Universität Hamburg:Harte Landung für "Raketen-Moni"

An der Hamburger Uni tobt ein Machtkampf um Präsidentin Auweter-Kurtz: Es ist wohl nur noch eine Frage der Zeit, bis die Raketenforscherin ihren Posten räumen muss.

Hamburgs Uni-Präsidentin Monika Auweter-Kurtz hatte seit ihrer Berufung im November 2006 einen schweren Stand an ihrem neuen Arbeitsplatz. Dabei war die wirtschaftsnahe Wissenschaftlerin wegen ihres Reformwillens von der damals allein regierenden CDU zunächst hoch gelobt worden

Universität Hamburg: Monika Auweter-Kurtz: problematischer Führungsstil

Monika Auweter-Kurtz: problematischer Führungsstil

(Foto: Foto: dpa)

Dass die Expertin für Raketenantriebstechnik einen beispiellosen Aufstand der Professoren entfachen würde, überraschte aber nicht nur die CDU-geführte Wissenschaftsbehörde. 120 Professoren und 170 Wissenschaftliche Mitarbeiter forderten im Frühjahr 2009 ihren Rücktritt - ein bundesweit einmaliger Vorgang. "Raketen-Moni", wie die Stuttgarterin wegen ihrer Nähe zur Rüstungsindustrie auch genannt wurde, gab sich zunächst unversöhnlich - und dann dialogbereit.

Autoritärer Führungsstil

Schließlich räumte die wegen ihres autoritären Führungsstils und Reformeifers unter Beschuss geratene Uni-Präsidentin in einem Brief an alle Mitarbeiter sogar Fehler ein und gelobte Besserung. Ihr sei klar, dass die nötige Kommunikation zu kurz gekommen sei. Das bedaure sie sehr. "Mir ist wichtig, dass insbesondere der Umgangsstil ein ganz anderer wird", betonte sie.

Aber Fakultäten und Professoren ließen sich nicht erweichen und lehnten eine weitere Zusammenarbeit mit der 58-Jährigen Ende Juni endgültig ab. Kurz zuvor hatten sich die Dekane der Hamburger Universität mit 4:1 Stimmen gegen den Verbleib der ungeliebten Präsidentin in ihrem Amt ausgesprochen, für das sie bis 2012 gewählt worden war.

Flucht in die Heimat

Auch Wissenschaftssenatorin Herlind Gundelach (CDU), die die Uni-Präsidentin und ihre Umzugspläne in die Hafencity immer unterstützt hatte, mochte nicht länger an ihrer Seite bleiben. Ihr Führungsstil sei problematisch, die Uni müsse entscheiden, ob sie bleiben solle oder nicht, sagte sie am 24. Juni in der Bürgerschaft.

Zwei Tage später sprach die Senatorin Klartext und erklärte Auweter-Kurtz müsse ihren Posten räumen. "Wir haben der Präsidentin ein Angebot unterbreitet, ihren Vertrag im wechselseitigen Einvernehmen aufzulösen", teilte Gundelach mit. Über diese Indiskretion war die Stuttgarterin so erbost, dass sie von Verhandlungen erst einmal nichts mehr wissen wollte und sich in ihre Heimat absetzte.

Auf der nächsten Seite: Wie "Raketen-Moni" um ihre Abfindung pokert.

"Die pokert hoch"

Erbitterter Widerstand

Auch der Hochschulrat kritisierte die Wissenschaftssenatorin und bat alle Beteiligten darum, "die Vertraulichkeit unter allen Umständen sicherzustellen". Für Wahl und Abwahl der Präsidentin sei schließlich der Hochschulrat verantwortlich und niemand sonst, stellte Professor Albrecht Wagner klar.

Darauf wird es die 58-Jährige wohl nicht ankommen lassen, denn nur wenn sie selbst den Hut nimmt, ist eine Abfindung drin. "Die Gespräche mit der Schwäbin Auweter-Kurtz werden für die Behörde sicherlich nicht einfach. Die pokert hoch, das kann dauern", hieß es aus ihrem Umfeld.

Darüber sind nicht nur die Linken empört. "Frau Auweter-Kurtz hat einen Scherbenhaufen hinterlassen. Viele Vorhaben, die auf den Weg gebracht wurden, sollten von oben übergestülpt werden und stießen auf erbitterten Widerstand", erklärte Linken-Fraktionschefin Dora Heyenn. Einen "goldenen Handschlag", der sicherlich im Millionenbereich angesiedelt sei, dürfe es darum für sie nicht geben.

Umstrittene Hafencity-Pläne

Auch den von Auweter-Kurtz propagierten Umzug der Uni in die Hafencity sieht die Opposition mit ihrem Rausschmiss vor dem Aus. Die Senatorin sollte aus dem Scheitern ihrer Präsidentin die Konsequenzen ziehen und "ihre Gedankenspiele zum Umzug der Uni in die Hafencity bleiben lassen", sagte SPD-Hochschulexpertin Dorothee Stapelfeld.

Der AStA möchte sogar, dass mit der Präsidentin auch die Wissenschaftssenatorin geht. Für die Missstände an der Uni sei sie die Hauptverantwortliche, denn sie habe reichlich spät verstanden, "dass die diskutierten Probleme primär dem Hamburger Hochschulgesetz entstammen" und dem damit verbundenen Abbau der Hochschuldemokratie, sagte die AStA-Vorsitzende Aleksandra Szymanski. Neben einer Erneuerung des Hochschulgesetzes sei darum auch der Rücktritt der Senatorin unabdingbar.

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