Voller Einsatz am Arbeitsplatz:Deutsche arbeiten sechs Wochen mehr als Franzosen

Der fleißige, streberhafte Deutsche scheint nicht nur ein Klischee zu sein. Einer aktuellen Studie zufolge arbeiten Arbeitnehmer hierzulande pro Jahr deutlich mehr als ihre Kollegen in vielen anderen EU-Staaten. Besonders groß ist der Abstand zu Frankreich und Finnland.

Deutsche Arbeitnehmer arbeiten deutlich mehr als ihre Kollegen in anderen führenden EU-Staaten. Nach einer Untersuchung des Pariser Wirtschaftsforschungsinstituts Coe-Rexecode verbrachten sie im Jahr 2010 durchschnittlich 1904 Stunden am Arbeitsplatz.

Französische Angestellte und Arbeiter kamen beispielsweise nur auf 1679 Stunden. Die Differenz von 225 Stunden entspreche sechs Arbeitswochen rechnete die Pariser Tageszeitung Le Figaro vor. Auch andere große EU-Staaten wie Großbritannien, Spanien oder Italien liegen bei der durchschnittlichen Arbeitszeit zum Teil deutlich hinter Deutschland.

Erheblich mehr gearbeitet wird allerdings in Ländern wie Rumänien (2095 Stunden) oder Ungarn (2021). Auch die griechischen Vollzeitbeschäftigten sind mit 1971 Stunden pro Jahr etwas arbeitsamer als die Deutschen. Schlusslicht der Statistik sind hinter den Franzosen die Finnen mit 1670 Jahresarbeitsstunden.

Noch einmal fleißiger als die deutschen Arbeitnehmer sind die Selbstständigen in der Bundesrepublik. Sie arbeiteten 2010 im Schnitt 2459 Stunden pro Jahr. Innerhalb der EU engagierten sich mit durchschnittlich 2551 Stunden nur die Österreicher noch mehr.

Für den französischen Staatschef Nicolas Sarkozy ist die Studie ideale Munition für den bevorstehenden Präsidentschaftswahlkampf. Er schwärmt seit Monaten vom "deutschen Modell" und hat der von den Sozialisten eingeführten 35-Stunden-Woche den Kampf angesagt.

"Frankreich ist das einzige Land, das per Gesetz die Arbeitszeit generell gesenkt hat", zitierte der Figaro den Direktor des Wirtschaftsforschungsinstituts Coe-Rexecode, Michel Didier. Dem Land könnte es bessergehen, wenn mehr gearbeitet würde.

Indirekte Rückendeckung bekam Didier von zahlreichen französischen Medien, die darauf hinwiesen, dass die Bundesrepublik die europäische Schuldenkrise wesentlich besser verkrafte als das eigene Land. "Deutschland gewinnt das Wirtschaftsduell mit weitem Vorsprung", schrieb die Zeitung Les Echos in Bezug auf die jüngsten Zahlen zur Wirtschaftsentwicklung in Deutschland. "Deutschland deklassiert Frankreich", kommentierte Le Parisien.

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