Süddeutsche Zeitung

Unterrichtsausfall in Deutschland:Ein Jahr schulfrei für jedes Kind

Lesezeit: 1 min

Eine Million Unterrichtsstunden fallen jede Woche an deutschen Schulen aus. In manchen Bundesländern bedeutet das - umgerechnet auf die gesamte Schullaufbahn - fast ein Jahr schulfrei. Das ergibt eine Untersuchung des Deutschen Philologenverbands. Manche Schulformen sind besonders betroffen.

Ein Jahr schulfrei - mancher Schüler wäre darüber vielleicht gar nicht einmal so böse. Eben jene Zeit fällt - umgerechnet - in einzelnen Bundesländern während der Schullaufbahn eines Jugendlichen dem Unterrichtsausfall zum Opfer. Das ergibt eine Untersuchung des Deutschen Philologenverbands.

Danach werden bundesweit rund drei bis vier Prozent des Unterrichts ersatzlos gestrichen und bei vier bis sechs Prozent der Stunden die Schüler in einem anderen Fach unterrichtet. "Auf eine ausfallende Stunde kommen somit ein bis zwei weitere Stunden, die nicht nach Stundenplan stattfinden. Bei einem Gesamtvolumen von etwa 13 - 14 Millionen Unterrichtsstunden, die die 765.000 Lehrkräfte in Deutschland pro Woche halten müssen, betrifft dies rund eine Million Unterrichtsstunden, die nicht nach Stundenplan gehalten werden, ausfallen oder nicht fachgerecht vertreten werden können", sagte der Bundesvorsitzende des Verbands, Heinz-Peter Meidinger. "Es muss endlich Schluss damit sein, den Unterrichtsausfall als unabänderliche Tatsache hinzunehmen." Das sei nicht nur aus volkswirtschaftlichen Gründen keinesfalls hinnehmbar.

Besonders betroffen sind Berufsschulen und Gymnasien. Am geringsten ist der Stundenausfall in Grundschulen. Die Ursachen des Unterrrichtsausfalls sind laut Meidinger nicht, dass die Lehrer überdurchschnittlich oft krank sind oder ihr Fortbildungsbedarf gestiegen wäre. Das hauptsächliche Problem sei, dass in keinem einzigen Bundesland eine ausreichende Lehrerreserve zur Verfügung stehe. In den meisten Bundesländern decken die Mittel für Vertretungslehrkräfte nur 1,5 bis 2,5 Prozent der Gesamtlehrerstellen ab.

Um Lehrer, die erkrankt oder auf einer Weiterbildung sind, ersetzen zu können, dringt der Verband auf politische Maßnahmen. So müsse in allen Bundesländern eine Vertretungsreserve von acht Prozent der Lehrerstellen bereit stehen, fordert Meidinger. "Unterrichtsausfall und die hohen Klassenstärken sind in den Augen der Eltern die beiden größten Problemfelder im deutschen Bildungswesen."

Bestens informiert mit SZ Plus – 4 Wochen kostenlos zur Probe lesen. Jetzt bestellen unter: www.sz.de/szplus-testen

URL:
www.sz.de/1.1193104
Copyright:
Süddeutsche Zeitung Digitale Medien GmbH / Süddeutsche Zeitung GmbH
Quelle:
sueddeutsche.de/dapd/tina
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über Süddeutsche Zeitung Content. Bitte senden Sie Ihre Nutzungsanfrage an syndication@sueddeutsche.de.