Universitäten:"Hochschulen brauchen Manager an der Spitze"

Auch Hochschulen brauchen qualifiziertes Führungspersonal. Attila Pausits, der in Krems den Fachbereich Hochschulmanagement leitet, über Wettbewerb und Berufsbeamtentum.

Christine Demmer

Hochschulen sind keine Wirtschaftsunternehmen, doch auch sie brauchen Führungspersonal mit Management-Qualitäten. An der Donau-Universität im österreichischen Krems studieren Dekane, Professoren und Angestellte im Mittelbau ein Jahr lang die Kunst des Überlebens in der Marktwirtschaft. Attila Pausits leitet den Fachbereich für Hochschulmanagement.

Campus Uni Krems

Campus der Universität Krems: Hochschulen funktionieren anders als Dienstleister.

(Foto: Foto: Universität Krems)

SZ: Sie haben kürzlich die ersten Master-Absolventen des Studiengangs Hochschul- und Wissenschaftsmanagement verabschiedet. Was haben sie gelernt?

Attila Pausits: Vor allem, dass sich das Management von Bildungs- und Wissenschaftseinrichtungen stärker von verwaltenden zu gestaltenden Tätigkeiten umorientieren muss. Die Leitenden müssen als "Change Agents" in den Hochschulbetrieb hineinwirken, daher steht das Veränderungsmanagement ganz oben auf dem Lehrplan. Außerdem geht es um Fragestellungen wie: Wo positionieren wir uns im Wettbewerb? Wie gehen wir mit den Ressourcen strategisch und operativ richtig um? Wie kommen wir mit den Finanzen klar? Das sind große Herausforderungen für Dekane und Fachbereichsleiter, die einen Lehrstuhl unter Wettbewerbsbedingungen managen sollen.

SZ: Bringen Sie den Professoren auch bei, wie sie ihren Kollegen geschickt eine Haushaltskürzung verkaufen?

Pausits: Das Management des Wandels bedeutet vor allem Kommunikation. Je weiter Wissenschaftler von der BWL entfernt sind, desto weniger Verständnis bringen sie für ökonomische Zwänge auf. Das ist ja das zentrale Problem in der Hochschule: Die Welt der Wissenschaft und die Welt der Verwaltung befinden sich im Kampf zwischen Humboldt und Macchiavelli. Die Hochschulleiter haben die Aufgabe, diese beiden Welten zusammenzuführen. Per Gesetz kann man den Universitäten neue Freiheiten einräumen und neue Aufgaben geben. Aber wie sie das hinbekommen, lässt sich nicht verordnen.

SZ: Woran haben Ihre Studenten besonders zu knabbern?

Pausits: Am Verständnis, was eine unternehmerisch geführte Hochschule ist. Solange man nur darüber redet und es einen nicht direkt betrifft, ist es nur ein Schlagwort. Im Moment laufen viele Universitäten noch hinter der Internationalisierung her. Ihnen sind die Konsequenzen des Bologna-Prozesses ebenso wenig bewusst wie die Tatsache, dass sie von der "One-stop-University" zu einer Lebensabschnittspartnerin werden müssen. Die Wahl haben nämlich die Kunden, also die Studierenden. Und welche Hochschule sie wählen, ist auch eine Frage des Serviceangebots. Kein Ergebnis einer Dienstleistung hängt so stark von ihren Kunden ab wie das der Bildung.

SZ: Sie vermitteln also die Grundzüge der Dienstleistungsökonomie?

Pausits: Das geht nicht, weil eine Uni als Expertenorganisation ganz anders funktioniert als ein Industriebetrieb oder ein anderer Dienstleister.

SZ: Inwiefern?

Pausits: Der Erfolg einer Universität wird durch die Qualität des wissenschaftlichen und des administrativen Personals definiert. Die Personalkosten einer Hochschule machen gut 75 bis 80 Prozent des Budgets aus, das ist extrem hoch und gleichzeitig mit dem Berufsbeamtentum einbetoniert. Deshalb muss die Hochschulleitung frei sein, Wissenschaftler auf Zeit einstellen zu können - ohne das mit der Unterschrift vom Ministerium absegnen zu müssen.

SZ: Hat Sie das Vorwissen der Studenten auch positiv überrascht?

Pausits: Ja, im Projektmanagement sind die meisten gut aufgestellt. Grundlagen müssen wir ihnen nicht mehr beibringen, nur noch Vertiefungen.

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