Vorschläge von Mitarbeitern:2500 Euro für einen Geistesblitz

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Bis zu 2500 Euro Prämie bekommen Mitarbeiter für eine gute Idee. (Foto: iStock)

Mehr als eine Milliarde Euro haben Vorschläge von Mitarbeitern den Unternehmen im vergangenen Jahr gebracht. Kein Wunder, dass das Ideenmanagement immer professioneller wird. Doch auch die findigen Kollegen profitieren - denn für Geistesblitze gibt es Prämien.

Von Miriam Hoffmeyer

Eine Maschine arbeitet ein paar Sekunden schneller, ein Formular wird einfacher, ein Transport spart Zeit. Meist geht es um kleine Verbesserungen; manchmal ist ein Geniestreich dabei, der zu einem neuen Verfahren oder Produkt führt. Die Vorschläge von Mitarbeitern schaffen jedes Jahr einen enormen Gesamtnutzen für die deutsche Wirtschaft.

Das belegt unter anderem der dib-Report, eine jährlich erscheinende Studie des Deutschen Instituts für Betriebswirtschaft, das zum Dekra-Konzern gehört. Im vergangenen Jahr profitierten die befragten 145 Unternehmen mit 1,1 Milliarden Euro von den Ideen ihrer Belegschaft. Dafür schütteten sie Prämien von fast 118 Millionen Euro aus.

Große Unternehmen, die ihr Ideenmanagement meist sehr gut organisiert haben, erzielen in absoluten Zahlen den größten Nutzen. Anders sieht es aus, wenn man den Nutzen ins Verhältnis zur Mitarbeiterzahl setzt.

Kleine Unternehmen profitieren mehr

Die Verbesserungsvorschläge brachten Firmen mit mehr als 5000 Beschäftigten im Durchschnitt knapp 2500 Euro pro Mitarbeiter ein. In Betrieben mit weniger als tausend Beschäftigten war der Nutzen fünfmal so hoch. Denn in Konzernen mit ihren langen Entscheidungswegen versanden viele Ideen einfach: In großen Unternehmen wurden nur 42 Prozent aller Vorschläge realisiert, in kleinen annähernd 60 Prozent.

Laut dib-Report sind die Unterschiede zwischen den Branchen sehr groß. Mit Abstand die meisten Ideen - mehr als 580 pro 100 Mitarbeiter - meldete die metallverarbeitende Industrie. Kaum kreativ zeigten sich Banken und Versicherungen mit nur 15 Ideen pro hundert Mitarbeiter. Behörden und öffentliche Körperschaften beteiligen sich fast gar nicht an der Befragung.

In Wirklichkeit seien die Unterschiede aber nicht ganz so dramatisch, meint Professor Alexander Brem von der Universität Erlangen-Nürnberg, der auf Ideen- und Innovationsmanagement spezialisiert ist. Dass es bei der Herstellung von Produkten mehr Möglichkeiten für Verbesserungen gibt als bei Dienstleistungen, liegt auf der Hand. Außerdem, gibt Brem zu bedenken, könne niemand nachprüfen, wie die Teilnehmer am dib-Report die Zahl der Ideen messen und deren Nutzen berechnen würden. "Natürlich wird auch viel Blödsinn vorgeschlagen", sagt der Professor.

Auch Brem hält es für unerlässlich, das kreative Potenzial der Beschäftigten zu nutzen. Dazu sei Veränderungsbereitschaft im ganzen Unternehmen notwendig: "Chefs wie Mitarbeiter müssen Veränderungen als etwas Positives betrachten." Im Verein "quer.kraft" tauschen sich Vertreter von knapp 30 großen und mittelständischen Unternehmen regelmäßig über Ideenmanagement aus.

Dauerthemen sind dabei Motivationskampagnen und Incentives, also Prämien und sonstige Anreize. "Die Ideensuche schläft schnell ein, wenn nicht immer jemand klappernd durch den Gang läuft", weiß Brem.

Seiner Meinung nach wecken zeitlich begrenzte Aktionen mit einer konkreten Vorgabe die meisten guten Einfälle - etwa indem man die Belegschaft auffordert, Ideen zum Energiesparen zu entwickeln. Im herkömmlichen betrieblichen Vorschlagswesen werden dagegen spontane Ideen zu allen möglichen Themen eingesammelt. Daneben entstehen viele Vorschläge im kontinuierlichen Verbesserungsprozess, bei dem Mitarbeiter in Gruppen über die Lösung bestimmter Probleme nachdenken.

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Die Idee, Ideen zu sammeln, geht auf den Stahlmagnaten Alfred Krupp zurück. 1872 erklärte er, Vorschläge der Belegschaft seien von den Vorgesetzten "dankbar entgegenzunehmen". Bald hingen in vielen Betrieben Zettelkästen, in die Arbeiter und Angestellte ihre Verbesserungsideen einwerfen konnten. Heute werden sie in der Regel digital eingereicht.

Ideenmanagement-Tools für das Intranet leiten die Geistesblitze direkt an die zuständigen Gutachter. So besteht keine Gefahr, dass ein Vorgesetzter eine Verbesserungsidee nur deshalb abblockt, weil er sie eigentlich schon längst selbst hätte haben müssen. Die Mitarbeiter können mit ein paar Klicks verfolgen, auf welcher Station zwischen Beurteilung und Realisierung sich ihr Vorschlag gerade befindet. In einigen Programmen können die Nutzer ihre Einfälle auch gegenseitig bewerten.

Nichts demotiviert Ideengeber jedenfalls stärker, als gar kein Echo zu erhalten. "Es muss immer zeitnah ein Feedback geben", sagt Professor Brem, "auch wenn eine Idee nicht ganz so gut ist."

© SZ vom 15.06.2013 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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