Ungebildete Azubis:Ab zur Nachhilfe - aber pünktlich!

Die Jugend kann nicht lesen, schreiben und rechnen. Viele Betriebe müssen mit Nachhilfe ausgleichen, was in den Schulen versäumt wird. Das ist beschämend.

Sibylle Haas

Es ist ein verheerendes Ergebnis, das der Deutsche Industrie- und Handelskammertag (DIHK) in seiner jüngsten Umfrage zutage gefördert hat: Es bewerben sich nicht nur zu wenige junge Leute um eine Lehrstelle, sondern viele sind für eine Ausbildung auch noch nicht reif. Die Jugend kann nicht rechnen, lesen und schreiben, so lautet das - freilich zugespitzte - Fazit. Die Betriebe beklagen aber auch die mangelnde Disziplin, Leistungsbereitschaft und Belastbarkeit.

Viele Firmen müssen das ausgleichen, was in der Schule und im Elternhaus versäumt wurde. Es ist beschämend, dass Nachhilfe in den Unternehmen die Regel geworden ist. Und das, obwohl die Lehrpläne oft so vollgestopft sind, dass für die Schüler mehr als ein Acht-Stunden-Arbeitstag herauskommt. Zuweilen wäre weniger mehr: Die Grundlagen müssten intensiver geübt, anderswo müsste abgespeckt werden.

Die gerne belächelten Sekundärtugenden spielen im schulischen Alltag schon gar keine Rolle mehr. Doch Pünktlichkeit, Zuverlässigkeit und Teamfähigkeit sind keineswegs "von vorgestern". Denn sie erleichtern das tägliche Miteinander enorm. Wer unpünktlich zur Arbeit kommt, verlässt sich darauf, dass andere zunächst den Job miterledigen. Das ist egoistisch und zerstört den Teamgeist. Der ist aber wichtig, damit sich kreative Ideen in den Firmen entwickeln. Viele Innovationen entstehen ja gerade in der Gruppe.

Wer an seinem Arbeitsplatz unzuverlässig ist, macht schlechte Arbeit und so vielleicht ein minderwertiges Produkt. Damit schädigt er seinen Arbeitgeber und gefährdet womöglich Arbeitsplätze, wenn Kunden zur Konkurrenz abwandern. Disziplin hat viel mit Solidarität zu tun. Sie dient den Menschen.

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