Ungewollte Kündigung:So bleibt Ihr Abschied unvergessen

Matthias Matussek

Gewusst wie: Matusseks Abgang bei der Welt war zumindest nicht leise.

(Foto: dpa)

Sie müssen Ihren Chef nicht gleich als "durchgeknalltes Arschloch" bezeichnen, wie "Welt"-Kolumnist Matussek das angeblich gemacht hat. In fünf Schritten zur effektvollen Kündigung.

Von Carolin Gasteiger

Natürlich tut es auch ein einfaches "Adieu". Mit diesem einen Wort wäre genug gesagt, man verabschiedet sich von geliebten und ungeliebten Kollegen gleichermaßen, muss weder ein Wiedersehen noch das Gegenteil andeuten. Aber das wäre schnell verhallt. Wer sich so verabschiedet, ist schon in Vergessenheit geraten, bevor die Tür ins Schloss gefallen ist.

Warum nicht mit wehenden Fahnen gehen, gerade wenn die Kündigung nicht einvernehmlich war? Ungleich nachhaltiger gestalten Sie Ihren Abgang, wenn Sie das "Adieu" durch ein saftiges "Arschloch" ersetzen. So soll es der nun ehemalige Welt-Kolumnist Matthias Matussek Medienberichten zufolge getan haben. Er bestreitet das zwar, doch der Verlag insistiert. Wie auch immer: Ein Abschied mit Pauken und Trompeten bleibt viel länger im Gedächtnis. In fünf Schritten schaffen Sie das auch:

1. Bauen Sie sich langfristig Ihr Image auf

Ob Kolumnist, Vorarbeiter, Rektor oder Optik-Fachverkäuferin: Arbeiten Sie an Ihrem Image. Denn nur wer noch im sicheren Arbeitsverhältnis klare Kante zeigt, kann sich einen fulminanten Abgang erlauben. Wie holprig käme es daher, wenn sich das schweigsame Lieschen Müller aus dem fünften Stock, Abteilung Buchhaltung, mit einem herzhaften "Sie können mich mal" von ihrem Chef verabschiedet. Der Temperamentausbruch käme eindeutig zu spät. Also von langer Hand ein Faible für rückläufige Organisationen wie die katholische Kirche entwickeln und das ausführlich in einem Buch thematisieren. Mit seinem klaren religiösen Bekenntnis und der Bereitschaft, dieses zu verteidigen ("Warum? Weil mein Verein angegriffen wird.") hat es Matussek vorgemacht. Die Konfrontation scheut er nie. Merksatz: Sich ruhig auch gegen das wenden, was gesellschaftlich als konform gilt (Matussek: "Ich bin wohl homophob. Und das ist gut so."). Hauptsache: Haltung! Möge diese auch noch so schief sein.

2. Immer wieder die Ich-Perspektive

Eines sollten Sie stets im Hinterkopf behalten: Es geht um Sie. Also pflegen Sie dieses Ich, machen Sie es publik, bringen Sie es unter die Leute. In Büchern, Kolumnen, Talkshows, im täglichen Gespräch (vielleicht auch mit sich selbst?), beim Mittagessen mit Kollegen, wenn es sein muss auch in Nachrufen auf "den geliebten einstigen Chef".

3. Nicht zu unterschätzen: die Crowd

Um die Punkte 1 und 2 effektiv und nachhaltig umsetzen zu können, brauchen Sie Fans, ein Netzwerk, kurz: Aufmerksamkeit. Stichpunkt Social Media: Hier können Sie mit minimalem Aufwand maximale Reichweite erzielen, wenn Sie zum unpassendsten Zeitpunkt mit größtmöglicher Gefühllosigkeit in eine aktuelle Debatte platzen. Unterstreichen lässt sich diese mit sogenannten Emojis, manchmal reicht auch ein simpler Smiley. Fertig ist der Knalleffekt. Frei nach Büro-Oberfiesling Stromberg: "Der größte Affe kriegt die geilste Schnalle." Ihre Crowd wird es Ihnen danken.

4. Torpedieren Sie Ihren Chef

Wer klare Kante zeigt, läuft Gefahr, beim Chef anzuecken. Aber Ihr Ruf sollte Ihnen das wert sein. Stellen Sie sich also auf Kritik von höchster Stelle ein, legen Sie es ruhig darauf an. Egal wie hart die Kritik aber ausfällt, wie deutlich sich Ihr Chef von Ihnen distanziert und Sie als "durchgeknallt" bezeichnet, behalten Sie das letzte Wort und setzen Sie eins drauf. Ob Matussek Jan-Eric Peters, Chefredakteur der Welt, nun tatsächlich derbe beschimpft hat oder nicht: Wir wollen mal nicht so kleinlich sein. Mit einem cholerischen Anfall würde er sich jedenfalls in eine Riege prominenter Choleriker einreihen, von Klaus Kinski bis Götz George (zur Erinnerung hier die denkwürdigsten TV-Interviews).

5. Immer das Gegenteil behaupten

Abgeschlossen ist ein effektiver Abgang nie. Scheuen Sie sich also nicht davor, die eine oder andere Behauptung (oder Smiley) nachträglich zu verändern. Lassen Sie die Öffentlichkeit im Dunkeln darüber, was wirklich passiert ist. Und Ihr Abgang hallt noch weiter nach. Im äußersten Fall können Sie sich arbeitsrechtlicher Urteile bedienen. So entschied das Landesarbeitsgericht Mainz im Falle eines über seinen Vorgesetzten erbosten Lageristen: "Es stellt nicht zwingend einen wichtigen Kündigungsgrund dar, wenn ein Angestellter seinen Vorgesetzten als 'Wichser' und 'Arschloch' bezeichnet". Vielleicht schicken Sie dem Lageristen einen Smiley via Social Media.

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