Teure Gebühren:Studieren schwergemacht

Kinder aus ärmeren Familien haben das Nachsehen: Nachdem sie sich durch die Selektionsmaschine Gymnasium gestrampelt haben, geht der Kampf weiter. Ein Studium muss finanziert werden - und der Staat wälzt die Verantwortung ab.

Johann Osel

Deutsche Akademiker reproduzieren sich mehr oder weniger selbst: 71 Prozent der Kinder von Eltern mit Uni-Abschluss studieren, von denen ohne akademischen Hintergrund nur 24 Prozent. Zwar ist das Bild vom Malocher-Sohn, dem generell ein Studium verwehrt bleibt, heutzutage überholt. Es gibt immer mehr Wege an die Hochschulen; aber eben auch Hürden.

Semesterstart in Rheinland-Pfalz

Ein Studium muss finanziert werden - für manche Studenten ist das nahezu ein Ding der Unmöglichkeit.

(Foto: dapd)

Die Rahmenbedingungen laden junge Leute aus sozial schwächeren Schichten nicht gerade in die Universitäten ein. Alleine der jüngste Streit zwischen Bund und Ländern um eine ohnehin minimale Bafög-Erhöhung, bleibt als peinliche Posse in Erinnerung. Und es gibt Studiengebühren in fünf Ländern, sie werden mit den Landtagswahlen 2011 nun wieder zum Streit-Thema.

1000 Euro pro Jahr, wie sie Gebühren-Länder meist verlangen, das klingt nach einer geringen Summe. Es kann aber viel sein, wenn nicht die Eltern helfen, wenn man trotz der Belastung durch die neuen Bologna-Studiengänge jobben muss oder sogar Kredite dafür benötigt. Haben sich Kinder aus ärmeren Familien durch die Selektionsmaschine Gymnasium gestrampelt, geht der Kampf für sie weiter.

Zwar mögen Gebühren vielerorts Verbesserungen gebracht haben: zusätzliche Kurse und Dozenten etwa, oder längere Öffnungszeiten von Bibliotheken. Eine bestmögliche Bildung für alle, von der Frühförderung bis zum Studium, ist aber Aufgabe des Staates. Die finanzielle Verantwortung in Teilen abzuwälzen, verträgt sich nicht mit den großen Worten quer durch alle Parteien, dass Bildung Priorität habe und das Land mehr Akademiker brauche. Bildung ist keine bei Bedarf zumutbare Investition für die Bürger, sondern ein Menschenrecht.

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