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Umfrage zu bevorzugten Arbeitgebern:Studenten streben in den Staatsdienst

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Welche Jobs sind für Studenten besonders attraktiv? Dieser Frage ist die Unternehmensberatung Ernst & Young nachgegangen und zu einem überraschenden Ergebnis gekommen: Den Nachfolgern der Generation Y geht es nicht mehr vorrangig um Sinn - sondern um Sicherheit.

Die Generation Y sucht im Job vor allem nach einem Sinn; will sich im Zweifelsfall nicht lange an einen Arbeitgeber und Ort binden, sondern sich selbst verwirklichen. So oder so ähnlich charakterisieren Soziologen in den Achtzigerjahren und später Geborene. Doch es scheint, als rücke bei Jüngeren zunehmend wieder ein anderes Schlagwort mit S in den Vordergrund: Sicherheit.

So lässt sich zumindest eine Studie des Maktforschungsinstituts Research Now im Auftrag der Unternehmensberatung Ernst & Young (EY) interpretieren. Research Now befragte mehr als 4000 Studierende, welche Faktoren für sie bei der Jobwahl eine Rolle spielten. Ein Ergebnis: 61 Prozent nannten einen sicheren Arbeitsplatz als wichtiges Kriterium. Dazu passt, dass jeder dritte Befragte (30 Prozent) den Öffentlichen Dienst für besonders attraktiv hält und eine Stelle bei einem staatlichen oder öffentlichen Arbeitgeber anstrebt (32 Prozent).

Auf Rang zwei der jobentscheidenden Kriterien lagen das Gehalt beziehungsweise mögliche Gehaltssteigerungen (59 Prozent), gefolgt von einer guten Vereinbarkeit von Familie und Beruf (57 Prozent). Flache Hierarchien und Kollegialität sind dagegen nur etwa jedem Fünften (22 Prozent) wichtig. Mehrfachnennungen waren möglich.

Schlüsselt man die Ergebnisse nach dem Geschlecht auf, ergibt sich ein differenziertes Bild. Die wichtigsten Faktoren bei der Wahl des Arbeitgebers für Studentinnen:

  • Jobsicherheit (66 Prozent)
  • Vereinbarkeit von Familie und Beruf (65 Prozent)
  • Gehalt (57 Prozent)

Für Studenten:

  • Gehalt (60 Prozent)
  • Jobsicherheit (56 Prozent)
  • Vereinbarkeit von Familie und Beruf (48 Prozent)

Bei Studentinnen ist der öffentliche Dienst entsprechend noch beliebter als bei ihren männlichen Kommilitonen. Während dieser Bereich für 36 Prozent der Frauen besonders attraktiv ist, liegt der Anteil bei Männern nur bei 23 Prozent.

In die Privatwirtschaft will insgesamt fast die Hälfte der Befragten (47 Prozent), für 21 Prozent der Studenten sind sowohl öffentliche als auch private Arbeitgeber attraktiv. "Manche Studenten haben offensichtlich eine gewisse Scheu vor der freien Wirtschaft - sie stellen sich einen Job in der Privatwirtschaft wohl als extrem zeitaufwendig, unsicher und mit privaten Belangen schwer vereinbar vor", kommentierte EY-Expertin Ana-Cristina Grohnert die Ergebnisse der Studie.

Dennoch ist der Staatsdienst die mit Abstand beliebteste Branche unter den Studierenden. Auf den Plätzen zwei und drei folgen mit deutlichem Abstand Wissenschaft (19 Prozent) und Kultureinrichtungen (17 Prozent). In die Bankenbranche zieht es dagegen nur sechs Prozent der Befragten, zu Versicherungen sogar nur drei Prozent.

Wer allerdings in die Bankenbranche strebt, rechnet mit dem höchsten Einstiegsgehalt. Zum Berufseinstieg erwarten die Studierenden 42 700 Euro im Jahr. Trotz des überdurchschnittlichen Gehaltsniveaus seien Banken derzeit aber nur für wenige Studenten attraktiv, erklärte EY-Expertin Grohnert. Das zeige, dass die Branche den Imageverlust aus der Finanzkrise noch nicht überwinden habe. Zudem sei es ein Beleg dafür, "dass ein hohes Gehalt für die Studenten nur ein Faktor unter vielen ist".

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