Typologie deutscher Topmanager:Von Analytikern und Aufsteigern

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Sein Rauswurf bei Hewlett-Packard wurde ihm angeblich mit 13 Millionen Dollar versüßt: Léo Apotheker stand schon an der Spitze zweier Großunternehmen. Auch andere Deutsche prägen mit ihrem individuellen Führungsstil internationale Konzerne. Eine Typologie.

Der Analytiker

Stand schon an der Spitze von SAP und Hewlett-Packard: Léo Apotheker. (Foto: dpa)

Léo Apotheker, 59, gilt als kompromissloser Analytiker, der mehrfach bewiesen hat, dass er auch alte Strukturen aufbrechen und die Organisation in eine neue Richtung lenken kann. Die Organisation, das war lange der Softwarekonzern SAP, wo Apotheker nach dem VWL-Studium in Jerusalem 1988 einstieg. Nach drei Jahren Ausflug zu einer Risikokapital-Firma und als Berater kehrte er heim zu SAP und stieg in den Vorstand auf. SAP-Chef war er nicht einmal ein Jahr, mit miserablen Beliebtheitswerten bei den Mitarbeitern.

Apotheker erhielt kurz darauf seine zweite Chance, an der Spitze von Hewlett-Packard. Radikale Umbaupläne für den weltgrößten IT-Konzern wurden von der Börse nicht goutiert - und vom Verwaltungsrat auch nicht. Sein Rauswurf nach nur elf Monaten wurde Léo Apotheker angeblich mit 13 Millionen Dollar versüßt.

(Michael Kuntz)

Der Aufsteiger

Chef des Aluminiumkonzerns Alcoa: Klaus Kleinfeld. (Foto: Joshua Roberts/Reuters)

Als Klaus Kleinfeld im Frühjahr 2008 Chef des Aluminiumkonzerns Alcoa wurde, da hatte er schon eine ganze Karriere in Deutschland hinter sich. Eine Karriere, die begann, als er als Schüler - damals noch in Bremen - für ein paar Mark in der Stunde Supermarkt-Regale auffüllte. Studium, irgendwann die Leitung der Siemens-Landesgesellschaft in den USA, und im Januar 2005 dann der große Sprung: Kleinfeld, heute 55, stieg bis an die Spitze des Siemens-Konzerns auf.

Der Supermarkt-Jobber von einst setzte auf ehrgeizige Renditeziele und verlangte von den Konzernsparten, dass sich jede ihr "Mittagessen selbst verdienen" solle. In dem alten Traditionskonzern empfand man das als Provokation - und ziemlich amerikanisch. Im Zuge der Korruptionsaffäre nahm Kleinfeld 2007 seinen Hut. Seitdem warten einige noch immer auf seine Rückkehr.

(Thomas Fromm)

Manager-Typologie
:So nicht, Chef!

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Von Sibylle Haas, Hannah Wilhelm und Verena Wolff

Niemand kann einem Großstädter so schön einen modernen Traktor erklären wie Martin Richenhagen, 61. Das ist nicht selbstverständlich. Denn der gebürtige Kölner wollte eigentlich Berufsreiter werden und hatte mit Mitte zwanzig schon die entsprechende Prüfung abgelegt. Weil sein Vater das wichtig fand, studierte er danach. Auch seine Fächer Theologie und Romanistik deuteten noch nicht auf eine großartige berufliche Laufbahn bis an die Spitze eines amerikanischen Konzerns.

Martin Richenhagen steht dem amerikanischen Landmaschinen-Hersteller Agco vor. (Foto: Stephan Rumpf)

Richenhagen startete für fünf Jahre als Lehrer und studierte nebenbei Betriebswirtschaft. Die dabei erworbenen Kenntnisse wendete er nach und nach bei Herstellern von Aufzügen, Bodenbelägen und Klebstoffen sowie Landmaschinen an. Bei Claas in Ostwestfalen ging er wieder, bei der Fendt-Mutter Agco in Duluth/Atlanta ist er seit 2004 der Boss.

(Michael Kuntz)

Der Retter

Konnte den Abwärtstrend bei Blackberry nicht aufhalten: Thorsten Heins. (Foto: dpa)

Er sollte Blackberry wieder zum "Crackberry" machen - zu einem Smartphone, nach dem die Nutzer süchtig sind: Als Thorsten Heins Anfang vergangenen Jahres überraschend zum Vorstandschef des Blackberry-Herstellers, damals noch unter dem Namen Research in Motion (RIM), aufstieg, kriselte es bei dem kanadischen Konzern. Kunden kauften lieber iPhones von Apple oder Geräte mit Android-Betriebssystem. Der Gewinn brach ein, das langjährige Führungsduo Mike Lazaridis und Jim Balsillie, das den Blackberry gemeinsam groß gemacht hatte, musste gehen - und Heins sollte die Trendwende einleiten.

Der 55-Jährige war bereits seit 2007 bei RIM für Produktentwicklung und Vertrieb zuständig, davor bei Siemens. Doch auch er konnte den Abwärtstrend nicht aufhalten: Momentan sucht Blackberry einen Käufer oder Partner.

(Pia Ratzesberger)

© SZ vom 23.08.2013 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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