicht natürlich deutlich intensiver", sagt Kran. Dennoch hätten die Studenten viele Möglichkeiten, sich zu vernetzen, über Alumniclubs und Chaträume beispielsweise. "Die Studenten sehen sich nicht so häufig von Angesicht zu Angesicht, das heißt aber nicht, dass sie nicht miteinander kommunizieren", meint auch Sommerfeldt. "Auch die Fernstudenten müssen selbstverständlich in Gruppen zusammenarbeiten - in Videokonferenzen oder virtuellen Gruppenräumen." Diese Art der Kommunikation bilde ein Stück weit die reale Arbeitswelt ab, in der man oft in Skype-Konferenzen zusammenarbeite. Online-MBA-Programme ermöglichen es den Studenten auch, in ihrer eigenen Geschwindigkeit zu lernen: "Sie müssen die Zeit nicht absitzen und können die Dinge schneller machen." Oder auch langsamer, denn die meisten Programme lassen sich kostenlos verlängern.

Bleibt die Frage, ob sich ein Fern-MBA lohnt. Kran findet die Beurteilung schwierig. "Wie vergleiche ich es? Vielleicht verhilft mir der MBA zu einem Job in München mit einem Drittel mehr Gehalt, dafür zahle ich aber doppelt so viel Miete." Sommerfeldt beantwortet die Frage mit einem eindeutigen Ja: "Unsere Absolventenbefragungen zeigen, dass auch Online-MBAs zu Gehaltssteigerungen und Beförderungen führen. Vielen gibt das Programm zudem allgemein mehr Sicherheit in ihrem Job."

Es gibt also viele Gründe, die für einen MBA im Fernstudium sprechen - das erkennen auch renommierte Anbieter in den USA. Dort stellen einige Hochschulen wie die angesehene University of Illinois ihre Voll- und Teilzeit-MBA-Programme ein und setzen stattdessen nur noch auf Online-MBAs.

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Quelle:
SZ vom 18.10.2019
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