Süddeutsche Zeitung

USA: Diskriminierungsklage gegen Bayer:Frauen ziehen vor Gericht

Sie fühlen sich diskriminiert und unter Druck gesetzt: Sechs Frauen in den USA klagen gegen ihren Arbeitgeber Bayer. Weil der weibliche Mitarbeiter systematisch benachteilige, soll er jetzt zahlen - 100 Millionen Dollar.

Die Welle an teuren Diskriminierungsklagen in den USA hat den deutschen Pharmakonzern Bayer erreicht. Sechs Frauen bezichtigen die US-Tochtergesellschaft in einer eingereichten Klageschrift, Männer bei der Bezahlung und Beförderung zu bevorzugen und überdies Schwangere und Mütter unter Druck zu setzen. Die Frauen verlangen 100 Millionen Dollar (70 Mio Euro).

"Bayer benachteiligt seine weiblichen Angestellten systematisch - besonders die mit familiären Verpflichtungen", sagte Anwältin Katherine Kimpel. Sie will das Unternehmen nun mit einer der gefürchteten Sammelklagen unter Druck setzen. Dabei treten die Kläger stellvertretend für eine größere Gruppe auf, was die Schadenssumme in die Höhe treibt.

Nach Angaben der Anwaltskanzlei sind die Klägerinnen ehemalige Beschäftigte oder arbeiten noch bei Bayer in den USA in Führungspositionen. Der Konzern mit Sitz in Leverkusen beschäftigt in Nordamerika nach eigenen Angaben insgesamt 16.400 Menschen an mehreren Standorten.

Die Klage wurde im Bundesgericht von New Jersey eingereicht. Bayer wies die Anschuldigungen zurück. Der Konzern wolle sich energisch gegen die Vorwürfe wehren, hieß es in einer Mitteilung.

Der Gegner ist allerdings mit allen Wassern gewaschen: Die Anwaltskanzlei Sanford Wittels & Heisler, die die Frauen vertritt, hatte dem Schweizer Pharmakonzern Novartis in einem ähnlichen Fall im Juli einen Vergleich über 175 Millionen Dollar abgetrotzt.

Der weltgrößte Einzelhändler Wal-Mart versucht derzeit vor dem Obersten Gericht, eine ähnliche Sammelklage wegen angeblicher Diskriminierung abzuwenden. Am 29. März beginnen die Anhörungen in dem Verfahren, in dem es um die Frage geht, ob die Mitarbeiterinnen aus unterschiedlichen Geschäften gemeinsam klagen dürfen oder ihre Interessen getrennt verfolgen müssen.

Bei Wal-Mart fühlen sich rund 1,5 Millionen aktuelle und ehemalige Mitarbeiterinnen benachteiligt. Dem Konzern droht eine milliardenschwere Strafe.

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