Umfrage-Ergebnisse:Gehaltsreport - wer in Deutschland wie viel verdient

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Ärzte verantworten oft Leben und Tod. Ihr Gehalt hängt allerdings stark von der Fachrichtung ab, davon, welche Funktion man inne hat und wie groß der Arbeitgeber ist.

(Foto: imago/Westend61)
  • Die Jobbörse Stepstone hat 50 000 Fach- und Führungskräfte zu ihrem Gehalt befragt - nun liegen die Ergebnisse vor.
  • Das Einkommen unterscheidet sich nicht nur nach Branche, sondern auch nach Erfahrung, Unternehmensgröße und der Region.
  • Im Vergleich zum Vorjahr haben sich die Gehälter in verschiedenen Bereichen sehr unterschiedlich entwickelt.

Von Alexander Hagelüken

Wie hoch ihr eigenes Gehalt ist, darüber reden die Deutschen ungern. Aber wie viel Bekannte oder Kollegen verdienen, das möchten die meisten schon gerne wissen. Ein paar allgemeine Antworten darauf liefert der neue Gehaltsreport der Stellenbörse Stepstone, der der Süddeutschen Zeitung vorliegt.

Demnach gibt es bei den Fach- und Führungsjobs in Deutschland eindeutige Topverdiener: Ärzte in großen Kliniken und anderen Betrieben mit mehr als 1000 Beschäftigen trugen 2015 knapp 78 000 Euro nach Hause - wobei in diesen Durchschnitt Chefarzt-Gehälter genauso einfließen wie die der Berufsanfänger.

Auch über alle Firmengrößen gerechnet liegen Ärzte mit 64 000 Euro vor Juristen. Diese schoben sich vergangenes Jahr mit 63 000 Euro auf Platz zwei vor Ingenieure (61 000) und Informationstechnikern (58 000), 2014 hatten noch die ITler auf Platz zwei gelegen. Am unteren Ende der Einkommensskala rangieren der Öffentliche Dienst, Bildung, Soziales oder Pflege.

Für den Report befragte die Jobbörse 50 000 Fach- und Führungskräfte. Dabei zeigte sich, dass Großbetriebe generell mehr zahlen. Juristen, Marketingleute oder Architekten verdienen in diesen Firmen deutlich mehr als in kleineren. Insgesamt beträgt der Gehaltsvorsprung bei den großen Unternehmen gegenüber Betrieben mit weniger als 500 Beschäftigten satte 16 Prozent.

In Deutschland gilt: Je höher der Abschluss, desto höher das Jahresgehalt

Ein Studium bedeutet in der Bundesrepublik nach wie vor oft ein höheres Gehalt als andere Ausbildungen. Während Absolventen mit Doktortiteln die Skala mit durchschnittlich 66 000 Euro anführen und ein Unidiplom oder Master 56 000 Euro wert ist, bringt ein Abitur ohne Studium nach der Befragung nur 44 000 Euro und ein sonstiger schulischer Abschluss 31 000.

Bei den Studienfächern reicht die Spannweite von gut bezahlten Ärzten und Juristen über Politik- und Sozialwissenschaftlern, Lehrern und Architekten mit etwa 50 000 bis zu Geschichts- und Kulturwissenschaftlern, Designern und Erziehern mit gut 40 000 Euro.

Hohe Gehälter wachsen weiter

Bei den Wirtschaftssektoren zeigte sich im vergangenen Jahr eine unterschiedliche Dynamik. Demnach warben alle Branchen mit ohnehin hohen Gehältern mit deutlichen Zuwächsen um Mitarbeiter. Am stärksten zu beobachten war dies in der Medizintechnik, Chemie sowie bei Banken und Pharmafirmen mit etwa drei Prozent. In manchen Sektoren am unteren Ende der Einkommensskala für Fach- und Führungsjobs dagegen schrumpfte die Entlohnung laut der Umfrage sogar.

Was die absoluten Gehaltssummen betrifft, Prämien, Boni und sonstige Zuschläge sind generell eingerechnet, liegt wie schon im Jahr zuvor die Geldbranche vorne. Banken zahlten ihren Fach- und Führungskräften demnach im Schnitt gut 64 000 Euro, 1650 Euro oder 2,6 Prozent mehr als 2014 und so viel wie kein anderer Wirtschaftszweig in Deutschland. Knapp dahinter liegt die neu gebildete Gruppe der Finanzdienstleister und wie schon im Jahr zuvor die Pharmabranche.

In der Automobil- und Telekommunikationsindustrie fielen die Zuwächse im Vergleich etwas geringer aus. Deshalb schoben sich im vergangenen Jahr zwei andere Branchen auf die Plätze vier und fünf nach vorne: Konsum- und Verbrauchsgüter sowie die Chemieindustrie, letztere mit einem Zuwachs von 3,2 Prozent.

Im Vergleich bescheiden bleibt die Bezahlung in den Sektoren Handwerk, Hotel und Gastronomie, Bildung, Touristik oder Sport mit Jahresgehältern unter 40 000 Euro. Aber auch in den Branchen Werbung, PR, Gesundheit oder Landwirtschaft war im Schnitt kaum mehr zu verdienen. In diesen Sektoren ging die Bezahlung laut der Umfrage sogar leicht zurück.

Gehaltssprung beim Jobwechsel

Wer in seiner Firma Personalverantwortung übernimmt, kann wenig überraschend mit einem höheren Einkommen rechnen. Bei Ingenieuren, technischen Berufen und Informationstechnikern beträgt der Aufschlag etwa zehn Prozent, bei Marketingleuten sogar 14 Prozent. Die variablen Anteile am Gehalt, die etwa von Leistungszielen oder dem Erfolg des Unternehmens abhängen, betragen in der Regel laut der Umfrage nicht mehr als ein Zehntel. Fast doppelt so hoch ist dieser Anteil beispielsweise in den Vertriebsbereichen.

Wie viel ein deutscher Arbeitnehmer verdient, hängt auch davon ab, wo er wohnt und arbeitet. Das Durchschnittsgehalt einer Fach- und Führungskraft beträgt in der Bundesrepublik 52 000 Euro. In manchen Regionen verdient man deutlich mehr, etwa in Hessen (Spitzenreiter mit 57 000 Euro), in Bayern, Baden-Württemberg und Nordrhein-Westfalen. Die norddeutschen Bundesländer fallen etwas ab, weit unter dem Schnitt der Bundesrepublik liegen die ostdeutschen Bundesländer (38 000 bis 40 000) und Berlin (42 000).

Wer mehr verdienen möchte, schafft dies oft, indem er neu beginnt. Der erste Jobwechsel bringt im Schnitt elf Prozent mehr Gehalt, die beiden nächsten noch je fünf. Dazu passt, dass sich immer mehr Deutsche vorstellen können, häufiger ihren Arbeitsplatz gegen einen neuen zu tauschen.

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