Unternehmensgründung:Lieber selbständig als lange arbeitslos

In der Krise nimmt die Zahl der Gründungen deutlich zu. Viele sehen darin eine Chance - doch der Erfolg hängt vor allem vom Startkapital ab.

Helga Einecke

Die Krise treibt mehr Arbeitslose in die Selbständigkeit. Vor allem Menschen, die über ein Jahr keinen festen Job mehr hatten, gründen lieber eine eigene Existenz, ergab eine Studie der KfW-Bankengruppe. "Arbeitslosigkeit löst ein intensives Nachdenken über potentielle Gründungsprojekte aus und führt offenbar auch häufig zu einer konkreten Geschäftsidee", untermauern die Volkswirte ihre Ergebnisse.

Selbständig

Der Zustand der Unis in Deutschland gibt manchmal Anlass zur Klage. Immerhin: WLan ist inzwischen meist Standard.

(Foto: dpa)

Im Jahr 2009 starteten der Studie zufolge 872.000 Personen in die Selbständigkeit, ein Zehntel mehr als ein Jahr zuvor. "Die Krise hat über unterschiedliche Kanäle die Gründungsaktivität belebt, wobei sie Impulsgeber für vielversprechende Projekte war", sagte KfW-Vorstandsmitglied Axel Nawrath. Jeder fünfte Gründer war vorher arbeitslos, vor allem Langzeitarbeitslose ließen sich auf eine neue Unternehmung ein.

Erwerbslose müssen der Studie zufolge mit geringem Einkommen, einem niedrigen sozialen Status und geringer beruflicher Selbstbestimmung klarkommen. Außerdem finden sie in der Rezession trotz intensiver Suche häufig keine passende Beschäftigung bei Firmen oder Dienstleistern. Daher stellt die Existenzgründung meist die einzige Alternative zur Arbeitslosigkeit dar. Die befragten Arbeitslosen würden ihre Selbständigkeit aber nur zum Teil als einen Ausweg aus der Not sehen. Viele begreifen sie auch als eine Chance. In der Rezession sei diese Sicht besonders ausgeprägt, weil der Arbeitsmarkt und die Stellen bei Unternehmen als sehr unsicher gelten.

Die Bundesagentur für Arbeit hilft den Arbeitslosen bei ihren Gründungen auf die Sprünge. Sie zahlt einen Zuschuss für neun Monate in Höhe des zuletzt bezogenen Arbeitslosengeldes sowie eine Pauschale von 300 Euro pro Monat zur sozialen Absicherung. Außerdem gibt es sechs Monate lang jeweils weitere 300 Euro, wenn "die geförderte Person intensive Geschäftstätigkeit und hauptberufliche unternehmerische Aktivität nachweisen kann". Hartz-IV-Empfänger haben im Gegensatz zu Arbeitslosen keinen Rechtsanspruch auf Förderung bei der Existenzgründung. Die Höhe eines Zuschusses, der Förderbetrag und die Dauer der Förderung richten sich nach dem Einzelfall und liegen im Ermessen des Fallmanagers. Langfristig sollten aus der Selbständigkeit heraus Einkünfte zu erwarten sein, die den Anspruch auf Hartz IV überflüssig machen.

Die KfW zieht aus ihrer Studie den Schluss, die Wirtschaftskrise habe sich insgesamt positiv auf die Gründungen in Deutschland ausgewirkt. Es habe mehr und im Schnitt größere Gründungen von Unternehmen gegeben. Hinter diesem Gesamtbild verberge sich jedoch eine Polarisierung. Auf der einen Seite habe sich für ein Fünftel der Gründer der Druck zur Selbständigkeit erhöht. Auf der anderen Seite geben mit 17 Prozent fast genauso viele an, die Krise habe ihnen eine Chance eröffnet. Offenbar komme es dabei sehr auf die Sichtweise des einzelnen an, wie er seine Selbständigkeit angeht.

Erspartes für den Neustart

Fast alle Gründer nutzten für ihren Schritt Beratungen, Informationen, persönliche Netzwerke, Banken, Handelskammern oder das Internet. Erstaunlich ist, mit welch geringem Startkapital die meisten Gründer auskommen. Fast die Hälfte startete mit weniger als 5000 Euro, drei von vier Selbständigen bauten ihre neue Existenz auf weniger als 25 000 Euro auf.

Wer nur ein paar Tausend Euro einsetzt, greift in der Regel auf Erspartes zurück oder leiht sich das Geld von der Familie oder Freunden. Die Krise machte die Jungunternehmer auch etwas skeptischer in Bezug auf den Erfolg ihres Projekts. Das könnte ein Grund dafür sein, dass weniger als ein Viertel von ihnen über Schwierigkeiten bei der Finanzierung klagte.

Allerdings sind die Erfolgsaussichten einer Gründung besser, je höher der Kapitaleinsatz ist. Damit Gründungen am Markt bestehen können, müssen sie oft eine Mindestgröße aufweisen können, ergab die KfW-Studie. Ein frühzeitiges Scheitern gehe häufig mit geringem Kapitaleinsatz einher.

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