Süddeutsche Zeitung

Tarif-Gehälter:Kaum Verhandlungsspielraum

Mehr Geld als der Tarifvertrag vorsieht, gibt's in immer weniger Unternehmen.

Immer weniger tarifgebundene Betriebe in Westdeutschland bezahlen ihre Mitarbeiter über Tarif. Seit 1993 sei der Anteil von 61 auf 46 Prozent zurückgegangen, sagte der Arbeitsmarktforscher Claus Schnabel am Mittwoch. Im Osten stieg er seit der ersten Erhebung im Jahr 1997 dagegen von 17 auf 19 Prozent.

Insgesamt zahlten 43 Prozent der tarifgebundenen Betriebe ihren Beschäftigten im Jahr 2002 mehr Lohn und Gehalt als in der jeweiligen Branche üblich, wie aus einer Studie der Universität Erlangen hervorgeht. An Tarifverträge gebunden waren rund 40 Prozent der Betriebe im privaten Bereich.

Die übertariflichen Leistungen lagen im Durchschnitt um 10,8 Prozent über den Tarifverdiensten. Am häufigsten fand sich eine übertarifliche Entlohnung in der Industrie. Relativ selten war sie im Dienstleistungsbereich sowie in Kleinbetrieben mit weniger als zehn Beschäftigten. "Mit einer freiwilligen Entlohnung über Tarif wollen die Betriebe einerseits ihre Mitarbeiter besser motivieren und an sich binden", sagte Schnabel. "Andererseits kann mit der übertariflichen Entlohnung die mangelnde Differenzierung in branchenweiten Tarifverträgen korrigiert werden."

Die Zahlen basieren auf den repräsentativen Daten von rund 14 000 Betrieben des Betriebspanels des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) in Nürnberg.

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