US-Studie:Raucher kostet Arbeitgeber 6000 Dollar mehr im Jahr

RAUCHEN AM ARBEITSPLATZ

Rauchen am Schreibtisch? In Deutschland ist das nur mit Erlaubnis des Arbeitgebers möglich.

(Foto: DPA)

Die Zigarette zwischendurch verursacht amerikanischen Unternehmen laut einer Studie einen gewaltigen wirtschaftlichen Schaden. Auf Deutschland sind die Ergebnisse der US-Forscher zwar nicht übertragbar - doch auch hier kosten Raucher Arbeitgeber mehr Geld als Nichtraucher.

Sie entspannt den Arbeitnehmer - doch den Arbeitgeber kostet sie bares Geld: die Zigarette zwischendurch. Amerikanische Wissenschaftler haben jetzt berechnet, wie teuer rauchende Mitarbeiter US-Unternehmen tatsächlich zu stehen kommen. Demnach verursacht ein Raucher seinem Chef im Vergleich zu einem Nichtraucher jährlich Mehrkosten in Höhe von 5816 Dollar, umgerechnet etwa 4500 Euro.

Allein durch Zigarettenpausen entgehen US-Unternehmen demnach pro rauchendem Mitarbeiter 3077 Dollar. Einnahmeausfälle entstehen außerdem durch eine verringerte Produktivität aufgrund der Fehlzeiten (517 Dollar). Mehr bezahlen muss ein Arbeitgeber für einen Raucher hingegen bei der Krankenversicherung, nämlich 2056 Dollar. (In den USA ist es üblich, dass Großunternehmen Arbeitnehmer selbst versichern.) Dazu kommen Kosten für Überstunden (462 Dollar) - die wohl aus schlechtem Gewissen abgeleistet werden.

Addiert man diese Beträge, ergibt sich eine Gesamtsumme von 6112 Dollar. Davon abzuziehen ist der einzige Posten, bei dem ein Raucher weniger kostenintensiv ist als ein Nichtraucher: Weil er im Schnitt früher stirbt, fallen für ihn im Jahr 296 Dollar weniger an Rentenkosten an.

Ganz unangreifbar ist die Studie allerdings nicht, die in der Fachzeitschrift Tobacco Control veröffentlicht wurde. Zunächst handelt es sich um eine Meta-Studie: Das heißt, die Zahlen sind nicht das Ergebnis einer eigenen empirischen Arbeit. Vielmehr haben die Forscher der Ohio State University Arbeiten anderer Wissenschaftler zum Thema ausgewertet. So kommen durchaus angreifbare Werte zustande. "Zu jedem der Kostenpunkte ermittelten andere Forscher Spannen, die teilweise von weniger als der Hälfte des angegebenen Schätzbetrags bis zum gut Dreifachen reichen", heißt es in einer kritischen Betrachtung der Studie bei Spiegel online.

Deutsche Unternehmen verlieren jährlich Milliarden

Für Deutschland sind die Zahlen - vor allem aufgrund der Besonderheiten des amerikanischen Versicherungssystems - ohnehin wenig aussagekräftig. So schätzt der Bundesverband mittelständische Wirtschaft (BVMW), dass Raucher ihren Arbeitgeber im Durchschnitt 2000 Euro mehr im Jahr kosten. Das sind 2500 Euro weniger, als von den US-Forschern veranschlagt. Der wirtschaftliche Schaden ist dennoch beträchtlich: Einer Studie der Universität Hamburg zufolge kosten die Qualmpausen deutsche Unternehmen im Jahr mehr als 28 Milliarden Euro.

Ein generelles Rauchverbot im Job - wie zuletzt von BVMW-Präsident Mario Ohoven gefordert - hat sich hierzulande zwar noch nicht durchgesetzt. Doch der Arbeitgeber hat weitreichende Rechte: "Er kann das Rauchen am Arbeitsplatz komplett verbieten und muss auch nicht dafür sorgen, dass irgendwo ein Raucherraum oder ein irgendwie geschütztes Areal für die Raucher zur Verfügung steht", erklärte der Arbeitsrechtler Michael Felser im vergangenen Jahr in einem Interview mit SZ.de. Selbst unbezahlte Raucherpausen müsse der Arbeitgeber nicht gewähren.

Wer gegen die diesbezüglichen Ansagen von oben verstößt, muss mit Konsequenzen rechnen: "Wer trotz des Verbots qualmt, riskiert eine Abmahnung oder sogar - bei hartnäckiger Missachtung - eine fristlose Kündigung", so Rechtsanwalt Felser. Die einzige Ausnahme sind Pausen, die - eigentlich - dem Gesundheitsschutz dienen. In denen kann sich jeder aufhalten, wo er möchte - und natürlich auch Rauchen. Zumindest, so lange Kollegen nicht beeinträchtigt werden.

In den USA raucht etwa ein Fünftel erwachsenen Bevölkerung. Für rauchende Arbeitnehmer wird ihr Laster dort zunehmend zur echten Belastung: Einige US-Unternehmen fordern von Rauchern bereits eine Zusatzbeteiligung an der Krankenversicherung. Andere stellen Raucher gar nicht erst ein oder entlassen sie, wenn sie nach einem bestimmten Zeitraum nicht mit dem Rauchen aufhören.

Die jüngste Studie dürfte diesen nikotinfreien Gegenwind noch verstärken.

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