Von wegen lustiges Studentenleben:Start in die Karriere

Studieren und arbeiten in einem - das kann ganz schön anstrengend sein. Drei Kandidaten, die sich davon nicht abschrecken ließen, erzählen, was sie motiviert hat und wie sie ihre Perspektiven sehen.

Protokolle von Elisabeth Pörnbacher

Man muss sich abheben

Florian Mörchel

Florian Mörchel 27, studierte Versicherungswirtschaft.

(Foto: privat)

Als ich noch zur Schule ging, habe ich mich im Unterricht oft gefragt: Wozu brauche ich das? Viel von dem, was man lernt, nützt einem im späteren Berufsleben wenig. Ich wusste: Das muss sich ändern. In der Oberstufe habe ich eine Exkursion zur damaligen Berufsakademie Gera gemacht. Ich dachte: Das ist der schnellste Weg, um durchzustarten. Ich verdiene während des Studiums Geld, habe bereits einen Fuß in der Tür eines Unternehmens, gewinne an Berufserfahrung, lerne wichtige Leute kennen und sehe, wie das Unternehmen funktioniert.

Weil ich mich für Aktien und Finanzen interessierte, habe ich mich für das ausbildungsintegrierende Studium an der Uni der Bundeswehr München beim Partnerunternehmen Generali Versicherungen beworben. Es gab vier freie Plätze und mehrere Hundert Bewerber. Da muss man sich schon abheben.

Ich bekam eine Zusage. Im Studium hatte ich dann drei Blöcke im Jahr. Je nachdem, wie der Lehrplan ausgesehen hat, habe ich oft von Montag bis Mittwoch gearbeitet, donnerstags und freitags im Hörsaal gesessen, oder aber ich war ganze Monate an der Uni und danach im Unternehmen. Überschneidungen gab es kaum, darum ist auch die Freizeit nicht zu kurz gekommen.

Stünde ich wieder vor der Entscheidung, ich würde den gleichen Weg einschlagen. Ich habe in kurzer Zeit viel gelernt und sogar Trainees eingearbeitet, die etliche Jahre älter waren als ich. Was ich im dualen Studium gelernt habe, kann ich nun gut gebrauchen: Gemeinsam mit meinem ehemaligen Kommilitonen Manuel Thaler habe ich eine Marketingagentur gegründet. Zudem betreuen wir einen You-tube-Kanal, auf dem wir Interessierte über das duale Studium informieren.

Durchhalten lohnt sich

Anna Lieb

Anna Lieb 24, studiert Pflegemanagement.

(Foto: privat)

Studieren und gleichzeitig in dem Beruf Erfahrungen sammeln, in dem ich später arbeiten will - das waren für mich die Gründe, warum ich mich für ein duales Studium am Klinikum in Augsburg und an der Hochschule in München beworben habe.

Das erste Jahr war hart: Ich war immer ein oder zwei Wochen an der Hochschule, habe dort die theoretischen Grundlagen gelernt, dann habe ich mehrere Wochen in der Klinik gearbeitet. Den Rest der Zeit war ich an der Berufsschule. Ich habe so viel Neues gelernt und ich musste konstant gut sein. Die Belastung war sehr hoch, auch weil ich mich erst an den Schichtdienst gewöhnen musste. Da muss man einfach durchhalten. Es lohnt sich. Nach den ersten sechs Semestern hatte ich insgesamt 2100 Stunden Theorie und 2500 Stunden Praxis hinter mir. Dann schrieb ich ein Examen und schloss damit die Ausbildung zur Krankenpflegerin ab. Seither bin ich Vollzeitstudentin an der Hochschule. Danach möchte ich das Masterstudium Public Health an der LMU München machen und in die Forschung gehen.

Obwohl das Bachelorstudium mit viereinhalb Jahren ziemlich lange dauert und ich wenig Freizeit hatte, würde ich mich auf jeden Fall wieder dafür entscheiden. Es bringt einfach viele Vorteile: Bereits während des Studiums konnte ich mir ein breites Netzwerk aufbauen und in jeden Fachbereich der Pflege hineinschauen. Was ich in der Theorie an Hoch- und Berufsschule gelernt hatte, konnte ich dann in der Klinik direkt in die Praxis übertragen. Zudem habe ich gelernt, in Stresssituationen Ruhe zu bewahren. Natürlich spielt auch das Geld eine Rolle: Während des Studiums verdient man rund 900 Euro im Monat.

Es bleibt genug Freizeit

Alexandra Stückler-Wede

Alexandra Stückler-Wede 21, studiert Elektrotechnologie.

(Foto: privat)

Ausschlaggebend für meine Entscheidung zum dualen Studium war: Von Anfang an steht man in engem Kontakt zu einer Firma. Man lernt das Team kennen und schafft es leichter, in ein Unternehmen reinzukommen. Schließlich gibt es viele Studierende, die sich bei Unternehmen bewerben.

Also habe ich mich bei Rohde und Schwarz beworben. Das Unternehmen stellt Messgeräte für Mobilfunk und Funkkommunikation her. Aufgenommen zu werden ist nicht so einfach. Nur vier Interessierte schaffen es in den Studiengang. Um sich von anderen Bewerbern abzuheben, ist es gut, wenn man außerschulische Aktivitäten vorweisen kann oder Erfahrungen in anderen Unternehmen mitbringt. Wenn man Interesse zeigt und sich gut verkauft, dann klappt es auch mit der Bewerbung. Auf die Zusage folgte ab Herbst 2014 ein Ausbildungsjahr im Unternehmen, zuerst lernte ich die Grundlagen, im zweiten Semester fing ich in der Abteilung an. Im Oktober 2015 begann das Studium an der Hochschule München. In den Semesterferien - also drei Monate im Jahr - arbeite ich immer im Unternehmen. So kommt es nie zu Überschneidungen und ich kann mich immer auf eine Sache konzentrieren. Während der Ausbildung bekommt man dann noch 30 Tage Urlaub, es bleibt also genug Freizeit.

Das duale Studium hat mir nur Vorteile gebracht: Ich habe neben dem Studium Geld verdient und konnte bereits in die verschiedenen Bereiche eines Unternehmens hineinschnuppern. Nach dem Studium habe ich dann einen Bachelor- und einen IHK-Abschluss - und die Möglichkeit, im Unternehmen zu bleiben, wenn ich will.

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