Tarife - Berlin:500 Teilnehmer bei Warnstreiks im Einzelhandel

Berlin
Ein Transparent bei einem Warnstreik der Gewerkschaft Verdi. Foto: Paul Zinken/dpa/Symbolbild (Foto: dpa)

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Berlin (dpa/bb) - Rund 500 Beschäftigte des Einzelhandels haben am Donnerstag in Berlin und Brandenburg die Arbeit niedergelegt. Anlass für die Warnstreiks waren die immer noch ergebnislosen Tarifverhandlungen mit dem Handelsverband für die rund 141 000 Berliner und 78 000 Brandenburger Beschäftigten im Einzelhandel, wie die Dienstleistungsgewerkschaft Verdi mitteilte. Ein Großteil der Teilnehmer fand sich auf dem Berliner Breitscheidplatz zu einer zentralen Versammlung ein. Betroffen waren einzelne Filialen der Unternehmen Ikea, Rewe, Kaufland, Galeria Karstadt Kaufhof, Edeka, Thalia, H&M, Primark sowie das Rewe-Lager in Mariendorf und das Kaufland-Lager Lübbenau.

Die Gewerkschaft fordert unter anderem ein Lohnplus von 4,5 Prozent sowie ein Mindestentgelt von 12,50 Euro pro Stunde. "Trotz der hohen Inflationsrate von aktuell 3,9 Prozent legten die Arbeitgeber kein verbessertes Angebot vor", sagte Verdi-Verhandlungsführerin Conny Weissbach. Zudem wirft sie der Arbeitgeberseite vor, die mit der Corona-Krise verbundene Verunsicherung zu nutzen, um "Dumpingtariferhöhungen" durchzusetzen.

Der jüngste Tarifvorschlag vom 30. Juli würde es nach Angaben von Verdi den von Corona-Schließungen betroffenen Unternehmen erlauben, Lohnerhöhungen ins jeweilige Folgejahr zu verschieben. Demnach gäbe es in diesem Jahr gar keine Erhöhung.

"Es muss aber bedacht werden, dass nicht alle von Schließungen betroffene Unternehmen Lohnerhöhungen wie andere mitmachen können", entgegnete Günter Päts, stellvertretender Hauptgeschäftsführer des Handelsverbandes. Für diese Unternehmen brauche es mehr Nullmonate, bis schrittweise im nächsten und übernächsten Jahr wieder Tarifgleichheit hergestellt werden könne. "Unser letztes Angebot war eng koordiniert mit Angeboten aus anderen Bundesländern, jedoch mit Differenzierungen für die unterschiedlich von der Corona-Krise betroffenen Unternehmen in Berlin und Brandenburg", sagte Päts. Er sei jedoch optimistisch, zum nächsten Verhandlungstermin am 19. Oktober eine Lösung zu finden.

Susanne Ferschl, stellvertretende Fraktionsvorsitzender der Linken im Bundestag, brachte eine politische Intervention ins Spiel. "Spätestens seit der Pandemie ist klar, auf welche Berufe wir als Gesellschaft im Ernstfall nicht verzichten können. Weigern sich die Arbeitgeber, muss die Bundesregierung eingreifen und über die Allgemeinverbindlichkeitserklärung sicherstellen, dass in einer systemrelevanten Branche gleiche Lohn- und Arbeitsbedingungen garantiert werden."

Im hessischen Einzelhandel wurde bereits vor zwei Wochen ein Abschluss erzielt. Verdi und Arbeitgeber einigten sich nach fast sechsmonatigen Verhandlungen Gewerkschaftsangaben zufolge auf ein Lohnplus von 3 Prozent (rückwirkend zum 1. August) und um weitere 1,7 Prozent zum 1. April 2022. Günter Päts vom Handelsverband vom Handelsverband Berlin-Brandenburg bezeichnete die Einigung in Hessen als "Pilotabschluss".

© dpa-infocom, dpa:211014-99-591735/3

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