Tarife:Bundesweite Tarifrunde für Chemie- und Pharmabranche beginnt

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Eine Erdölraffinerie in Leuna (Sachsen-Anhalt). Foto: Waltraud Grubitzsch/dpa-Zentralbild/dpa (Foto: dpa)

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Hannover (dpa) - In der Tarifrunde für die rund 580 000 Beschäftigten der Chemie- und Pharmaindustrie beginnen heute (13 Uhr) die Gespräche auf Bundesebene.

Die Verhandlungen in Hannover sind für zwei Tage angesetzt. Die Gewerkschaft IG BCE signalisierte bereits vor Wochen, dass es ihr um mehr gehe als nur ums Geld. Die Arbeitgeberseite argumentiert indes, die Branche stecke in der Krise.

Die IG BCE fordert neben einem spürbaren Lohnplus unter anderem ein sogenanntes Zukunftskonto von jährlich 1000 Euro. Die Idee: Jeder Beschäftigte könnte individuell darüber verfügen und es etwa in freie Tage umwandeln oder für eine längere Auszeit vom Job ansparen. Zu den Forderungen gehört außerdem eine Zusatzversicherung für die Pflege, die Lücken der gesetzlichen Vorsorge schließen soll - nach Angaben der Gewerkschaft wäre das ein bundesweites Novum. Zudem soll es angesichts der Digitalisierung eine Qualifizierungsoffensive geben.

Der Bundesarbeitgeberverband Chemie (BAVC) dämpfte die Erwartungen und verwies darauf, dass die Branche für 2019 einen Umsatzverlust von fünf Prozent erwarte. Die Industrie befinde sich in einer Rezession, Spielraum für höhere Löhne gebe es daher nicht. Zudem müssten die Unternehmen viel Geld in Digitalisierung, Klimaschutz und E-Mobilität investieren, um für den Strukturwandel gewappnet zu sein. Auch beim Thema Arbeitszeit mauert die Arbeitgeberseite: "Eine Verschärfung des Fachkräftemangels auch noch mit einem Zukunftsbetrag zu finanzieren, geht in die völlig falsche Richtung", hieß es.

Im Vorfeld der bundesweiten Verhandlungsrunde hat es bereits neun regionale Gespräche gegeben - ohne Annäherung. Nach der Runde für Norddeutschland zeigte sich die IG BCE überrascht von der Haltung der Arbeitgeber. "Es hat mich gewundert, dass sie so wenig inhaltlich auf unsere Forderungen eingegangen sind", sagte Bezirksleiter Ralf Becker vor zwei Wochen. Die Arbeitgeber warfen der Gegenseite hingegen eine "realitätsfremde" Einschätzung der Lage vor.

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