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Unternehmensgründung:Warum ein Businessplan wichtig ist

Wer sich selbständig machen will, braucht eine gute Idee, entsprechende Qualifikationen, ein wenig Mut - aber vor allem einen Businessplan. Damit können nicht nur potenzielle Geldgeber vom Erfolg des Vorhabens überzeugt werden - auch dem Gründer selbst hilft ein gutes Exposé.

Von Jasmin Off

Den Job kündigen und ein Café eröffnen, nebenberuflich Yogakurse anbieten oder ein IT-Unternehmen gründen - viele träumen davon, sich selbständig zu machen. Die Begeisterung für die Idee ist dabei oft größer als die Bereitschaft, sich mit essentiellen Fragen zu beschäftigen: Habe ich überhaupt unternehmerische Fähigkeiten? Welche Risiken bestehen? Und vor allem: Lohnt sich das Vorhaben finanziell?

Ein Businessplan schafft die nötige Klarheit. Die Euphorie wird in einem solchen Dokument in nüchterne Zahlen übersetzt, die Idee verständlich formuliert. Später soll dies potenzielle Geldgeber überzeugen, vor allem aber dient der Plan dem Gründer als persönlicher Wegweiser (Wie Sie einen Businessplan richtig erstellen, lesen Sie hier.)

"Den Businessplan schreibt man nicht für jemand anderen, sondern primär für sich selbst", so Oliver Bücken, Head of Entrepreneurship Education der UnternehmerTUM, dem Gründungszentrum an der TU München. "Das Ergebnis ist zwar wichtig, aber viel entscheidender ist der Prozess, durch den der Gründer beim Schreiben geht. Er wird dabei gezwungen, seine Gedanken zu strukturieren und wichtige Entscheidungen zu treffen."

Kenntnisse und Voraussetzungen

Der Plan dient damit auch der persönlichen Kontrolle, ob man sich den Schritt in die Selbständigkeit überhaupt zutraut. Stellt der angehende Gründer fest, dass er das nötige Wissen und Können für eine Unternehmensgründung mitbringt, schafft das Selbstvertrauen. Wird dagegen deutlich, dass zur Umsetzung der Idee fachliche oder unternehmerische Qualifikationen fehlen, kann nachjustiert werden.

Ein ehemaliger Versicherungskaufmann, der ein Restaurant eröffnen will, sollte nicht nur eine Vorliebe für gute Pizza mitbringen, sondern sich vor allem in der Gastronomiebranche auskennen. Fehlen diese Kenntnisse, können branchenspezifische Zusatzschulungen - etwa zu Hygiene- und Lebensmittelvorschriften - helfen, einen Misserfolg zu vermeiden. Auch um sich kaufmännische Fähigkeiten anzueignen, empfiehlt es sich, spezielle Seminare zu Steuerrecht oder Buchhaltung zu belegen.

Tragfähigkeit der Idee

Neben der persönlichen Eignung wird mithilfe des Businessplans auch die Tragfähigkeit der Idee überprüft. Die Absicht, im eigenen Frisörsalon zur Umsatzsteigerung auch Haarpflegemittel zu verkaufen, ist ein guter Anfang. Noch besser ist aber bereits zu wissen, von welchem Lieferanten und zu welchen Konditionen man die Produkte beziehen will und welchen Preis die Konkurrenz dafür verlangt. Je konkreter der Gründer seine Idee im Businessplan darlegt, desto eher können Schwachstellen im Konzept erkannt und noch vor der Gründung behoben werden.

Finanzielle Risiken minimieren

So wird auch das finanzielle Risiko, das der Schritt in die Selbständigkeit mit sich bringt, möglichst gering gehalten. Stellt sich zum Beispiel im Rahmen der Finanzplanung heraus, dass mehr Kapital benötigt wird als bislang angenommen, verschafft die frühe Planung Zeit, die fehlenden finanziellen Mittel rechtzeitig aufzutreiben. (Lesen Sie hier mehr über Fördermöglichkeiten für Selbständige.)

Entscheidungsgrundlage für Kredite und Zuschüsse

Letztendlich muss der Businessplan aber nicht nur den Gründer selbst, sondern auch andere überzeugen. Banken, potenziellen Investoren und möglichen Geschäftspartnern dient er als wichtige Entscheidungsgrundlage für finanzielle Hilfen. Auch staatliche Stellen wie die Bundesagentur für Arbeit entscheiden maßgeblich anhand des Businessplans über Zuschüsse zur Gründung. Erscheint die Idee nicht tragfähig oder ist das Finanzkonzept lückenhaft, ist eine Förderung eher unwahrscheinlich.

Und auch wenn mittlerweile finanzielle Unterstützung oft nicht mehr über den klassischen Bankkredit erfolgt, sondern über Netzwerke und persönliche Kontakte, ist der Businessplan entscheidend. "Ohne einen schriftlichen Überblick zur Gründungsidee läuft gar nichts", so Oliver Bücken. "Sobald ein möglicher Investor Interesse signalisiert, fordert dieser auch immer etwas schwarz auf weiß. Der Businessplan sollte daher immer griffbereit in der Schublade liegen."

Nach der Gründung weiterentwickeln

Selbst nach dem Schritt in die Selbständigkeit sollte der Gründer seinen Plan immer mal wieder herausholen und überprüfen, ob seine gesteckten Ziele erreicht wurden. Gibt es Abweichungen, kann er nachvollziehen, wo es hakt und möglichst schnell gegensteuern.

Und nicht nur die Wirklichkeit sollte an den Plan angepasst werden, sondern auch der Businessplan an den Fortschritt des Unternehmens. Wenn sich etwa auf dem Markt neue Trends entwickelt haben oder unerwartet Konkurrenten aufgetaucht sind, ist eine Anpassung des Konzepts zu empfehlen.

"Im Idealfall ist der Plan ein lebendes Dokument, das permanent weitergeführt wird", so Oliver Bücken, der das Wachstum eines Start-up mitfinanziert hat, das seinen Businessplan über fünf Jahre weitenwickelt hat - mittlerweile gibt es die 47. Version.

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