Umfrage:Halb Deutschland ist im Stress

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Schikanieren in Serie: Christoph Maria Herbst geht seinen Mitarbeitern in der TV-Rolle als Versicherungsangestellter Bernd Stromberg auf die Nerven.

(Foto: Willi Weber/picture alliance/dpa)
  • Laut einer Umfrage im Auftrag der Personalfirma ADP unter 11 000 Arbeitnehmern in Europa blicken die Deutschen bsonders optimistisch in die Zukunft.
  • Viele Beschäftigte fühlen sich jedoch teils zu sehr gefordert. 44 Prozent der befragten Europäer gaben an, dass sie oft oder zu oft Stress erfahren.
  • Die Umfrage zeigt einen Arbeitsmarkt im Wandel, in dem sich Unternehmen um manchen Qualifizierten stärker bemühen müssen als bisher.

Von Alexander Hagelüken

Europas Arbeitnehmer erleben Zeiten des Wandels. Gerade erst wird eine schwere Wirtschaftskrise überwunden, schon beeinflusst der nächste große Trend ihr Leben: Die Digitalisierung und Roboterisierung der Unternehmen. In dieser Situation zeigt eine umfassende Umfrage unter 11 000 Beschäftigten in acht Ländern, wie die Arbeitnehmer die Dinge sehen. Demnach blicken die Deutschen besonders optimistisch in die Zukunft, spüren aber auch die Belastung am Arbeitsplatz besonders.

Stress im Job ist ein allgemeines Phänomen und nicht immer nur negativ. Allerdings sagen 44 Prozent der befragten Europäer, dass sie oft oder zu oft Stress erfahren. In Deutschland ist es sogar jeder Zweite, so die Umfrage im Auftrag der Personalmanagementfirma ADP, die der Süddeutschen Zeitung vorliegt. Dabei geben ein Viertel der europäischen Beschäftigten an, ihr Unternehmen helfe ihnen überhaupt nicht dabei, den Stress besser zu managen. Ein weiteres Fünftel ist der Ansicht, der Arbeitgeber sei sich der Belastung gar nicht bewusst. "Angesichts der potenziellen Auswirkungen auf Produktivität und Fluktuation zeigen diese Ergebnisse, dass Arbeitgeber mehr tun können und sollten", folgern die Autoren aus der Umfrage.

Die Belastung verhindert allerdings nicht, dass drei Viertel der befragten Europäer die Zukunft der Arbeit optimistisch sehen, wobei der Wert in der Bundesrepublik sogar bei 80 Prozent liegt. Das positive Ergebnis lässt sich daraus erklären, dass die Beschäftigten inzwischen mehr Vertrauen in die Sicherheit ihres Jobs (38 Prozent), berufliche Chancen oder richtige Ausbildung und Entwicklung (je 27 Prozent) haben. Allerdings sorgt sich auch jeder Zweite um die Sicherheit seiner Stelle. Etwa jeder dritte fürchtet, dass sich seine beruflichen Chancen verschlechtern oder sich das Wirtschaftswachstum verlangsamt.

Naturgemäß blicken Italiener und Spanier, die eine weit stärkere Krise erlebten als andere Nationen, pessimistischer in die Zukunft. Interessant ist angesichts der aktuellen Zuwanderung, dass sich jeder dritte Schweizer und Brite durch internationale Talente gefährdet sieht, aber im Schnitt nur jeder fünfte Europäer.

Deutsche sind ihren Arbeitgebern treuer

Die Umfrage zeigt einen Arbeitsmarkt im Wandel, in dem sich Unternehmen um manchen Qualifizierten stärker bemühen müssen als bisher. Jeder dritte Befragte plant demnach, in den nächsten drei Jahren die Stelle zu wechseln. In der Schweiz und Polen will dies fast jeder fünfte sogar schon im nächsten halben Jahr tun. Nur jeder sechste Brite glaubt, dass er sein restliches Berufsleben in der bisherigen Tätigkeit verbringen will. Dagegen sind beispielsweise die Deutschen ihrem Arbeitgeber noch weitaus treuer: 40 Prozent der Befragten denken, dass sie bis zum Ende ihres Berufslebens bei der Firma bleiben. Die Frage ist, ob das so bleibt, wenn Arbeitgeber künftig stärker um bestimmte Kräfte buhlen.

Investitionen in die Motivation der Mitarbeiter lohnen sich in jedem Fall, legt die Umfrage nahe. Die Autoren zitieren eine amerikanische Studie, wonach Firmen mit hoch motiviertem Personal einen um ein Viertel höheren Erlös pro Beschäftigtem erzielen. Da ist für viele Unternehmen noch Luft nach oben: 56 Prozent der Befragten beschreiben sich als sehr engagiert, da klafft also noch eine Lücke.

Was treibt die Beschäftigten an? Andere Faktoren als nur das Gehalt scheinen inzwischen auf dem Vormarsch. Europaweit geben 29 Prozent an, dass sie eine gute Vereinbarkeit von Arbeit und Privatleben wünschen. Ein Viertel schätzt Flexibilität, also die Möglichkeit, zu arbeiten, wann und wo sie wollen. Und ein weiteres Viertel wünscht sich eine vielseitige und sich schnell wandelnde Rolle. Die Deutschen sind etwas weniger an der Vereinbarkeit mit dem Privaten interessiert als ihre europäischen Kollegen: Ein etwas höherer Anteil findet es wichtiger als Vereinbarkeit, Anerkennung vom Management zu erhalten. Das klingt dann wieder ziemlich traditionell.

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