USA: Kündigung nach Brust-OP:Körbchen-Blöße

"Unzüchtiges Verhalten": Eine Angestellte des Verlags Condé Nast zeigt zwei Kolleginnen das Ergebnis ihrer Brustvergrößerung - und wird prompt entlassen.

Marten Rolff

Das Hochzeits-Magazin Brides aus dem amerikanischen Verlagshaus Condé Nast ist die Art von Illustrierter, die selbst Sarah-Palin-Wählerinnen noch unbeschwert träumen lässt. Den Modeexpertinnen dort gilt der Spaghetti-Träger als Exzess der Freizügigkeit; und wer gewagte Tipps für den Junggesellinnen-Abschied sucht, erfährt unter dem Titel "Peinlichkeiten für die Braut": Stecken Sie der Hauptperson des Abends einfach mal eine neckische Tüllschleife ins Haar. Kurzum: Die Brides-Redaktion ist womöglich ein gefährlicher Ort für Mitarbeiterinnen, die sich die Brüste vergrößern lassen und das Ergebnis später im Büro herumzeigen.

USA: Kündigung nach Brust-OP: Bei Condé Nast wäre so ein Auftritt ein Kündigungsgrund: Das Model Gisele Bündchen während einer Unterwäsche-Schau von Victoria's Secret.

Bei Condé Nast wäre so ein Auftritt ein Kündigungsgrund: Das Model Gisele Bündchen während einer Unterwäsche-Schau von Victoria's Secret.

(Foto: Foto: Reuters)

"Völlig harmlos"

Eine New Yorkerin, die genau das getan haben soll, hat der Verlag gerade rausgeschmissen. Keine drei Tage Zeit blieben der 31-jährigen Marketingexpertin, um ihren Schreibtisch zu räumen. Kündigungsgrund: unangemessenes Verhalten. "Unglaublich", wie ihr Anwalt David Marek der SZ sagte. Für Marek stellt sich der genüsslich in der New Yorker Presse ausgebreitete Fall als "völlig harmlos" dar.

Seine Mandantin habe die Brust-Operation lange geplant, und im Büro habe man gewusst, dass sie sich vergangenen November extra dafür freigenommen hatte. "Wie hätte sie das verbergen können?", fragt Marek, "wo das Ergebnis eh jeder sieht." Nach ihrer Rückkehr sei die 31-Jährige von zwei neugierigen Kolleginnen gebeten worden, ihnen ihre Brust zu zeigen.

Unzüchtiges Verhalten

Also habe sie die "befreundeten" Damen in ihr Büro gebeten, die Tür geschlossen und ihre Bluse aufgeknöpft, ihren Sport-BH aber für die Demonstration anbehalten, erklärt Marek. "Sie hat sich also nichts vorzuwerfen." Genützt hat ihr das diskrete Vorgehen nichts; als der Fall im Büro die Runde gemacht hatte, denunzierte eine unbeteiligte Kollegin die Marketingfrau wegen unzüchtigen Verhaltens, was die sofortige Kündigung nach sich zog.

Bei Condé Nast (Vanity Fair, Vogue) will man den Vorfall erwartungsgemäß nicht kommentieren; auf eine geräuschlose Abwicklung kann das Haus indessen nicht mehr hoffen. "Titten-OP-Managerin von Condé Nast blitzschnell vor die Tür gesetzt", titelte etwa die New York Post, und berichtete in dem Zusammenhang gleich von Sparzwängen und hässlichen Arbeitskämpfen in dem sonst so selbstbewussten Hochglanz-Verlag.

Es könnte teuer werden

Die Tatsache, dass seine Mandantin die betriebsbedingte Kündigungswelle bei Brides im vergangenen Herbst überlebt hatte, stärke ihre Position nun, glaubt David Marek. So sei für ihn klar, dass der Verlag sich bei der Kündigung nur auf die Brust-OP-Geschichte berufe. Der Anwalt von der Kanzlei Liddle & Robinson bereitet derzeit eine Klage vor, deren Inhalt er ebenso wenig kommentieren will wie die Frage nach Schadensersatz.

Doch in einem Land, in dem man aussorgen kann, indem man sich die Lippen am Latte-to-go eines Schnellrestaurants verbrüht, könnte es für Condé Nast teuer werden. Seine Mandantin gebe keine Interviews und wolle nicht in der Öffentlichkeit stehen, sagt Marek. Verständlicherweise sei sie "am Boden zerstört". Schließlich habe man ihr nicht nur grundlos gekündigt, sondern auch zur unpassendsten Zeit: zwischen Thanksgiving und dem Fest der Liebe.

Das ist eine Sprache, die vor allem die wertkonservativen Leserinnen des Magazins Brides zu Tränen rühren dürfte.

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